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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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den Mord an Standley anhängen. Flucht gilt als Schuldbeweis. Folglich müssen Sie während meiner Abwesenheit meine Rolle übernehmen. Sie werden jetzt so tun, als wollten Sie gehen. Ich bringe Sie an die Tür, wir verabschieden uns voneinander, ich verdufte, und Sie kehren ins Zimmer zurück. Machen Sie ab und zu ein bißchen Lärm, husten Sie, räuspern Sie sich, waschen Sie sich die Hände und schalten Sie das Fernsehgerät ein. Man muß merken, daß jemand im Zimmer ist. Sie müssen bis Mitternacht aufbleiben. Sollte ich bis dahin nicht zurück sein, können Sie sich ins Bett legen. Lassen Sie die Tür offen, damit ich hineinkomme. Wollen Sie das für mich tun? Sie helfen damit uns beiden.«
    Ich schob ihr den Block hinüber. Sie las den Text und sprach sofort weiter. »Ich weiß nicht, woran es liegt, Donald; aber zu Ihnen hab’ ich Vertrauen. Sie waren wundervoll. Ich würde alles für Sie tun, einfach alles.« Sie bekräftigte ihre Worte mit einem energischen Kopfnicken.
    »Sie glauben also nicht, daß Standley und Baxley Komplicen waren und gemeinsam den Geldtransport...«
    »Seien Sie nicht albern, Donald. Standley hätte sich niemals auf so was eingelassen. Er war nicht der Typ dazu. Außerdem hatte er es nicht nötig. Sein Geschäft brachte ihm unglaublich viel Geld ein. Wirklich, Donald, ich hab’ noch nie einen Mann kennengelernt, dem die Dollars so mühelos in die Taschen rollten wie Standley.
    Anfangs mochte ich ihn sehr gern. Vielleicht hab’ ich ihn sogar geliebt. Wenn man ihn erst mal kannte und wußte, wie man ihn anpacken mußte, ließ sich ganz gut mit ihm auskommen. Natürlich hatte er auch seine Mucken. Er war rastlos, unzufrieden, war dauernd in Bewegung und auf Veränderung erpicht. Er brachte es nicht fertig, sich irgendwo zur Ruhe zu setzen und sein Leben zu genießen.
    Vermutlich hätte auch Evelyn auf die Dauer nicht viel Freude an ihm gehabt. Was mich so empört, ist, daß sie es nur auf sein Geld abgesehen hatte. Oh, ich weiß... dasselbe behauptet man wahrscheinlich auch von mir. Aber das stimmt nicht, sonst säße ich jetzt nicht ohne einen Cent da. Es war schon immer mein Fehler, daß ich mich zuwenig um meine finanzielle Sicherheit gekümmert habe. Wenn mir ein Mann gefällt, dann fliege ich auf jeden Schmus herein. Bei Standley war es genauso.«
    »Sind Sie schon auf viele Männer hereingefallen?« fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, auf zu viele. Und keiner von ihnen hat mich darum gebeten, mit ihm vor den Traualtar zu treten. Mir macht niemand mehr einen Heiratsantrag, Punkt. Ich bin eine ausgehaltene Frau, und solche Frauen heiratet man nicht. Standley war darin keine Ausnahme; aber er war wenigstens gut zu mir, solange es dauerte.«
    »Ich kann mir vorstellen, daß es schmerzlich für Sie war, Standley zu verlieren«, erwiderte ich.
    »Danke, Donald. Ich wußte, daß Sie mich verstehen würden.«
    Ich sah sie an und wies mit dem Kopf auf die Tür.
    »Tut mir leid, aber ich muß jetzt gehen, Donald. Ich wollte nur hören, was es Neues gibt, und...«, sie lachte leise auf, »und Ihnen mein Herz ausschütten. Sie haben wirklich eine musterhafte Geduld bewiesen. Ich schreib’ noch ein paar Briefe und geh’ dann ins Bett. Sehen wir uns morgen früh?«
    »Warum nicht? Wir können doch zusammen frühstücken.«
    »Einverstanden.« Ich öffnete die Tür, und Hazel fügte hinzu: »Gute Nacht, Donald.« ...
    »Sagen Sie, Hazel, müssen Sie eigentlich gehen?« fragte ich gespannt.
    »Aber natürlich, Donald. Ich bin zwar kein Ausbund an Tugend; aber so leichtfertig bin ich doch nicht. Wir sehen uns dann beim Frühstück. Gute Nacht.« Sie küßte mich, und der Kuß hatte es in sich.
    Ich machte die Tür von außen zu, ging den Korridor hinunter bis zu Hazels Zimmer, ließ mich mit Hazels Schlüssel ein und wartete eine Weile. Zehn Minuten später begab ich mich auf die Suche nach der Feuertreppe.
    Es handelte sich um eine jener eisernen Stiegen, die im Zickzack an der Rückseite des Hauses entlanglaufen. Sie begann etwa vier Meter über dem Erdboden, und das Endstück war mit einer starken Sprungfeder versehen, das sich unter dem Körpergewicht nach unten senkte, so daß man bequem absteigen konnte. Da ich auf dem gleichen Weg ins Hotel zurückkehren mußte, brauchte ich ein Stück Schnur.
    Ich schnüffelte im Korridor herum, bis ich eine Art Abstellkammer entdeckte, in der ich unter allem möglichen Gerümpel ein Stück Wäscheseil fand. Dann schlich ich auf leisen

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