Per Anhalter (German Edition)
mal ehrlich, Wolf, die ist kein bisschen unruhig.“,
„Doch-doch-doch, wart´s ab. Sonst lass mich gleich mal weiter machen und dann…“,
„Das bringt doch alles nichts. Schau sie dir an. Weißt du, wenn sie nun wenigstens gesagt hätte, dass sie mit der ganzen Sache nichts zu tun hätte, dann hätte ich eine gewisse Angriffsfläche. Aber die sagt ja gar nichts .“,
„Aber das wird sie!“,
„Na, wenn du das sagst.“,
„Du, ich hab bei der Sache das Gefühl, dass hier bald ´ne Bombe platzt. Entweder verplappert sie sich oder einer von ihren Leutchen.“,
„Ja, aber der Typ mit dem Mercedes, ist das überhaupt einer von ihren Leutchen? Weißt du, wie ich das meine? Deshalb würde mich mal interessieren, was die anderen herausbekommen haben.“
Er braucht gar nicht lange warten. Noch fast im gleichen Moment kam Antonio Sasetti aus dem Verhörzimmer nebenan heraus gestürmt. Er war Halbitaliener. Seine Mutter kam aus Italien, der Vater aus Deutschland. Er sah aus, als hätte er von beiden Seiten nur das Beste geerbt. Die Größe und die Peniblität stammte von seinem Vater, das Temperament, der Teint und der Chic war eher mütterlicherseits anzusiedeln.
Er sah die beiden Kollegen und kam, die Hände massierend an den Schläfen, auf sie zu.
„Leute“ sagte er, „Der Typ macht mich wahnsinnig. Also der Junge!“,
„Der Dicke!“ bemerkte Wolf und Antonio nickte.
„Boah, ich brauch gleich erstmal eine Zigarette. Der geht mal gar nicht. Ich weiß nicht, was mit dem ist, aber den sollten wir lieber zum Idiotentest schicken anstatt ihn zu verhören.“
Wolf lachte darüber, Robert Plaschke jedoch nahm die Info eher sorgenvoll zur Kenntnis.
Noch ehe er eine Frage stellen konnte ergänzte Sasetti: „Und den anderen mussten wir schon gehen lassen!“,
„WAS?“ rief Plaschke, „Wieso gehen lassen ?“,
„Ja, nix in der Hand und so. Der Mann hatte nen Anwalt.“,
„Och Leute, das darf doch nicht wahr sein.“,
„Ja, ist leider so. Aber ich hab in seiner Akte nachgesehen. Nichts als eine Reihe von Betrugsdelikten, Diebstähle, Steuergeschichten und, und, und. Einmal war er Beteiligter bei einer Schlägerei, doch ansonsten gibt’s keine Auffälligkeiten auf der psychosozialen Ebene. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, traue ich ihm auch weder einen Mord noch eine Kindesentführung zu. Wenn ihr mich fragt: Der Kerl ist alles andere als sauber. Er ist ein Schlitzohr aber er kein Mörder oder Entführer. Nichts dergleichen. Alles, was er gesagt hat, wenn nicht sein Anwalt gerade alles geregelt hat, hatte Hand und Fuß, soweit ich das beurteilen kann. Er kennt die Frau angeblich seit Jahren, jedoch nur auf geschäftlicher Ebene. Er hat ihr Autos besorgt. Weiter nichts.“,
„Keine Waffe oder ähnliches womit wir ihn hätten festnageln können?“,
„Nein. Glaubhaft nicht!“,
„Und warum besorgt er ihr Autos? Einfach so. Immer wieder? Muss ich jetzt nicht verstehen, oder?“,
„Na, wie auch immer, wir mussten ihn gehen lassen. Ich bin kein Anwalt, Leute. Aber so weit ich das sagen kann, hatte der Mann recht. Wir haben in dieser Sache nicht genug gegen ihn in der Hand, um ihn dafür einzusperren. Und ihr hättet ihn mal sehen sollen, als ich die Tatvorwürfe vorgelesen habe. Der ist kreidebleich geworden und fast hinten über gekippt. Und sowas kann man nicht einfach spielen. Lasst mal eine rauchen gehen, Jungs. Was ist mit Eurer?“
Plaschke ging auf Letzteres gar nicht weiter ein.
„Was ist mit dem Glatzkopf, der angeblich geschossen haben soll? Hat da mal irgendjemand was gesagt? Es soll doch noch mindestens zwei weitere Männer gegeben haben. Und der ist also keiner davon, oder wie?“,
„Also, ich hätte ihn natürlich auch lieber hier behalten, keine Frage, aber was soll ich denn machen? Wie gesagt: Dreck am Stecken hat der genug, und woher er die Autos hatte oder warum er sie damit über Jahre beliefert hat, ohne angeblich je etwas zu hinterfragen, weiß auch kein Mensch so genau. Aber das ist ja ein komplett anderer Fall !“,
„Das wiederum sehe ich ein bisschen anders, Toni! Er ist doch trotzdem ein Mittäter, ob nun bewusst oder unbewusst“. Wolf mischte sich ein: „Vielleicht hättest du dir die da drinnen mal krallen sollen. Die sagt nämlich gar nichts. Hättst mal so´n bisschen Boogie-Woogie auf Italo gemacht und ihr den Kopf zu recht gestutzt.“, „Ich find das nicht so witzig, Wolf! Echt nicht. Wir suchen hier nach einem Jugendlichen, draußen lauert
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