Per Saldo Mord
Möglichkeit! Wie klein die Welt doch ist! Kommen Sie rein und parken Sie Ihre Kurven. Wie haben Sie mich denn aufgestöbert?«
»Ich bin Ihnen nachgefahren.«
»Vom Präsidium aus?«
»Ja. Mein Anwalt und ich fanden heraus, daß Sie von der hiesigen Polizei festgehalten wurden. Madison rief von Los Angeles aus an und drohte diesem Inspektor Hobart, er werde einen Vorführungsbefehl beantragen, falls man Sie nicht sofort auf freien Fuß setze. Daraufhin versprach man ihm, daß man Sie freilassen und in ein Hotel bringen werde.«
»Und dann?«
»Ich war zu dem Zeitpunkt schon in San Francisco. Madison rief
mich an und erzählte mir, daß Sie in einer Stunde freigelassen würden. Ich fuhr zum Polizeipräsidium, parkte, und als Sie im Streifenwagen fortgebracht wurden, folgte ich Ihnen. Und weil ich kein unnötiges Aufsehen erregen wollte, wartete ich zwei Stunden, nahm mir ein Taxi, lud ein paar Gepäckstücke ein und ließ mich hier absetzen. Ich segelte ganz frech an dem Beamten vorbei, der unten in der Halle sitzt und den Eingang bewacht, trug mich ein und nahm ein Zimmer.«
»Haben Sie Ihren richtigen Namen angegeben?«
»Natürlich nicht.«
»Und falls man Sie erkannt hätte?«
»Woher denn? Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht hier.«
»Na schön. Dann wohnen wir also im selben Hotel.«
»Stimmt.«
»Das freut mich wirklich, Hazel. Ich bin riesig froh, Sie zu sehen. Jetzt habe ich wenigstens Gesellschaft.«
»Und was machen wir jetzt, Donald?«
»Haben Sie vielleicht irgendeinen speziellen Wunsch?«
»Ja. Ich möchte zu gern wissen, was aus Standleys Geld geworden ist — ich meine das Geld, das er mir gegeben und wieder weggenommen hat.«
»Was glauben Sie denn, wo die Moneten gelandet sind?«
»Anfangs war ich der Meinung, Evelyn Ellis habe sie sich angeeignet. Aber allmählich werde ich aus der ganzen Sache überhaupt nicht mehr schlau.«
Ich schnappte mir einen Briefblock und kritzelte darauf:
»Vorsicht! Das Zimmer ist angezapft. Überlegen Sie sich, was Sie sagen.«
Ich hielt ihr den Block unter die Nase. Sie warf einen Blick darauf und lachte kehlig auf. »Schließlich bin ich Ihre Klientin, Donald. Sie haben eine Menge sehr komplizierte Aufträge für mich erledigt, und deshalb wollte ich wissen, wie wir eigentlich miteinander stehen.«
»Okay. Aber erst mal will ich uns was zum Trinken bestellen... Verflixt und zugenäht! Das geht ja nicht. Ich sitze hier auf dem trockenen. Sie können Milch oder einen Fruchtsaft haben. Alkohol wird mir hier nicht serviert.«
»Warum nicht? Halten die Sie für minderjährig?«
»Ich bin mehr oder weniger in Schutzhaft, das ist es.«
»Weshalb, Donald? Was ist eigentlich passiert?«
»Lassen Sie mich überlegen. Das Ganze ist ein bißchen verworren.
Ich muß es mir selbst erst auseinanderklamüsern. Setzen Sie sich auf die Couch, Hazel. Ich geh’ mir eben mal die Nase pudern. Bin gleich wieder da.«
Sie setzte sich auf die Couch. Ich legte den Finger auf die Lippen, setzte mich neben sie, nahm den Briefblock und schrieb:
»Hier im Zimmer sind mindestens drei Mikrophone versteckt. Ich werde Ihnen jeweils die Stichworte geben. Erzählen Sie mir nur das, was die Polizei ruhig erfahren kann. Ich werde mich an die Tatsachen halten. Sie können mir die wildesten Geschichten auftischen, wenn es Ihnen Spaß macht; aber stellen Sie mir keine zu gezielten Fragen, weil es mir vielleicht unmöglich ist, sie ausführlich zu beantworten.«
Nachdem sie die Notiz gelesen hatte, riß ich das Blatt ab, schlich auf Zehenspitzen ins Bad, spülte die Papierfetzen weg, machte die Tür laut zu und kam zurück. »Es ist wirklich 'nett von Ihnen, daß Sie mich aufgesucht haben, Hazel. Ihr Anblick ist eine wahre Wohltat. Ich hatte mich schon auf einen einsamen Abend gefaßt gemacht, und die Aussicht war nicht gerade begeisternd.«
Sie klopfte auf die Couch. »Setzen Sie sich zu mir, Donald, und erzählen Sie mir, was los ist.«
»Mit Vergnügen. Sie gaben mir den Auftrag, Ihren treulosen Verflossenen ausfindig zu machen. Die Fährte wies nach San Francisco. Als ich ihm endlich auf die Spur kam, hatte er sich inzwischen umbringen lassen, und ich sauste in der Gegend umher und versuchte etwas über den Mord zu erfahren. Nun war mir der Mord an sich ziemlich schnuppe, weil ich wußte, daß es Ihnen vor allem auf den Zaster ankam. Sagen Sie, Hazel1, mochten Sie Standley eigentlich gern?«
»Freilich. Er war sehr nett, besonders am Anfang.« Nach einer kurzen
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