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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oke Gaster
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verschaffen, nein, hier gab es nur ihn und die beiden Wohnwagen und für den Rest konnte er sich aussuchen, wo er hingehen wollte.
    Ankommen würde er so oder so nirgends.
    „Fuck“ brach aus ihm heraus.
    „Fuck!“
    Er drehte sich noch einmal in alle Richtungen, als ob er jeder von ihnen ein „Fuck“ schenken wollte. Dann schaute  er an sich herunter. Seine Kleidung war staubig und verdreckt, seine Hände von tiefen, mit Erde verstopften Furchen durchzogen sowie mit blutigen Rissen die wie Zunder brannten.
    „Fuck!“
    Es änderte nichts. Er hätte dieses Wort hundert, tausend oder auch hunderttausend Mal vor sich hin sagen können – bessern würde sich seine Lage dadurch nicht.
    Er war mit seinem Latein am Ende. Er hatte die Arme an seinem Körper angewinkelt, trat unruhig wechselseitig mit der Pieke in die trockene Erde und wirbelte damit Staub auf.
    Sein Blick war stur geradeaus gerichtet – auf die beiden Wohnwagen. Wenn er sich doch nur wenigstens erinnern könnte, dachte er. Diese verschwommenen Bilder in ihm… Sie kamen und gingen wieder, waren da und sofort wieder verschwunden, und er stand da, trat in die Erde und glotzte wie ein zurückgebliebener aus einer Irrenanstalt oder wie ein Rindvieh auf zwei Wohnwagen, als gäbe es nichts Spannenderes auf der Welt.
    Doch dann, plötzlich, er hätte schwören können, bewegte sich die Gardine bei von seinem Standpunkt aus linken Wohnwagen. Er fixierte ihn genau, doch jetzt rührte sich nichts mehr in dem Ding. Merkwürdig.
    Er hätte schwören können, dass jemand an der Gardine war.
    Er war nicht scharf darauf, mit den Bewohnern oder Inhabern der Wohnwagen in Kontakt zu treten, wer immer sie waren. Mal ehrlich – wer stellt schon seinen Wohnwagen mitten auf ein Feld irgendwo in der Pampa? Schon allein das war doch dubios.
    Dann die Tatsache, dass er von nichts eine Ahnung hatte und vor diesen deplatzierten Schabracken wachgeworden war…
    Wer sollte ihn denn hierher gebracht haben?
    Der Wind vielleicht?
    Oder möglicherweise gar Heilige Geist? Nein, wohl kaum – am Wahrscheinlichsten war doch, dass die Inhaber der Wohnwagen ihn hier abgelegt hatten.
    Wie ein Stück Beute haben sie mich abgelegt argwöhnte David. Das Ding muss erst trocknen, bevor wir ihm das Fell über die Ohren ziehen können. Er braucht das Feldaroma… Mmmmh, lecker, lecker Feldaroma.
     
    Er gruselte sich bei dieser Vorstellung. So absurd war sie nämlich nicht.
    Lass ihn man noch bis zum Nachmittag liegen. Mittags ist es am Wärmsten, dann kann ihn die pralle Sonne schon mal zart garen und ihm ein wenig mehr Würze verleihen… Mmmmh, ich freu mich auf ihn. Lecker, lecker, lecker!!!
    Da wurde David aus seiner Traumwelt herausgerissen, denn ein lautes Krachen, oder besser gesagt ein Quietschen mit Krach, durchbrach die angespannt-intensive Stille. Die Tür des linken Wohnwagens, bei dem er gerade eben gesehen hatte, wie sich die Gardine bewegte, wurde aufgerissen und sie schepperte mit voller Wucht gegen die Wand desselben.
    Hatte er nicht gerade eben noch gedacht, er wollte keinen Kontakt zu den Menschen, die in diesen Wohnwagen lebten… Jetzt war es zu spät, um wegzulaufen – time out, sozusagen.
     
    ***
     
    Da liegt er nun der Junge, nackt, im Wald, bedeckt mit ein wenig Unterholz und dem Laub vom Vorjahr. Seine eigene Unterhose steckt in seinem Mund. Sie wurde zweckentfremdet, indem man sie als Knebel anwandte, um seine Schreie zu ersticken. Sein Gesicht ist blau und aufgedunsen. Dicke Käfer haben sich in ihm eingenistet, erkunden ihn, und Schmeißfliegen verwenden ihn als Wirten für ihre Eier. Es gibt genügend Raum um in ihn einzudringen, denn er ist erstochen worden, eiskalt abgemurkst. In seinem bisweilen unversehrten Körper sind nun zahlreiche Löcher, über die man in ihn eindringen kann. Aus ihnen quillt kein Blut mehr, die Quelle ist versiegt. Seine Augen sind rotgerändert und stehen weit offen. Die Augäpfel sind im Begriff, sich in die Augenhöhle zurückzuziehen, oder auszutrocknen vielleicht. Er hätte Hilfe benötigt, aber keiner hat ihn gehört. Sein Mörder hat es gewusst. Sein Mörder hat ihm aufgelauert und er hat schlimme Dinge mit ihm angestellt. Erst hat er ihn in diesen Wald gezerrt, dann hat er ihn entkleidet und überall betatscht, denn er sehnte sich lange nach der zarten Reinheit eines Knabenkörpers. Und obgleich er kein Knabe mehr im eigentlichen Sinne war, so war er dennoch jung genug, als dass er seiner Lust Abhilfe hatte verschaffen

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