Per Anhalter (German Edition)
wartete keine Antwort ab. Er legte seinen Kopf auf ihren Bauch, küsste ihn und ließ seine Zunge um ihren Bauchnabel herum gleiten.
„Meine kleine süße Enkelin.“
Der spitzköpfige Typ – wieder traf sich ihr Blick mit seinem – wieder zwinkerte er ihr zu, und auch seine Hand betatschte jetzt ihren Körper.
Sie haben mich angegrabbelt. Alle drei! Sie haben mich alle drei angefasst wie ein Stück köstliches Frischfleisch. Wie FREIWILD!
Es sollte eine Weile dauern bis sie wusste, wer der spitzköpfige Mann war. Er war nämlich der Arbeitskollege von Klaus. Thomas war sein Name. Erzkonservativ, CDU-Wähler, Familienvater.
Sie sollte noch eine ganze Reihe anderer von ihnen kennenlernen.
Und auch ihre Kinder. Sie sollte feststellen, wie gleichgültig Lehrer waren… Und sie sollte feststellen, dass wenn Lehrer sich über die blauen Flecken auf ihrem Körper wunderten und sie darauf ansprachen, es nicht ganz uneigennützig war… Jörg Bruhn war ihr Sportlehrer… und irgendwann erteilte er ihr Nachhilfe in Mathematik… Und dann war Klaus dabei…
Klaus´ Hand war es, die sich unter ihren Schlüpfer verirrte. Sie wand sich, noch immer bemüht um ein Lächeln, doch in Wirklichkeit wollte sie SCHREIEN! Von Sexualität hatte sie damals noch überhaupt gar keine Ahnung. Sie wusste in dieser schrecklichen Nacht, die ihrer Kindheit ein jähes Ende setzte, lediglich, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Das etwas grundlegend Falsches und Schlechtes mit ihr passierte.
„Hey, du vertraust mir doch dachte ich.“ Sie zuckte erneut zurück.
„Nadine!“ – es war ihre Oma – „Du hast es Opa versprochen!“ sie klang irrsinnig aufgebracht über ihren Widerwillen.
Du hast es Opa versprochen! … Opa! OPA!!!! Das ist nicht mein Opa…
Sie stolperte rückwärts aufs Sofa. Ihre Oma hielt sie fest umschlungen.
„So, jetzt stell dich nicht so an“
Warum meldest du dich denn gar nicht mehr? Ich vermiss dich doch, Mensch. Du bist alles was ich hab! So stand sie da… Vor ihrer Haustür. Sie hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um sie zu finden, denn zu diesem Zeitpunkt lebte sie schon nicht mehr in ihrer ersten Wohnung, in der Opa-Klaus ihr das Bett, den Kleiderschrank und all das aufgebaut und die Aussteuer finanziert hatte. Vielleicht hatte er ja ein schlechtes Gewissen wegen all dem, was er ihr angetan hat… Der bloße Gedanke daran war lächerlich wenn man ihn kannte.
Er wollte auch hier nur sein krankhaftes Recht zur Mitbestimmung einfordern, sie kontrollieren und nicht zuletzt diktieren. Wie immer!
Und jetzt stand also ihre Oma vor der Tür. Und sie fragte allen Ernstes warum sie sich nie meldete. War es möglich, dass sie all das vergessen hatte? War sie der Meinung, alles wäre doch längst verjährt? Nach dem Motto, war halt ne andere Zeit damals und heute würde sie auch alles anders machen?
NEIN! Diese Frau hatte nichts vergessen und auch nichts verdrängt.
Sie war eine egoistische Hexe die an ihrer beschissenen Einsamkeit verzweifelte.
Ansonsten war sie nichts , gar nichts!!!
Nicht nur, dass sie dabei zugesehen und teilgenommen hatte, wenn sie vergewaltigt wurde, da waren auch noch die körperlichen und seelischen Foltern, bei denen sie aktiv mitgewirkt hatte. Verbrennen mit Zigaretten, Schläge, Tritte, Essensentzug… Das Einsperren in der dunklen Kammer drüben in Klaus´ Wohnung. Über Tage, vielleicht auch Wochen! Sie durfte keine Freundinnen mit nach Hause bringen. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, das Essen zuzubereiten und die Wohnungen sauber zu machen, ihre Hausaufgaben zu machen und sich verdammt noch mal, wann immer es gewünscht wurde, für jedermann zu bücken. Einmal war sie auf dem Nachhauseweg von der Schule aufgehalten worden. Ihre Freundin Bettina (eine pummelige Einzelgängerin und ihre einzige Freundin!) hatte ein paar Groschen von ihrem Geburtstagsgeld übrig und hatte am Kiosk eine Naschtüte für sie beide spendiert. Zu Hause wartete Klaus bereits. Er hatte Urlaub oder so, jedenfalls war er da. Sie kam zur Tür herein und sah ihn im Flur stehen. Alles, was er sagte war, „Mach dir Tür zu!“ Und kurz darauf ging es auch schon los. Das war die härteste Tracht Prügel die sie je erfahren hatte. Er trommelte wie eine besengte Sau mit wild aufeinander folgenden Fausthieben auf sie ein und brüllte, „Das war das Erste und LETZTE MAL dass du mir zu spät nach HAUSE KOMMST!“
Als er mit ihr fertig war, wusste sie nicht einmal, in
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