Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
Vom Netzwerk:
scherte.
    Ein uniformierter Beamter, der teilnahmslos und abgeklärt wie ein Angestellter des englischen Königshauses wirkte, warf ihr einen misstrauischen Blick zu, als sie den gelben Camel-Aschenbecher mittig auf den Tisch stellte. Sie stopfte sich genau wie Bennecke die Zigarette in den Mund, und zog ein Blatt aus der Klarsichthülle.
    Bennecke verfolgte ihr Tun mit leeren Blicken. Da begann bereits die Magie des „Besens“. Sie hatte ein beinahe mystisches Gespür für die Herangehensweise.
    „So“, sagte sie und richtete ihren Blick mit einem falschen, arroganten Lächeln auf Bennecke.
    „Ich hab zwar den ganzen Tag Zeit, aber ich hab keinen Bock auf dieses ganze förmliche Geplänkel. Ihr Name ist Nadine Helena Bennecke, geboren am dreißigsten dritten 1967 in Lübeck. Zuletzt wohnhaft Preußenstraße 7 in Scharbeutz. Irgendwelche Einwände?“
    Wieder Blickkontakt zwischen den beiden Frauen, doch Bennecke sagte nichts. Sasetti lachte schnaubend.
    „Die Alte ist unfassbar, oder?“,
    „Welche von den beiden?“ fragte Plaschke.
    „Der Besen!“ entgegnete Sasetti und guckte wieder durch das Spiegelglas.
     
    „Gut, dann stimmt das wohl“ sagte Süßmuth, nachdem Bennecke nichts sagte, nahm das Diktiergerät und sagte: „Anhörung von Frau Nadine Helena Bennecke, geboren am dreißigsten März 1967 in Lübeck. Die Vorwürfe belaufen sich auf Mord zum Nachteil von Christian Ingwersen, schwere Freiheitsberaubung, Kindesentführung in mehreren Fällen, in Tateinheit mit schwerer körperlicher und seelischer Misshandlung sowie Fälschung von Ausweispapieren und Kfz-Kennzeichen.“
    Dann drückte sie auf die Stopptaste des Diktiergerätes, lehnte sich fast schon dreist mit ineinander verschlungenen Armen im Stuhl zurück und lächelte sie kalt an.
    Bennecke war sichtbar irritiert.
    „Ich will ganz offen zu Ihnen sein, Frau Bennecke, wir haben genug gegen Sie in der Hand um Sie bis zum Sankt Nimmerleinstag einzusperren. Und wenn Sie bis ans Ende Ihrer Tage da sitzen und die mucksche, eingeschnappte Prinzessin spielen, ist das auch Ihr Ding. Ich persönlich finde das nur alles ziemlich lächerlich. Ihr so genannter Sohn, Lasse, hat uns nämlich erzählt, dass Sie eigentlich verdammt gut und viel reden können. Und ich wette, David Gimm wird das bestätigen. Im Moment liegt er noch im Koma. Ganz schön bitter, oder? In Krankenhäusern gelten für Amputationen ja gewisse, strenge Hygienerichtlinien. Sollten Sie als gelernte Krankenschwester ja eigentlich wissen. Und mit ´ner Kreissäge macht man das normalerweise auch nicht... Oder Frau Bennecke? Auch wenn das eine von Bosch ist. Da hat man hinterher nix als Ärger. Keime, Entzündungen... Und man krepiert jämmerlich! Also ich persönlich würde mich nicht von Ihnen operieren lassen. Aber Sie haben ja schon früher das eine oder andere Mal eins auf den Deckel gekriegt, stimmts? Bevor Sie durchgebrannt sind. Ich hab den Eindruck, Sie sehen das alles nicht so eng! Und Sie können es vor allem nicht ab, wenn es anderen Leuten besser geht als Ihnen, oder? Sie haben kein gesundes Kind zur Welt gebracht. Aber die anderen. Die anderen konnten das. Die anderen hatten immer das verdammte Scheißglück auf ihrer Seite. Die anderen hatten gesunde Kinder, glückliche Familien, waren selbst in der Kindheit glücklich. Und Sie? Sie mussten sich immer durch das Leben durchkämpfen. Eine Made die in Scheiße geboren wurde. Und die anderen alle Schmetterlinge und Bienen, die köstlichen Nektar schlürften. Nur Sie nicht. Nur Sie guckten immer in die Röhre. Und da haben Sie sich gedacht, zeig ich´s diesen dummen Hühnern doch mal.“ Süßmuth legte die Arme auf den Tisch und lehnte sich nach vorne. „Sie sollten mal Schmerz kennenlernen, richtig? Das hübsche gesunde Baby auf einmal tot im Bettchen. Was für ein Schock! Aber das verdienen diese Scheißeltern, nicht wahr? Sie sollen mal probieren wie der Scheißhaufen des Lebens schmeckt. Und Sie haben es genossen zuzusehen, wie ihre Welt zerbrach. Stimmt doch , oder nicht? Warum immer nur SIE? Das war doch die Frage aller Fragen.“
    Jetzt lehnte sich Süßmuth wieder gedehnt zurück.
    „Nicht nur, dass Sie in einem Haufen Satansanbetern aufgewachsen sind, nein, da bekommen Sie auch noch ein behindertes Kind ! Irgendwo ist auch mal Ende im Gelände. Das Leben kann nicht immer nur zu Ihnen gemein sein. Und wenn dieses Leben es mit all den anderen so gut meint, nur mit Ihnen nicht, dann helfen Sie eben nach.“
    Auf

Weitere Kostenlose Bücher