Per Anhalter (German Edition)
genommen. Sie schrie so laut (vielleicht vor Lust, vielleicht vor Schmerz) dass er ihr den Mund zuhalten musste. Anschließend blutete sie dort unten wie eine Sau bei der Schlachtung. Ihre Atmung klang, als wäre sie in einem Notluftprogramm. Sie fiepte regelrecht. Wenigstens hielt sie auch den Mund dabei. Das war bei Sonja immer viel wert und nicht selbstverständlich.
„Steck dir das Tuch hier unten rein und zieh dich an“, befahl er daraufhin barsch. Seine Lust war einem sehr unangenehmen Ekelgefühl gewichen. Und sie tat es ohne zu murren. So wurde selbst Sonja noch zur echten Frau. Freilich, schöner wurde sie dadurch auch nicht, aber immerhin konnte sie nun mitreden. Mit wem auch immer... Das ganze Auto roch anschließend nach ihrem ungepflegten Intimbereich. Als sie irgendwann in ihrem bockigen Ton sagte,
„Ich wehzu Mama“, verpasste er ihr einen kräftigen Handkantenschlag und dann war erstmal Ruhe im Karton. Stunde um Stunde verging und er wünschte sich, er hätte die Fähre genommen, weil er sich immer müder und ausgelaugter fühlte und sich kaum noch aufs Fahren konzentrieren konnte. Doch er wollte um jeden Preis nach Schweden. Und schließlich, am frühen Abend, kamen sie in Malmö an. Hier begann Akt Nummer drei, und der war extrem haarig. Gerade begann sein Magen sich zu beruhigen, und Mario die heimelige Ruhe auf Schwedens Straßen zu genießen, auf denen einem gerade mal so viele Autos entgegen kamen wie in Deutschland auf einer mäßig befahrenen Landstraße, da tat sich vor ihm ein Stau auf. Und mitten in diesem Stau war ein Schild mit der Aufschrift Trafikplads. Kurz darauf sah er in der Ferne ein Polizeiauto. Er hätte umkehren können, kein Problem - wenn er in Deutschland gewesen wäre. Die Schweden waren da pfiffiger. Sie machten es einem nicht so leicht. Die Straße war einspurig und in der Mitte war eine Leitplanke. Rechts ein Wald. Aber auch da konnte man nicht einfach rein, weil er von einem Zaun umgeben war, der Wildtiere daran hindern sollte, über die Straße zu rennen.
Hinter ihm baute sich ebenfalls bereits ein Rückstau auf, was bedeutete, dass er jetzt sechs Richtige hatte.
Hab ich überhaupt meinen Führerschein mit? Wie viele Zigaretten und wie viel Alkohol darf ich eigentlich einführen? Gibt es ein internationales Fahndungsfoto von mir? Sieht Sonja schlafend aus? Oder bewusstlos? Wird Sonja, wenn sie wach wird, etwas sagen? Hab ich sie wohl schwer verletzt? Tödlich vielleicht sogar?
Viele Autos wurden einfach durch gewunken. Mich werden sie bestimmt nicht durchwinken. Ausländer, altes Auto... Hat das Auto überhaupt ein Kennzeichen dran? Es folgten knapp zwanzig Minuten heidenangst, die ihm den letzten noch verbliebenen Nerv kosteten, bis er endlich an der Reihe war. Der Polizist sah aus wie Michel aus Lönneberga. Blond, fesches Grinsen, blaue Augen und den Schalk im Nacken. Freundlich und fast schwungvoll grüßte er, „Hej-Hej!“ und fragte lediglich, ob er mal „der Fahrenschein“ sehen dürfe. Demnach hatte der Wagen also wohl ein Kennzeichen. Warum sonst sollte er ihn Deutsch ansprechen. Dumm nur, dass er zwar seinen Führerschein dabei hatte, nicht aber den Fahrzeugschein. „Michel“ bat zum Glück um keine weitere Stellungnahme und lotzte ihn auch nicht zu seinem Kollegen auf dem „Trafikplads“ weiter. Er gab sich mit der Aussage, „Das ist das Auto von meinem besten Freund“ zufrieden.
„Mein Auto ist in der Werkstatt. Ich wollte nur den Urlaub nicht absagen, wir haben uns so auf Schweden gefreut.“ Hier rechnete Mario noch mit dem Schlimmsten.
Doch „Michel“ nickte, gab ihm seinen Führerschein zurück und ließ ihn weiter fahren. Manchmal brauchte man im Leben einfach ein klein wenig Glück. Diese Aktion hätte ganz schön in die Hose gehen können. Gut, dass es ein sonniger Tag war und die beiden Verkehrserzieher augenscheinlich bester Laune waren. Hätten sie darauf bestanden, dass er nachwies, dass dies wirklich sein Auto war, oder ihn nach zollpflichtigen Waren gefragt und dabei den Kofferraum mit all dem Tabak und dem Bier drinnen entdeckt hätten (von den gefälschten Reisepässen mal ganz abgesehen…), oder wären ihnen die Hämatome an Sonjas Körper aufgefallen, irgendwas in diese Richtung, wäre er geliefert gewesen.
Von der Pistole, die er unter dem Fahrersitz verstaut hatte, mal ganz zu schweigen.
Er wäre sowas von rund gemacht worden.
Doch er hatte schlicht und einfach riesiges Glück.
Er fand, dass er das nach all
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