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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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ist es ihre Art zu zeigen, dass Lasses Spruch überflüssig war. Da hatte er schon wieder die Hand von Lasse auf der Schulter. Er schaute sie an, dann Lasses Gesicht und dann wieder die Hand. „Könntest du das bitte lassen?“,
    „Was denn?“,
    „Deine Hand dauernd auf mich drauf zu legen. Oder fasst du gerne Schwuchteln an?“ Lasses Hand war einfach eklig. Nicht nur dass sie speckig war, wie die eines Babys, sie war auch komplett dreckig. Besonders unter den Fingernägeln. Dort befand sich unter jedem einzelnen Nagel ein dicker schwarzer Dreckfilm. Er öffnete den Mund und grinste dann wieder. „Siehste, Mommor, ich sag doch er is schwuul. Jetzt hat er es selber zugegeben!“ Britta unternahm wieder nichts. Langsam wurde aus der Provokation eine reale Bedrohung. Was sollte das? „Nimm deine Hand von mir weg, Junge!“ schnauzte er Lasse an. Dieser kam seiner Aufforderung nach, hob beschwichtigend beide Hände hoch und sagte, „Schon guuut, schon guuut, Aldä. Wer wird denn da gleich Aggro sein, wa?“, „Ich werde Aggro wenn mich jemand anpackt!“ sagte er (wohlwissend, dass er sich gerade genau auf dasselbe Niveau herab begab, auf dem Lasse sich befand), „Ich grabsch dich doch auch nicht die ganze Zeit an. Ich bin kein Homo, bist du einer?“, „Seh ich so aus? Wie heißt der Kumpel überhaupt den du besuchst?“,
    „Warum? Du kennst den doch sowieso nicht. Warum fragst du?“,
    „Woher willst du das wissen ob ich den kenn oder nicht?“,
    „Weil ich es weiß!“,
    „Wohl kaum! Decken sich Schwuchteln gegenseitig, Mommor?“,
    „Jetzt hör doch mal mit dem Scheiß auf!“ brüllte David. Doch nun mischte Britta sich ein! „Schrei hier gefälligst nicht so rum. Das ist immer noch mein Auto und mein Sohn, klar? Was ist denn das für eine Art von dir?“,
    „Von mir?“ fragte David entsetzt. „Er provoziert mich die ganze Zeit. Schon seit ich von der Toilette kam.“, „Das nennst du provozieren? Nur weil dir jemand ein paar Fragen stellt?“, „Nein, aber was sind das denn für Fragen? Er bezeichnet mich die ganze Zeit als Homo. Ich hab ihm gesagt, ich bin kein Homo, aber er hört nicht auf. Ich fahre zu einem Kumpel nach Flensburg, ich bin kein Homo und damit hat es sich.“, „Weißt du was, mein lieber Freund“ raste Britta, es war exakt der gleiche Tonfall wie der, den seine Mutter anwandte wenn sie schimpfte, „Es ist mir völlig Schnurz was mein Sohn dich gefragt hat oder was er sagt. Du bist hier nicht in der Position uns irgendwelche Vorschriften zu machen, nachdem wir dich mitgenommen haben und dich freundlicher Weise von A nach B kutschieren. Was bist du denn für ein umgezogener Kotzbrocken , sag mir mal? Ist für dich wohl ganz selbstverständlich, was? Da nimmt mich schon jemand mit und ich kann mich wie die Axt im Wald benehmen.“, „Nein, gar nicht! Ich finde das echt nicht selbstverständlich. Ich bin total froh dass ihr mich mitgenommen habt. Aber ich finde es nicht in Ordnung, wenn Lasse mich die ganze Zeit beschimpft und mich antatscht, wenn ich sage, ich möchte es nicht.“,
    „Jetzt hör mir mal gut zu, alter Schwede“ sagte Britta laut. Sie hielt ihm die Hand hin und erklärte ein absurdes Regelwerk. „Erstens“ sagte sie und ihr Daumen ging hoch, „Das hier ist mein Auto und das meiner Kinder, und hier wird über das geredet, über was wir reden wollen. Zweitens: Ein Fremder, der uns blöd von der Seite anpampt, kann gerne zu Fuß gehen und drittens: Wenn es um meine Kinder geht werde ich zum Tier, mein Freund !“ „Er hat mich beleidigt. Das ist voll der Affenzirkus. Warum macht er das? Ich habe ihm nichts getan!“ „Weil wir keine Lügner mögen, David.“, „Genau David“ sagte Lasse von hinten, „Wir mögen keine Lügner!“ „Wieso bin ich denn jetzt ein Lügner“ wehrte sich David. „Weil du uns nicht ernsthaft weißmachen kannst, dass du per Anhalter nach Flensburg zu einem Kumpel fährst. Du willst zu einem Mädchen, richtig? Oder bist du ein Homo?“ provozierte Britta, „Ha-ha, sehr gut Mommor“ bellte Lasse wie ein Hund. David hätte ihn gern wenigstens imitiert um ihm einen Spiegel seiner Blödheit zu zeigen. Doch dann, da war er sich sicher, wäre die Situation endgültig eskaliert. „Na, was ist?“ fragte Britta schließlich. „Da fällt dir nichts mehr zu ein, was?“ Das Baby hatte zu jammern angefangen. Es stieß zunächst leise, dann immer eindringlichere Laute des Klagens aus. Niemand kümmerte sich darum. „Wenn ihr mich

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