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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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Polizeisprecher Magnus Sönnichsen. „Durch die weite Zerstreuung der Fälle sind uns jene Zusammenhänge jedoch bislang nicht aufgefallen. Erst die durch den Polizistenmord eingeleiteten, intensiven und modernen Ermittlungsmethoden, brachten uns auf diese Spur.“ Es sei, so Sönnichsen weiter, höchst bedauerlich, dass das Treiben der Bande über mindestens ein Jahrzehnt hinweg hat stattfinden können. Jedoch sei die Auswahl der Opfer derart willkürlich und über einen so langen Zeitraum geschehen, dass ein Zusammenhang nicht auf den ersten Blick erkennbar gewesen sei. Heute ist man sich sicher, dass die aus mindestens drei Personen bestehende Vagabundenbande, für das Verschwinden mehrerer Kinder und Jugendlicher aus dem Schleswig-Holsteinischen Raum, sowie aus der Region Südschweden und Süddänemark verantwortlich zeichnet. Ob die mutmaßlichen Opfer noch am Leben sind und was mit ihnen geschehen ist, sei derzeit noch völlig unklar, da die inhaftierte Frau bislang zu allen Vorwürfen schweigt. Ein ebenfalls in Gewahrsam genommener Jugendlicher, dessen Herkunft ebenfalls noch völlig unklar ist, leidet nach Aussage von Sönnichsen an einer „an Tragweite nicht zu überblickenden, schweren emotionalen Störung“. Seine Aussagen werden derzeit überprüft heißt es. Es sei nicht auszuschließen, so Sönnichsen, dass die Opfer, zum Teil im Säuglingsalter, für satanistische Rituale missbraucht wurden. Vieles deute derzeit darauf hin. „So lange die Hauptangeklagte jedoch schweigt, sind wir machtlos. Wir fahnden derzeit noch nach mindestens zwei weiteren Personen und suchen fieberhaft nach den vermissten Kindern.“ Es sei nicht auszuschließen, dass der Jugendliche, der bei der Frau im Auto mitgefahren ist, ebenfalls ein früheres Entführungsopfer ist. „Allerdings besteht eine emotionale Bindung zwischen dem Jungen und der Frau. Er behauptet, sie ist seine Mutter. Ob das wirklich stimmt, können wir derzeit jedoch nicht sagen. Wir kennen noch nicht einmal das genaue Alter des Jungen.“
    Das Monster wurde bereits gestern dem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun in Untersuchungshaft. Sie schweigt weiter zu den Vorwürfen (so der letzte stand bei Redaktionsschluss). Sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen, deutet vieles darauf hin, dass der Polizei die Aufklärung des wohl schwersten Verbrechens der Schleswig-Holsteinischen Geschichte gelungen ist.
     
    Dieser Zeitungsartikel verlor bereits am Tage der Veröffentlichung an Aktualität.
     
     
    ***
     
    Marianne Süßmuth war eine knapp 1,90 Meter große, hagere Frau mit blonden Haaren und blassem Teint. Ihr Spitzname unter hervor gehaltener Hand bei der Kieler Kripo lautete: Der Besen . Diese Frau hatte Haare auf den Zähnen (manchmal auch Lippenstift, aber das war ebenfalls ein Thema, über das nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde). Sie war vor allen Dingen eines: autoritär, beinahe magisch. Und sie war ein bisschen sowas wie die letzte Hoffnung der Staatsanwaltschaft, die standhaft schweigende Bennecke zum Reden zu bringen. Die Geheimwaffe. Wenn sie es nicht schaffte, wer dann? Süßmuth war gut! Abgebrüht, kaltschnäuzig, kreativ und knallhart!
     
    Sie betrat das Verhörzimmer forschen Schrittes mit ihrer Aktentasche und ohne Blickkontakt zur Angeklagten, welche mit rotgeränderten, müden Augen und verschränkten Armen am Tisch saß.
    Sie zog den Stuhl unter dem Tisch hervor, stellte die Aktentasche auf den Tisch, holte ein Diktiergerät heraus und nahm Platz. Ohne ein Wort zu sagen griff sie nach einer Packung Marlboro, zündete sich eine an und warf die Schachtel mitsamt Feuerzeug anschließend so auf den Tisch, dass sie auf Benneckes Seite landete. Hiermit erreichte sie den ersten Blickkontakt. Hinter dem Spiegelglas guckten Plaschke und Sasetti sich in die Augen und nickten einander lächelnd zu.
    „Respekt!“ murmelte Plaschke, denn der Besen war jetzt schon weiter als sie in den gesamten fast 24 Stunden.
     „Nehmen Sie sich eine“ sagte sie in ihrem abgeklärten, stets etwas gereizt klingenden Tonfall zu der Frau, während sie in ihrer Tasche kramte und eine Klarsichthülle mit Dokumenten sowie einen Kugelschreiber herausholte. Bennecke nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Süßmuth stand auf und holte den Aschenbecher, der auf der Fensterbank stand. Eigentlich wurde es nicht gerne gesehen wenn in den Räumlichkeiten geraucht wurde, doch für Süßmuth war es typisch, dass sie sich darum einen Dreck

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