Per Anhalter (German Edition)
und nachher redet sie wieder gar nicht, oder was? Sie soll ruhig mit der Sprache rausrücken, ich kann es kaum erwarten alles zu hören.“ Sasetti drängte ihn von der Tür weg und schloss diese hinter sich. „Lass dich nicht auf ihr Niveau herab. Wir haben einen Arsch voller Indizien und ich schwör dir, dass wir sie damit festnageln können.“,
„Garantiert“, pflichtete Süßmuth ihm trocken bei. „Die blöde Ziege ist so gut wie tot. Widerliches Stück Weib.“
Hinter ihnen ging die Tür auf. Benjamin Hagedorn, ein junger Polizist, führte Bennecke in Handschellen ab. „Ihr werdet das noch bereuen“ zischte Bennecke ihnen mit hasserfüllter Stimme und einem unübersehbaren Funkeln in den Augen zu.
„Vorwärts!“ befahl Hagedorn. Er wirkte mit seinen gerade einmal 26 Jahren so autoritär wie ein kleiner Junge. Bennecke spuckte erneut. Diesmal auf den Fußboden.
„Ihr seid alle falsch ! Alle ! Ich wünsche Euch allen einen baldigen, schmerzhaften Tod . Ihr Verräter! Ihr miiiiesen Verrätääär!!!“ Noch als die Zwischentür ins Schloss gefallen war, hörte man Benneckes rauchige und gleichsam schrille Schreie durch die Flure hallen.
„Siehst du was ich meine?“ fragte Sasetti, „Vor Gericht könnten wir mit der Aussage, wenn sie sie in dem Zustand gemacht hat, keinen Blumentopf gewinnen.“,
„Die Presse hängt uns im Nacken, Toni. Mein Handy bimmelt aus einer Tour. Ich würd denen einfach gerne sagen, dass wir sie haben.“,
„Mach dir keinen Kopf, Robert!“ mischte sich Marianne ein. Leicht belustigt stellte er fest, dass sie auch heute wieder mit ihrem Lippenstift herum geschmiert hatte.
„Die Frau ist gehirnmäßig restlos durchgebraten. Merkt die Einschläge nicht mehr. Ich hab das gleich gemerkt als sie anfing mich anzupfeifen, dass da einiges an Tassen im Schrank fehlt. Da hätte ich normalerweise gleich ´vielen Dank` sagen und aus dem Raum gehen können.“ Sasetti nickte, Plaschke rieb sich nachdenklich das Kinn. Einen Augenblick lang herrschte Stille. Jeder von den Dreien lauschte, ob Bennecke noch zu hören war. Doch lediglich eine ins Schloss fallende Tür, irgendwo im Untergeschoss, war zu vernehmen. Die Schreie der Irren waren verhallt, doch der obskure Geist ihrer Anwesenheit lastete noch in der Umgebung wie ein aufdringliches Parfum. Und ihre Spucke, die war ebenfalls noch da, auf dem Fußboden. Ein schaumiger Fleck.
„Ich geh jetzt noch eine rauchen!“ durchbrach Süßmuth die Stille. Plaschke holte sein Handy aus der Jackettasche und nickte verkniffen.
„Könnt ich jetzt auch gut.“ Marianne trat auf ihn zu.
„Robert? Ich mach diesen Scheiß jetzt bald 30 Jahre. Die Frau ist ein Luder, ich weiß. Lass dich nicht davon krank machen. Ich nagel sie an die Wand. Und die Presse kann mich mal kreuzweise. Ich weiß schon was ich zu tun hab.“,
„Du warst so gut grade vor eben.“,
„ Nein Robert , war ich nicht . Ich hab sie zum Reden gebracht, ja, aber das war´s auch schon.“,
„Aber es nützt nichts, was sie gesagt hat“ ergänzte Sasetti. „Du kennst doch die Richter. Robert, wir haben jetzt die Auswertung des Autos, der Junge lebt und damit haben wir schon eine ganze Masse erreicht.“ Er begann an seinen Fingern aufzuzählen. „Falsche Ausweispapiere, Fingerabdrücke an der Handkreissäge, womit sie ihm die Beine amputiert hat, dem Jungen. Dann dies Behindi-Kind von ihr und was er uns erzählt hat. Und wenn der eine von diesen Komplizen tot sein soll, finden wir den auch. Und den anderen ebenfalls.“,
„Und was ist mit ihrer leiblichen Tochter?“,
„Ich denk, die soll mit Pabba weg sein hat der Junge gesagt.“,
„Ja, mit Pabba weg. Und wohin? Und was, wenn das Morden dann weiter geht? Und die fragen mich Sachen da von der Presse, die ich beim besten Willen nicht beantworten kann. Das geht echt an die Substanz!“,
„Dann mach dein Handy aus“ blaffte Marianne. „So, und ich geh jetzt eine rauchen.“
Die beiden Männer folgten ihr.
„Die Presse ist nicht unfehlbar, auch wenn sie sich dafür hält. Die können schreiben, ja, und haben damit vielleicht kurzzeitig die Macht. Aber letztlich, Robert, letztlich haben wir die Story und die hängt verdammt noch mal von uns ab. Lass dich nicht von denen irritieren. Im Augenblick sind wir vielleicht die schlechtesten, faulsten, miserabelsten Polizisten auf dem ganzen blauen Planeten. Aber du sollst mal sehen, dass sich das erstens ganz schnell im Sande verläuft und zweitens ins
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