Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
ihr auf den Rücken und nannte sie die beste Kriegerin, die er je gesehen hatte.
»Den Drakon zu erschlagen? Das ist doch mal was!«
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Sie sah ganz schön überwältigt aus. Sie konnte nur nicken und
blinzeln, als fürchte sie, er werde sie gleich schlagen, aber irgendwann lächelte sie dann doch.
Hera und Hephaistos gingen an mir vorbei, und obwohl
Hephaistos immer noch ein wenig sauer war, weil ich auf seinen Thron gehüpft war, fand er doch, ich hätte »denen mal gezeigt, wo der Hammer hängt«.
Hera schnaubte verächtlich. »Ich denke mal, ich werde dich und diese Kleine doch nicht vernichten.«
»Annabeth hat den Olymp gerettet«, sagte ich ihr. »Sie hat Luke überredet, Kronos aufzuhalten.«
»Hmmm.« Hera rauschte schnaubend davon, aber ich ging dav-
on aus, dass unsere Leben für den Moment nicht in Gefahr waren.
Dionysos’ Kopf war noch immer in einen Verband gewickelt. Er
musterte mich von Kopf bis Fuß und sagte: »Na, Percy Jackson.
Ich sehe, Pollux hat überlebt, also bist du wohl doch nicht vollständig unfähig. Das kommt alles von meiner Ausbildung.«
»Äh, sehr wohl, Sir«, sagte ich.
Mr D nickte. »Zum Dank für meine Tapferkeit hat Zeus meine
Bewährungszeit in diesem Elendscamp halbiert. Jetzt bleiben mir nur noch fünfzig Jahre anstelle von hundert.«
»Fünfzig Jahre, echt?« Ich versuchte, mir vorzustellen, wie ich es mit Dionysos aushalten sollte, bis ich ein alter Mann wäre – falls ich überhaupt so lange lebte.
»Freu dich nicht zu früh, Jackson«, sagte er und mir fiel auf, dass er mich bei meinem richtigen Namen nannte. »Ich habe noch immer vor, dir das Leben zur Hölle zu machen.«
Ich musste lächeln. »Natürlich.«
»Nur, damit wir uns richtig verstehen.« Er machte kehrt und
fing an, seinen vom Feuer versengten Thron aus Rebstöcken zu
reparieren.
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Grover blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Ab und zu brach er in Tränen aus. »So viele tote Naturgeister, Percy. So viele!«
Ich legte ihm den Arm um die Schultern und gab ihm einen
Stofffetzen, damit er sich die Nase putzen konnte. »Du hast
großartige Arbeit geleistet, Mann. Wir werden das hier überleben, und wir werden neue Bäume pflanzen. Wir werden die Parks
säubern. Deine Freunde werden in eine bessere Welt wiederge-
boren werden.«
Er schniefte verzweifelt. »Ja … sicher. Aber es war so schon
schwer genug, sie zum Kampf zu rufen. Ich bin doch noch immer
ausgestoßen. Und kaum jemand wollte mir wegen Pan zuhören.
Werden sie mir überhaupt je wieder ein Wort glauben? Ich habe
sie doch in dieses Gemetzel geführt.«
»Sie werden dir zuhören«, versprach ich. »Weil sie dir wichtig sind. Niemandem ist die Wildnis wichtiger als dir.«
Er versuchte zu lächeln. »Danke, Percy. Ich hoffe … ich hoffe, du weißt, dass ich wirklich stolz darauf bin, dein Freund zu sein.«
Ich streichelte seinen Arm. »In einer Sache hatte Luke Recht. Du bist der tapferste Satyr, der mir je über den Weg gelaufen ist.«
Grover errötete, doch ehe er etwas sagen konnte, ertönten
Muschelhörner. Die Armee des Poseidon marschierte in den
Thronsaal.
»Percy!«, schrie Tyson. Er kam mit offenen Armen auf mich
zugerannt. Zum Glück war er wieder auf normale Größe ges-
chrumpft, deshalb war seine Umarmung wie ein Zusammenstoß
mit einem Traktor und nicht wie mit einer ganzen Farm.
»Du bist nicht tot!«, sagte er.
»Stimmt«, sagte ich. »Überraschend, was?«
Er klatschte in die Hände und lachte glücklich. »Ich bin auch
nicht tot. Juhu. Wir haben Typhon gefesselt. Das war witzig!«
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Hinter ihm lachten und nickten fünfzig weitere Zyklopen in Rüstung und klatschten sich gegenseitig ab.
»Tyson hat uns angeführt«, dröhnte der eine. »Er ist tapfer!«
»Der Tapferste aller Zyklopen«, brüllte ein anderer.
Tyson wurde rot. »Nicht der Rede wert.«
»Ich hab dich gesehen«, sagte ich. »Du warst unglaublich!«
Ich dachte, der arme Grover würde in Ohnmacht fallen. Er hat
furchtbare Angst vor Zyklopen. Aber er riss sich zusammen und
sagte: »Ja. Äh … ein dreifaches Hurra für Tyson!«
»HURRRRRAAAAAARRRRR!«, brüllten die Zyklopen.
»Bitte, fresst mich nicht«, murmelte Grover, aber ich glaube
nicht, dass irgendwer ihn hörte.
Wieder ertönten die Muschelhörner. Die Zyklopen wichen aus-
einander und mein Vater schritt in den Thronsaal. Er trug seine Rüstung und der Dreizack leuchtete in seinen Händen.
»Tyson!«, brüllte er. »Gut gemacht, mein Sohn.
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