Per Saldo Mord
anriefen, wurde eine Schachtel im Büro abgegeben«, sagte Bertha gleichgültig. »Sie war an Donald adressiert und kam von einem Fotospezialgeschäft in San Francisco. Ich hatte keine Zeit mehr, mir den Inhalt genauer zu besehen.«
»Wo ist sie jetzt?« erkundigte sich Sellers besorgt.
»Ich hab’ Doris beauftragt, sie neu zu verpacken und zurückzuschicken. Auf Firmenkosten werden bei uns keine Kameras gekauft, solange ich noch was zu sagen habe.«
Sellers dachte rasch nach. Dann wandte er sich Hazel und Madison Ashby zu. »Okay, ihr zwei; wenn ihr nicht reden wollt, laßt’s von mir aus bleiben. Viel nützen wird’s euch sowieso nicht. Hazels Wohnung wird noch mal durchsucht, aber diesmal gehen meine Leute sie mit dem Staubkamm durch.
Sobald die Ablösung kommt, machen wir drei — Sie, Bertha, Donald und ich — uns auf den Weg. Hazel bleibt vorläufig in Haft.«
»Sie haben keine Beweise gegen sie«, bemerkte Ashby. »Ich werde Haftbeschwerde einreichen.«
»Lassen Sie das lieber bleiben. Es wäre nur Zeit- und Energieverschwendung. Standley Downer wurde erst heute morgen ermordet. In zwei Stunden kann ich Ihnen sagen, ob die Polizei von San Francisco Ihre Klientin verhören möchte oder nicht.
Inzwischen werden wir beide, Bertha, Donalds Gelegenheitskauf unter die Lupe nehmen.«
Bertha sah mich stirnrunzelnd an. »Zum Henker, Donald, ich kapiere einfach nicht, wozu du eine Kamera brauchst.«
»Wozu? Zum Fotografieren natürlich«, erwiderte ich.
Sellers grinste selbstzufrieden. »Lassen Sie sich nichts weismachen, Bertha. Ich werde Ihnen zeigen, wozu er die Kamera gekauft hat.«
Es klopfte. Der Sergeant ging an die Tür und riß sie auf. Zwei Beamte in Uniform standen auf der Schwelle: die Ablösung, auf die Sellers gewartet hatte.
Er winkte sie herein. »Das ist Madison Ashby, Hazels Anwalt, und die Puppe hier ist Hazel Clune alias Hazel Downer. Zeigen Sie ihr den Haftbefehl und durchsuchen Sie die Wohnung, aber gründlich. Fahren Sie nachher zu Hazels Apartment und nehmen Sie das auch auseinander.
Kommen Sie mit, Donald. Sie auch, Bertha. Wir fahren zur Agentur!«
5
Wir bestiegen den Streifenwagen und sausten in einem Affenzahn durch die Stadt. Als Sellers den Wagen vor dem Bürohaus in eine Parklücke manövrierte, sagte er: »Fotozubehör, eh, Sie Schlaumeier? Kamen sich wohl verdammt gerissen vor, wie?«
Bertha marschierte stumm vor uns her, mit funkelnden Augen und kriegerischer Miene und ohne einen Blick nach rechts oder links zu werfen.
Wir gondelten im Lift nach oben und begaben uns im Gänsemarsch ins Empfangsbüro. »Haben Sie das Päckchen, das ich Ihnen vorhin gab, fertiggemacht und neu adressiert?« erkundigte sich Bertha bei der Empfangsdame.
Das Mädchen nickte.
»Packen Sie’s wieder aus.«
Doris Fisher kannte Bertha zu gut, um zu protestieren oder irgendwelche Fragen zu stellen. Sie deponierte das Päckchen auf dem Schreibtisch, fischte eine Schere aus einer Schublade, zerschnitt die Paketschnur und schälte einen länglichen Pappkarton aus dem Papier. Sellers nahm den Deckel ab, versenkte eine Hand in die Holzwolle und förderte stirnrunzelnd die 35-Millimeter-Kamera zutage.
»Nanu, was ist denn das?«
»Eine Kleinbildkamera«, antwortete ich. »Bei unserer Arbeit kann man das Ding gut gebrauchen, und ich bekam es zu einem Spottpreis. Deshalb hab’ ich’s gekauft.«
Bertha starrte mich sprachlos vor Entrüstung an.
Sellers machte ein enttäuschtes Gesicht. Er legte den Apparat weg, stocherte mit den Fingern in der Holzwolle herum, und plötzlich verzogen sich seine Lippen zu einem breiten Grinsen. »Aha!« murmelte er und zerrte den Karton mit dem Fotopapier heraus. »Sieh an! Was haben wir denn da?«
Er beäugte seinen Fund von allen Seiten, griff in die Hosentasche und holte sein Taschenmesser hervor.
»He, geben Sie acht!« rief ich. »Das Zeug ist lichtempfindlich. Der Karton darf nur in der Dunkelkammer geöffnet werden, sonst ist das Papier zum Teufel. Wenn Sie wollen, hock’ ich mich in den Wandschrank da und mach’ ihn für Sie auf.«
»Nicht nötig, halbe Portion. Wir werden den Karton gleich hier öffnen. Und falls das, was da drin ist, das Tageslicht scheuen muß, dann können Sie sich inzwischen eine plausible Erklärung ausdenken.« Er beugte sich vor, um den Klebestreifen aufzuschlitzen, betrachtete den Verschluß genauer, grinste und klappte das Messer zu. »Wie dumm von mir! Um die 50 000 Piepen in dem Karton zu verstauen, mußten Sie
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