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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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waren bereits von zahllosen Parasiten befallen und fast bis zur Unkenntlichkeit zerfressen worden. Am Boden unter dem Baum lagen nebeneinander einige vertrocknete Klumpen, wie verdorbenes Fleisch in einer Metzgerauslage. Der Schädel des Hundes war mit einer solch elementaren Wucht gegen den Baum gehämmert worden, dass er oben aufgeplatzt war und eine schleimige Wulst Hirnmasse heraus quoll. Maden wanden sich in seinen großen schwarzen Kulleraugen. Die Frau kreischte in einer panikartigen Starre, die Hand erhoben und auf den Hund gerichtet. Und sie war nicht die einzige, die Schreie des Entsetzens ausstieß…
    Im Übrigen wurden auch sämtliche Gartenlauben durchkämmt. Selbstverständlich auch die, in der Uwe seine letzte Ruhestätte fand. Doch ihn fand man nicht.
    Und David Gimm, dessen Foto inzwischen überregional in den Nachrichten gezeigt wurde, blieb ebenfalls verschwunden. Und mit jeder Stunde die verging, schrumpfte die Hoffnung, dass sie ihn am Leben gelassen hatten, ein Stückchen mehr. Und das Auffinden von Hassan war nur ein Indikator dafür, wie grausam diese Menschen waren.
     
    ***
     
    David Gimm, dessen Gesicht inzwischen die ganze Bundesrepublik kannte, lag in einem Brei aus Knorpelmasse, Blut und Eiter.
    Notdürftig hatte er das Packpapier in die Höhlen seiner Beine zurückgestopft, als sich hieraus große Mengen Blut ergossen hatten. Seine zerklüfteten Oberbeine waren mittlerweile auf doppelte Größe angeschwollen. Sie hatten sich entzündet. Und David (oder besser gesagt, die verbliebene körperliche Hülle, die einmal David war) hatte hohes Fieber bekommen. Er schüttelte sich vor Kälte. Sein Körper wehrte sich massiv aber ohne große Ressourcen gegen die Entzündung, die von unten nach oben langsam fort schritt. Er hatte dem nichts mehr entgegen zu setzen.
     
    David wusste, dass er den Kampf gegen die parasitäre Übermacht längst verloren hatte. Es waren keine Fliegen mehr, sondern schleimige grüne Wesen, die sich in seinem Inneren ausbreiteten und ihn verzehrten. Die dicken Wülste unterhalb seines Penis waren ihr Schloss. Wenn er zu stark dagegen drückte, konnte er das Schloss zerstören. Es war von der Beschaffenheit her ähnlich wie ein Wespennest. Es würde aufplatzen wenn er daran herum drückte, und dann würden die schleimigen grünen Wesen erst recht sauer auf ihn sein. Sie würden ihm dann Höllenqualen zufügen. Und das wäre ziemlich blöd, denn im Moment war es ganz erträglich…
     
    Es war dunkel und es hatte angefangen zu regnen.
    Er hatte nicht mehr die Kraft, sich noch in irgendeiner Weise zu bewegen.
    Seine Wangen waren eingefallen und blähten sich beim Atmen extrem auf. Unter seinen Augen hatte sich eine Tränenkruste gebildet, unter seiner Nase eine Kruste von dem Schleim, der aus seiner Nase gequollen war, wenn er geweint hatte.
    Sein Herz pumpte nur noch sehr langsam, während die Dunkelheit und der Regen ihn verschlangen.
    Bis auf die Kälte war eigentlich alles okay. Eine Decke wäre gut gewesen, aber es war ja keine da. Die Geräusche der Nacht, die aus dem Wald drangen, ängstigten ihn schon lange nicht mehr. Er hatte aufgehört, ein Mensch zu sein. Er war nur der Wirt für die grünen Monster, die aus den riesigen Fliegeneiern geschlüpft waren. Er trug sie aus. Weiter nichts. Aber es war okay so, mittlerweile. Nur die Kälte, die war nicht okay, aber er würde auch damit leben lernen… Irgendwann… Vielleicht schon bald… Denn er war sehr müde. Wenn er erst schlief, würde er die Kälte auch nicht mehr so spüren, genauso wenig wie die Nässe. Das wäre doch klasse. Bald würde er nichts mehr von alledem spüren… Und es war okay, wirklich. Es war absolut okay!
     
    ***
     
    Lolle hatte es bereits seit einiger Zeit mit dem Herzen. Entsprechend schlecht ertrug er große Aufregungen so wie heute. Sein Arzt hatte ihm schon vor Jahren dringend dazu geraten, wegen seines erhöhten Blutdrucks das Rauchen einzustellen, sich gesünder zu ernähren und den täglichen Kaffeekonsum von aktuell bis zu zehn Bechern deutlich zu reduzieren.
    Es interessierte ihn jedoch immer einen Dreck, was der ach so versierte Herr Doktor Jessen ihm nahe legte. Hauptsache er verschrieb ihm was, wenn er akute Beschwerden hatte.
    Für den Rest konnte ihn der grauhaarige Schmierlappen einfach mal gern haben.
    Nein, er war kein Unschuldsengel. Eigentlich hatte er bereits direkt nach der Lehre zum Mechaniker angefangen, Schmu zu treiben. Autos reparieren und verkaufen allein

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