Per Anhalter (German Edition)
nur rufen: „Guck mal. Komm schnell und guck dir das an“, dann wusste Werner schon Bescheid, zumal sie jedes Mal fast an ihrem Lachen erstickte. Ja, ja, Hanni...
Irgendwie hatte er schon bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen.
Am Morgen war alles noch so verdammt normal gewesen. So etwas wie das, was er jetzt erlebte, im idyllischen kleinen Mohrbüll, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagten - er hätte im Leben nicht mit so etwas gerechnet. Und auch jetzt fühlte er sich eher wie in einem schlechten Film. So wie jemand sich auch fühlt, der in seinem eigenen Haus überfallen wird oder dessen Kind beim Spielen auf dem Spielplatz unweit der Wohnung von einem fremden Mann an gewissen Körperzonen begrapscht wurde, oder wie jemand der nach Hause kommt und dessen Haus in Flammen steht.
Es kann eigentlich gar nicht sein.
Aber es passiert!
Und es passierte jetzt ihm . Wahrhaftig!
Es kam jetzt nur noch darauf an, zu funktionieren und wenn irgendwie möglich seinen Arsch zu retten. Er trat das Gaspedal noch kräftiger durch.
Er hatte ohnehin kaum Kontrolle über das Vehikel, weil er viel zu schnell unterwegs war und durch den Hund und das Blut kaum geradeaus schauen konnte.
Doch das war ihm egal.
Was hatte er zu verlieren?
Er setzte auf eine „Alles oder Nichts-Strategie“.
Der Hund, für den es garantiert in Deutschen Landen nicht einmal eine Haltungszulassung gab, geriet immer mehr ins Straucheln. Er war nicht von Natur aus böse. Menschen hatten ihn zu diesem Ungeheuer gemacht. Mit Schlägen und vielleicht Futterentzug, mit Isolation und mit was auch immer für Grausamkeiten, und doch hatte Werner noch immer nicht die Spur von Mitleid.
Die Schnauze wurde gegen die Scheibe gedrückt.
Durch die Fliehkraft hob das Hinterteil des Hundes regelrecht ab. Zähnefletschender Weise versuchte er, sich zu halten. Doch vergebens. In hohem Bogen schoss er aufwärts. Es rumpelte auf dem Dach und schließlich schoss der immense Körper durch die Luft. Im Rückspiegel sah Werner, wie er sich überschlug und im Seitengraben landete. Er sah, wie er sich aufbegehrte, jedoch nicht wieder auf die Beine kam.
„WICHSER!“ schrie er.
Dann lachte er triumphierend.
Und lachte, und lachte, und lachte.
Kapitel 9
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier sagt der Volksmund.
An dieser These ist etwas Wahres dran.
Es mag weit hergeholt klingen, aber auch David gewöhnte sich an seine bedrückende Situation. Er fand sich damit ab.
Sein Herzschlag verlangsamte sich, seine Gliedmaßen hörten zu zittern auf.
Auch sein Geist wechselte den Modus. Die Angst klang allmählich ab.
Seine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, seine Nase an den Geruch.
Der Überlebensinstinkt war programmiert.
Er musste mit seinen Ressourcen sparsam umgehen. So lange nichts geschah, geschah auch nichts Schlimmes mit ihm. Er beschränkte sich auf das Wesentliche.
Ihm war „Fütterung“ zugesichert worden und überdies eine „Verbesserung der Situation“ in Aussicht gestellt. Wenn er nur nichts tat, würde sich alles andere vielleicht von ganz allein ergeben. Er hatte sich hingelegt und inzwischen sogar uriniert. Er hatte dafür ja die Erlaubnis bekommen, warum also sollte er es nicht ausnutzen.
Es war im ersten Moment ein bisschen befremdlich einfach los zu pullern wie ein kleines Kind. Doch nach nur wenigen Sekunden war es geradezu erregend.
Auf eine merkwürdige und kuriose Weise. Sein Schwanz berührte den Stoff der Matratze und er ließ einfach laufen. Sein Urin rann an seinem Hodensack entlang und floss bis in seine Arschritze. Es war ganz warm und auf eine nicht beschreibbare Weise beruhigend. Er bekam dadurch eine Erektion und verlor sich in skurrilen Lustgedanken, die sich merkwürdigerweise nicht etwa um Lena rankten oder um sonst irgendein Mädchen, das er attraktiv fand, sondern ausgerechnet um Britta. Er stellte sich vor, wie sie zu ihm in sein Verließ gekrochen kam, um ihn zu „füttern“. Sie hatte wieder ein enges Top an, durch das sich die Rundungen ihrer Brüste abzeichneten. Außerdem trug sie einen Rock. Keine Shorts, sondern einen Rock. Sie war barfuß und in seiner Fantasie trug sie ein Fußkettchen. Sie entzündete Kerzen, gerade so viele, dass sie einander im Dämmerlicht sehen konnten. Langsam, ganz langsam kroch sie auf ihn zu, küsste ihn am Hals, und er genoss seine Wehrlosigkeit. Sie legte ihren Bauch frei, kreiste damit vor seinem Gesicht herum. Er konnte den Duft ihrer Haut riechen. „Steck deine
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