Per Anhalter (German Edition)
also keine Mätzchen.
Gleich neben dem Holz befand sich eine Plane.
Sie diente als Vorhang wie sich jetzt heraus stellte.
Der hintere Teil von Uwes Wohnwagen war mit einer Art Anbau versehen.
Eine künstliche Verlängerung wenn man so wollte.
Sie bestand aus mit weißer Farbe angestrichenem Blech, in das eine von außen kaum sichtbare Luke eingefügt worden war.
Sie war mit einem Vorhängeschloss gesichert.
David sah, dass diese Konstruktion lediglich optional war. Sprich: Sie konnte jederzeit an- und abgebaut werden. Und das offenbar ohne große Mühe – ein paar Schrauben lösen und Wohnwagen und Anbau waren Ruck-Zuck voneinander getrennt.
Das Blech schien auch nur aufeinander gesteckt zu sein.
Lego für Große.
Stabil und sicher sah anders aus.
Mario führte den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Luke.
Dann streckte er einladend den Arm aus.
„So, bitteschön!“ sagte er und David wusste was zu tun war.
Die Öffnung sah aus wie der Zugang zu einer Kajüte.
Er steckte zunächst den Kopf hindurch, dann die Hände. Auf der anderen Seite befand sich eine Art Wickeltisch, in jedem Fall lag eine Wickelunterlage darauf.
Er stützte sich mit den Armen darauf ab und zog sich hoch.
Dann war er drinnen.
Der riesige Mario kam wesentlich problemloser durch das schmale Loch.
Wer weiß , dachte David, wie oft er das schon gemacht hat .
Der Raum war viel größer als man von draußen vermuten konnte. Wäre das Licht nicht gewesen, das von außen hinein schien, wäre es dort drinnen stockdunkel gewesen.
Doch Mario betätigte einen Lichtschalter und eine lose an einem Kabel hängende Glühbirne erfüllte den Raum mit Licht. Auf dem Fußboden lag eine riesengroße Matratze. Sie nahm fast den ganzen Boden ein. So eine große Matratze hatte David in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
Darauf lagen mehrere Steppdecken mit bunten Mustern.
Sie wirkten ebenso durcheinander gewürfelt wie die Tassen drüben in Brittas und Marios Wohnwagen.
Ein einziges beiges Kissen (ebenfalls riesengroß) befand sich auch noch darauf.
Es war ein Kissen, das man normalerweise eher auf Sofas fand.
Neben der Matratze stand ein Hocker mit einem kleinen Fernseher oben drauf.
Auf dem Fernseher wiederum ein Reciever.
Aber das war´s auch schon.
Die Luft dort drinnen war ziemlich abgestanden. Es roch nach Urin, der vor langer Zeit abgelassen wurde und auf dem Teppichboden (das bisschen Teppich das man sah war uralt. Ein Relikt aus den 60´er Jahren vielleicht) beziehungsweise dem Bettlaken getrocknet war. Ansonsten roch es einfach nur muffig; feucht irgendwie, wie in einem Keller.
David versuchte zwanghaft, die Eindrücke des Raumes nicht in sein Bewusstsein vordringen zu lassen.
„So, stell dich mal auf die Matratze“ sagte Mario schließlich.
Er tat es.
Zu seinen Füßen lag ein beflecktes Blatt Papier. Jemand hatte es in eine Klarsichthülle gesteckt. Er konnte erkennen, dass auf diesem Papier eine Reihe von Fernsehsendern stand, wie bei Oma und Opa:
Auf Programmplatz 1 ARD, auf 2 ZDF, auf 3 NDR und so weiter. Auf einem weiteren neben der Matratze befindlichen Hocker stand eine halbvolle Wasserflasche.
Sie war ganz beschlagen und das Wasser darin musste uralt sein.
Vermutlich längst ungenießbar.
Mario kniete sich nieder und öffnete den Knopf seiner Jeans.
„Ich zieh dir nur die Hose aus“ erklärte er. „Falls du mal musst.“,
stellkeinefragen…stellkeinefragen…
„Dann auf die Matratze oder was?“,
„Genau. Nur die erste Zeit. Ich erklär dir gleich alles.“
Sein nackter Schniedel wippte über Marios Kopf, während er dabei war, ihm Hose und Boxershorts über die Füße zu streifen.
Es war unglaublich unangenehm.
Mario richtete sich auf. Er wirkte nachdenklich und schien zu überlegen, ob er noch irgendetwas vergessen hatte.
Er nahm die Wasserflasche vom Hocker und warf sie aus der Luke.
„Ich bring dir nachher eine neue“ sagte er.
Dann legte er den Zeigefinger an die Lippen und tippte darauf herum. Schließlich nickte er: „Gut. Also. Folgendes: Wenn du mal musst – dann mach einfach. Abwischen und so weiter wird von uns zunächst übernommen. Halt dich jedoch zurück, du wirst nämlich auch hier drinnen schlafen, und der Geruch ist nicht besonders angenehm. Du bekommst zunächst einen so genannten Freigang, David. Eine Stunde täglich. Die kannst du auch dazu nutzen, deine Notdurft zu verrichten. Thema Essen: Wir reichen dir zwei Mahlzeiten täglich.“
Er deutete
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