Percy Jackson, Band 4: Percy Jackson - Die Schlacht um das Labyrinth
mich. Sie trug Jeans und ein grünes T-Shirt und hatte Flussgras in ihre langen braunen Haare geflochten. Sie sah mich streng an. Die Arme hatte sie übereinandergeschlagen.
»O nein, das tust du nicht«, sagte sie.
Ich starrte sie an. »Bist du eine Najade?«
Sie verdrehte die Augen. »Was sonst!«
»Aber du sprichst Englisch. Und du bist nicht im Wasser.«
»Glaubst du etwa, wir könnten nicht Menschisch sprechen, wenn wir wollen?«
Ich hatte nie darüber nachgedacht. Und ich kam mir ein wenig blöd vor, weil ich im Camp jede Menge Najaden gesehen hatte, und sie hatten immer nur gekichert und mir vom Grund des Sees zugewinkt.
»Hör mal«, sagte ich. »Ich wollte nur fragen â¦Â«
»Ich weiÃ, wer du bist«, sagte sie. »Und ich weiÃ, was du tun willst. Und die Antwort ist Nein! Ich werde meinen Fluss nicht noch einmal hergeben, um diesen Saustall zu säubern.«
»Aber â¦Â«
»Spar dir das, Seejunge. Ihr Ozeangott-Typen haltet euch immer für sooo viel wichtiger als einen hergelaufenen kleinen Fluss, stimmtâs? Na, ich kann dir sagen, diese Najade hier lässt sich nicht herumkommandieren, bloà weil du Poseidon zum Daddy hast. Das hier ist SüÃwasserterritorium, Mister. Der letzte Typ, der mich um diesen Gefallen gebeten hat â und der sah übrigens viel besser aus als du â, hat mich überredet, und das war der ärgste Fehler meines Lebens! Hast du überhaupt irgendeine Vorstellung davon, was dieser ganze Pferdedünger mit meinem Ãkosystem anstellt? Sehe ich in deinen Augen aus wie eine Kläranlage? Meine Fische würden sterben. Ich würde diesen Dreck nie wieder aus meinen Pflanzen entfernen können. Ich wäre jahrelang krank. NEIN DANKE!«
So, wie sie redete, erinnerte sie mich an meine sterbliche Freundin Rachel Elizabeth Dare â sie schien mit Wörtern auf mich einzuboxen. Ich konnte es der Najade nicht übel nehmen. Wenn ich es mir genauer überlegte, würde ich auch ganz schön sauer sein, wenn jemand vier Millionen Pfund Kacke in meinem Wohnzimmer abladen wollte. Aber trotzdem â¦
»Meine Freunde sind in Gefahr«, erklärte ich ihr.
»Schlimm. Aber das ist nicht mein Problem. Und du wirst mir meinen Fluss nicht ruinieren.«
Sie sah richtig kampfbereit aus. Sie hatte die Fäuste geballt, aber ich glaubte, in ihrer Stimme ein leichtes Zittern zu hören. Plötzlich wurde mir klar, dass sie sich trotz ihrer zornigen Haltung vor mir fürchtete. Sie glaubte vermutlich, ich würde mit ihr um die Herrschaft über den Fluss kämpfen, und hatte Angst, sie könnte verlieren.
Bei diesem Gedanken wurde ich traurig. Ich kam mir vor wie ein Tyrann, ein Sohn des Poseidon, der mit seiner Bedeutung protzt.
Ich setzte mich auf einen Baumstumpf. »Okay, du hast gewonnen.«
Die Najade machte ein überraschtes Gesicht. »Wirklich?«
»Ich werde nicht mit dir kämpfen. Das ist dein Fluss.«
Ihr Schultern entspannten sich. »Oh. Gut. Ich meine â dein Glück.«
»Aber meine Freunde und ich werden an die Titanen verkauft, wenn ich diese Ställe nicht bis Sonnenuntergang sauber machen kann. Und ich weià nicht, wie.«
Der Fluss gurgelte fröhlich vor sich hin. Eine Schlange glitt durch das Wasser und zog den Kopf ein. Endlich seufzte die Najade.
»Ich werde dir ein Geheimnis verraten, Sohn des Meeresgottes. Nimm dir eine Handvoll Dreck.«
»Was?«
»Du hast mich gehört.«
Ich ging in die Hocke und kratzte mir eine Handvoll Texas-Erde zusammen. Sie war trocken und schwarz und gesprenkelt mit winzigen weiÃen Steinen ⦠nein, das war etwas anderes als Stein.
»Das sind Muscheln«, sagte die Najade. »Versteinerte Seemuscheln. Vor Jahrmillionen, noch vor der Zeit der Götter, als nur Gaia und Uranos regierten, stand dieses Land unter Wasser. Es war ein Teil des Meeres.«
Plötzlich begriff ich, was sie meinte. Ich hielt winzige Stücke von uralten Seeigeln in der Hand, Weichtierschalen. Sogar die Kalkfelsen wiesen Abdrücke von Muscheln auf.
»Na gut«, sagte ich. »Und was habe ich davon?«
»Du bist gar nicht so viel anders als ich, Halbgott. Selbst, wenn ich das Wasser verlasse, ist das Wasser in mir. Es ist mein Lebensquell.« Sie trat zurück in den Fluss und lächelte. »Ich hoffe, du findest eine Möglichkeit, deine Freunde zu
Weitere Kostenlose Bücher