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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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ein für allemal aus ihrem Leben verpissen und ihre Handynummer gefälligst löschen .
    Im Internet hatte sie ihn aus ihren Kontakten verbannt und auf ihre Sperrliste gesetzt, auf der sich all die kranken Pädos und Sodomie-Freunde tummelten.
    Die Krux an der Geschichte war, dass sie inzwischen richtiggehend erleichtert darüber war, dass David nicht mehr in ihrem Leben existierte. Kein bisschen war sie mehr enttäuscht, noch nicht einmal mehr wütend. Sie empfand schlicht und einfach nichts mehr für ihn. Sie hatte ihre Freundinnen und auf die würde sie sich in naher Zukunft wieder ausschließlich konzentrieren. Sie war auf einen Spinner hereingefallen. Wenn überhaupt Wut im Spiel war, dann war es Wut über sich selbst und ihre Blödheit.
     
    ***
     
    Erstmal anfangen ! Ein gern gewähltes Motto. Dann wird schon alles gut werden. Bloß nicht lamentieren, bloß nichts vor sich her schieben . Und so war Mareike Gimm nun doch zur  Arbeit gegangen und siehe da, die Bauchschmerzen waren weg, die Ablenkung tat sogar gut. Als die Uhr 10 war, schaute sie das erste Mal wieder auf ihr Handy. Noch immer keine Nachricht. Doch irgendwie hatte sie nunmehr das Gefühl, David würde im Laufe des Tages kalte Füße kriegen und sich melden. Dieses Gefühl war durch nichts zu begründen, es war einfach da. Jetzt, wo sie nicht mehr allein zu Hause saß und grübelte, sondern unter lebendigen Menschen war, die ganz normal ihre Tagesabläufe abarbeiteten, erschien ihr die Vorstellung, ihrem Sohn könnte etwas zugestoßen sein, grotesk und irreal.
    Über was man sich im Zustand der Einsamkeit doch Gedanken machte... Unglaublich, oder? Um die Mittagszeit herum kam ihr Verehrer, Stephan, in den Tankstellenshop. Seine übliche Wahl fiel auf zwei Dosen Elephant Bier und zwei Dirty Harry im Flachmannformat. Unfassbar: Was dieser Mann täglich in Hartstoff und Zigaretten investierte, reichte bei ihr eine gute Woche zum Leben. Soweit sie es mitbekommen hatte, arbeitete Stephan derzeit nicht, doch war er einmal bei der Werft in Kiel und dort wohl kein ganz kleines Tier. Was genau er dort getrieben hatte, wusste sie nicht, nur dass er maßgeblich daran beteiligt war, wenn die ganz großen Pötte die Hallen verließen und auf Jungfernfahrt geschickt wurden. Wie auch immer – Sparsam mit seinem Geld umgehen schien für ihn jetzt nicht die oberste Priorität zu haben. Zwei, drei Straßen weiter gab es einen Lidl- und einen Edeka-Markt. Wenn es also nur ums breit werden ging, hätte er seinen Stoff auch dort besorgen können. Stephan schien es in erster Linie um die Geselligkeit zu gehen und darum, mit den immer gleichen Besoffskis draußen neben den Staubsaugplätzen zu stehen und sich einen hinter die Binde zu kippen. Nun, und wer weiß, vielleicht war sie ja auch einer der Gründe, warum er jeden Tag hierher kam. Wie immer ließ er all jenen Kunden den Vortritt, die getankt hatten. Manch einer schaute ihn mit unverhohlener Verachtung an wenn er einen mit vorbeiwinkte und „Gehmavor“ lallte, andere bedankten sich nicht einmal dafür und taten es einfach, und wieder andere (vornehmlich gepflegte junge Frauen) erröteten, pressten die Lippen zusammen und nickten nur brav.
    Stephan schien mit den Gedanken immer ganz woanders zu sein. Er degradierte sich selbst zum Menschen zweiter Klasse: Geh mal vor, du hast es eilig, ich bin nicht so wichtig, ich will nur meinen Stoff kaufen, siehste?! Irgendwie tat er ihr leid, doch gleichermaßen schien etwas an ihm auszudrücken: Mach dir um mich keine Sorgen, ist alles gut, wirklich!
    Sie freute sich, ihn zu sehen. Es war jetzt nicht mehr viel los, die meisten Leute würden erst am frühen Nachmittag wieder den Weg hierher finden, wenn sie die Frühschichten hinter sich hatten oder einkaufen fuhren und hinterher tanken (je nachdem, was Sprit eben kostete). Bevor sie wieder ins Grübeln kam, dachte sie, würde sie sich heute einfach mal ein Extra an Zeit gönnen, um mit ihrem Verehrer zu reden.
    „Guten Tag, der Herr!“ begrüßte sie ihn wie jedes Mal.
    „Moin Moin!“ antwortete er ihr mit seinem Grinsen, bei dem er seine schiefen Zahnstumpen präsentierte. „Na, wie geht’s, wie steht’s?“,
    „Joo-Joo! Und selber?“,
    „Danke, auch so.“ Sie mühte sich ein Lächeln ab. Es schien ihr absolut nicht gelungen zu sein, denn selbst der bereits jetzt angetrunkene Stephan registrierte, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    „Ehrlich?“ fragte er sie.
    Sie zuckte mit den Schultern und

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