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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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brachte auf Dauer keinen nennenswerten Ertrag. Das schnelle Geld, schwarz unter der Hand, das war immer sein Ding und dazu sagte er grundsätzlich nicht nein. Aber diese Vorwürfe, mit denen er heute konfrontiert worden war, waren schlicht und einfach an den Haaren herbeigezogen und schockierten ihn zutiefst. Er hatte damit absolut nichts zu tun und trotzdem mächtig Schiss, nicht mehr aus der Nummer heraus zu kommen. Wegen anderer, früherer Delikte…
    Dass er nun doch wieder draußen war verdankte er seinem Anwalt. Doch sein krankes Herz hatte sich noch immer nicht von dem Schreck erholt, woran er heute sicher nicht ganz unschuldig war, denn er rauchte eine nach der anderen.
    Mit Britta machte er seit vielen Jahren schon Geschäfte. Was genau sie trieb, hatte er nie hinterfragt. Ehrensache. Bei allen Kunden. Das ging ihn nichts an. Und umgekehrt war es genauso. Ich verpfeif dich nicht, du verpfeifst mich nicht. So einfach läuft das. Eine Hand wäscht die andere.
    Allerdings ging sie ihm in letzter Zeit mächtig auf den Sack. Sie war so penetrant geworden und so ungeduldig. Damit konnte er nicht gut um. Mit ihr im Allgemeinen auch nicht wirklich, aber das stand auf einem anderen Blatt. Wenn jemand was von ihm wollte, dann legte gefälligst er den Takt vor und nicht umgekehrt.
    Britta wollte das nie kapieren, aber zuletzt war es wirklich die reinste Qual mit ihr. Sie rief dauernd an und immer hatte er zu springen. Offenbar steckte sie in der Tinte, das war nicht schwer zu erraten, aber was hatte er damit zu tun?
    Er hätte Britta so einiges zugetraut. Hätte man ihn je danach gefragt, hätte er jedoch nicht genau benennen können, was diese eigenwillige und ebenso rassige wie aufdringliche Dame trieb.
    Kurzum: Lolle handelte seit circa 20 Jahren unter der Hand mit gestohlenen Augen. Britta war nicht seine einzige Kundin, bei weitem nicht. Aber definitiv eine der solventesten in seinem Stamm. Angefangen hatte er damals damit, für den Export nach Afrika bestimmte Gebrauchtfahrzeuge vor dem Verschiffen abzuzwacken, die Kohle zu kassieren und nie zu liefern. Der ganze Schwindel lief über zahlreiche Hintermänner und organisierte Banden, in denen er nur ein winziges Rädchen im Getriebe war. Trotzdem kostete es ihn vor ungefähr 10 Jahren eine ganze Menge Schweiß, Geld und gute Worte, einer Haftstrafe zu entgehen.
    Inzwischen kamen die meisten Autos aus dem Nahen Osten. Tschechien, Polen, die baltischen Staaten. Er hatte genügend Kontakte und konnte fast nach Bedarf innerhalb weniger Stunden an das passende Auto inklusive „Wunschkennzeichen“ für Jedermann rankommen. Eine Weile hatte er auch mit anderen Dingen Zusatzgeschäfte gemacht. Kokain, Hasch, Pilze, eine gewisse Zeit lang sogar Rassekatzen. Irgendwo hatte er immer was am Laufen.
    Nur solange der Vorrat reicht , war hier aber seine Devise. Sein Hauptnebengeschäft waren gestohlene Autos.
    Da blieb keine Zeit für eine Frau. Zwei Ehen hatte er schon hinter sich und insgesamt vier Kinder in die Welt gesetzt, zu denen er keinen Kontakt mehr hatte.
    Als rüstiger Geschäftsmann blieb ihm für so etwas eben nicht viel Zeit. Er vermisste auch nichts.
    Heute allerdings hätte er durchaus jemanden zum Reden gebrauchen können. Eine seiner Devisen lautete: Wenn ich Scheiße gebaut hab, und man mich erwischt, dann stehe ich auch dazu. Aber ich lasse mir verdammt noch mal nichts ankreiden, was ich nicht getan habe. Und wieder dachte er daran, weswegen er heute Mittag verhaftet worden war. Mit so etwas habe ich nun wirklich gar nichts zu tun. Man stelle sich mal vor, die hätten mir das absolut nicht geglaubt, oder der Anwalt hätte mich aus der Kacke nicht heraus geboxt. Wie hätte ich da denn meine Unschuld beweisen sollen?
    Er hatte sich ein Glas Ballantines eingeschenkt, sich in seinen ledernen „Chefsessel“ gefläzt, und schwenkte es gedankenversunken in seiner rechten Hand. Er wollte sobald wie möglich nach Hause und sich einfach schlafen legen. Seinen Mercedes konnte er sich „eventuell morgen“ abholen, hieß es von der Polizei. Aber er hatte ja Autos genug zur Auswahl, die er nehmen konnte, um nach Hause zu fahren.
     
    Ihm wurde mit einer nie da gewesenen Deutlichkeit bewusst, wie dünn das Eis war, auf dem er sich zuweilen mit seinen Geschäften bewegte. Er bediente durchaus „schwere Jungs“ mit dem was er tat. Und so wie es aussah auch „schwere Mädchen“, und er konnte jederzeit in den Sog von dem Mist hinein geraten, den sie verzapften, wenn

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