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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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das Fenster rauf.
    Ihr Gesicht war in ständiger Bewegung. Sie schnaufte (genau wie Mutter schnaufte, wenn sie gerade am Heulen war oder zumindest vor Kurzem geheult hatte).
    Diese Britta musste ein psychisches Wrack sein. Sehr ermunternd! Nicht, dass er das jetzt zum ersten Mal feststellte, aber…
    Man konnte dem Wahnsinn förmlich dabei zusehen, wie er von Sekunde zu Sekunde mehr Besitz von ihr erlangte. Als ob der Wahnsinn eine giftige Flüssigkeit war. Flüssigkeit aus einer zu Bruch gegangenen Flasche, die auf dem Boden langsam einher kroch und sich einen Weg bahnte. Düngemittel auf einem extrem fruchtbaren Boden!
    „Toll, Donkey Kong schockt nich mehr“ heulte Lasse und schleuderte den Game Boy zu Boden. Und der war kein bisschen weniger wahnsinnig als seine Alte! Verfluchte Scheiße , dachte David, ich will hier raus! Ich will hier einfach nur raus!
     

Kapitel 4
     
    Stephan war gut und gerne 1,90 Meter groß, ziemlich kräftig gebaut ohne dabei dick zu sein, trug einen verwegenen Bart und hatte himmlisch strahlende blaue Augen. Rein von der Optik her war er genau Mareikes Typ.
    Ein echter Beschützer.
    Er war Stammkunde in der Tankstelle, bei der sie beschäftigt war.
    Sie wusste, dass er seit langem ein Auge auf sie geworfen hatte.
    Wäre er nicht einer von denen, die sich täglich vor der Tanke die Birne dicht kippten, wäre sie schon lange schwach geworden. Doch sie hatte Kinder und an die musste sie zuerst denken. Zu oft war sie schon auf Männer reingefallen, die ihr zunächst das Blaue vom Himmel versprachen und sie letztlich in Höllen aus Finanzproblemen, Alkoholismus und sogar Gewalt führten!
     Erschwerend hinzu kam, dass die Männer, die sie kennenlernte, nur bedingt kompatibel mit ihren Kindern waren. Stephan war ganz sicher der schlechteste Mann, in den sie sich verlieben konnte. Sich auf seine Anbandelei einzulassen käme einer Selbstverletzung gleich. Und doch beschäftigte er sie, so absurd es auch war. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er an ihr interessiert war. Und trotz der Tatsache dass sie wusste, es würde falsch sein, existierte in ihrem Kopf ein verklärtes, wildromantisches Bild von ihnen beiden als Paar.
    Auch an diesem Tag. Er gefiel ihr, keine Frage. Es war verflixt!
     
    Sie war gleich nach der Arbeit zu Aldi gefahren und hatte dort ihren wöchentlichen Einkauf erledigt. Sie übte Disziplin, indem sie nur einmal die Woche groß einkaufen fuhr und damit auszukommen versuchte. Dies jedoch gelang nur selten wie geplant. Sie hatte meistens irgendetwas vergessen und musste noch einmal fahren, wobei sie dann wiederum noch zig andere Sachen entdeckte, die sie zwar nicht dringend brauchten, die aber dennoch schön zu haben waren. Es war ein kleines Stückchen Luxus, aber selbst der war eigentlich nicht drin. Da inzwischen Monatsmitte war und das Kindergeld noch ausstand, musste sie sehr sparsam sein. Ein Karton H-Milch, ein paar Getränke, Eier und abgepacktes Weißbrot – kein Non Food, keine Tulpen, noch nicht einmal was zu naschen hatte sie eingepackt. Trotzdem war sie gut drauf. Auch wenn nie etwas aus Stephan und ihr werden würde, war es doch ein schönes Gefühl, noch immer für einen Mann begehrenswert zu sein. Sie hatte längst keine Märchenprinz-Ansprüche mehr, dafür hatte sie zu viel Schlechtes erlebt, aber Stephan… Nein, das war zum Scheitern verurteilt, das ergab keinen Sinn. Trotzdem, träumen war schließlich nicht verboten und genießen ebenso wenig.
    Sie hätte gelogen wenn sie behauptet hätte, er ließe sie kalt, absolut.
    Doch noch hatte der Verstand die Oberhand. Sie wollte nicht noch einmal einen Mann mit einem Alkoholproblem, das hatte sie sich geschworen und dabei würde es auch bleiben, auch wenn der Mann in vielerlei Hinsicht ihren Vorstellungen von einem Ideal entsprach. Sie hatte die bittere Pille schlucken müssen, dass das Leben manchmal sehr mies mit einem umsprang, und das an der These, das Männer Schweine seien, durchaus viel Wahres dran war.
    Sie wollte kein Haus, kein großes Auto, Wohlstand oder Anerkennung bei Freundinnen (davon hatte sie sowieso kaum noch welche), das einzige was sie wollte, war ein bisschen Geborgenheit, ein Stück Sicherheit, das Gefühl haben, geliebt und akzeptiert zu werden. Und das gab Stephan ihr. Obwohl sie ihm in keiner Weise Offerten machte, sondern ihn eher links liegen ließ, gab er nicht auf und kämpfte, wie Männer nur dann kämpfen, wenn sie etwas wirklich von Herzen wollen. Und das war einfach

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