Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin
ist,
dass ich mir wünschte, ihre Frage beantworten zu können.
Am nächsten Morgen hätte ich sie gern angerufen, aber im Camp
gab es kein Telefon. Dionysos und Chiron brauchten keinen Fest-anschluss. Sie konnten über Iris direkt mit dem Olymp sprechen, wenn sie etwas brauchten. Und wenn Halbgötter Mobiltelefone benutzen, aktivieren die Signale jedes Monster im Umkreis von
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hundert Kilometern. Genauso gut könnten wir schreien: Hier bin ich! Bitte, poliert mir die Fresse!
Die meisten Halbgötter (außer Annabeth und ein paar anderen)
haben nicht mal ein Handy. Und ich konnte schließlich nicht zu Annabeth sagen: »He, gib mir mal dein Telefon, damit ich Rachel anrufen kann.« Also müsste ich dafür mehrere Kilometer zum
nächsten Supermarkt laufen. Und selbst, wenn Chiron das er-
laubte – wenn ich dort ankäme, würde Rachel schon im Flugzeug
nach St. Thomas sitzen.
Ich verzehrte ganz allein am Poseidon-Tisch ein deprimierendes Frühstück. Ich starrte immer wieder den Riss im Marmorboden
an, wo zwei Jahre zuvor Nico eine Bande blutrünstiger Skelette in die Unterwelt verbannt hatte. Diese Erinnerung verbesserte meinen Appetit nicht gerade.
Nach dem Frühstück machten Annabeth und ich uns an die In-
spektion der Hütten. Eigentlich war Annabeth damit an der Reihe.
Meine Morgenaufgabe bestand darin, Berichte für Chiron
durchzusehen. Aber da wir unsere Jobs beide hassten, beschlossen wir, beides zusammen zu erledigen, damit es nicht ganz so
schlimm war.
Wir fingen mit der Poseidon-Hütte an, in der eigentlich nur ich wohnte. Ich hatte an diesem Morgen mein Bett gemacht (na ja, so halbwegs) und das Minotaurushorn an der Wand gerade gerückt,
deshalb gab ich mir vier von fünf möglichen Punkten.
Annabeth verzog das Gesicht. »Du bist aber großzügig.« Mit dem Ende ihres Bleistifts fischte sie ein altes Paar Laufshorts vom Boden.
Ich riss sie ihr weg. »He, sei nicht so streng. In diesem Sommer räumt Tyson schließlich nicht hinter mir her.«
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»Drei von fünf«, sagte Annabeth. Ich war nicht so dumm zu
widersprechen, deshalb gingen wir weiter.
Ich versuchte, im Gehen Chirons Berichte durchzusehen. Es gab
Nachrichten von Halbgöttern, Naturgeistern und Satyrn im ganzen Land, und in allen ging es um die neuesten Aktivitäten der Monster. Sie waren ganz schön deprimierend, und mein ADHD-Gehirn
konnte sich auf Depri-Kram nun wirklich nicht konzentrieren.
Überall tobten kleine Schlachten. Die Anwerbungsquote für das
Camp lag bei null. Es fiel den Satyrn schwer, neue Halbgötter zu finden und nach Half-Blood Hill zu bringen, weil im Land so viele Monster unterwegs waren. Unsere Freundin Thalia, die die Jägerinnen der Artemis anführte, hatte seit Monaten nichts von sich hören lassen, und falls Artemis wusste, wo sie sich aufhielt, dann gab sie dieses Wissen jedenfalls nicht weiter.
Wir inspizierten die Aphrodite-Hütte, die natürlich fünf von fünf Punkten bekam. Die Betten waren perfekt gemacht. Die Kleider in den Fächern waren nach Farben geordnet. Frische Blumen blühten auf den Fensterbänken. Ich wollte einen Punkt abziehen, weil die ganze Bude nach Designerparfüm stank, aber Annabeth hörte nicht auf mich.
»Großartig gemacht, wie immer, Silena«, sagte Annabeth.
Silena nickte traurig. Die Wand hinter ihrem Bett war mit
Bildern von Beckendorf gepflastert. Sie saß auf ihrem Bett und hatte eine Schachtel Pralinen vor sich, und mir fiel ein, dass ihr Dad im Dorf einen Schoko-Laden besaß, was ihm Aphrodites
Aufmerksamkeit eingetragen hatte.
»Möchtest du eine?«, fragte Silena. »Die hat mein Dad
geschickt. Er dachte – er dachte, die könnten mich vielleicht
aufheitern.«
»Sind sie denn gut?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Die schmecken wie Pappe.«
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Ich hatte nichts gegen Pappe, deshalb nahm ich eine. Annabeth
wollte nicht. Wir versprachen, später noch mal nach Silena zu sehen, und gingen weiter.
Als wir über den Vorplatz gingen, entbrannte gerade ein Kampf
zwischen der Ares- und der Apollo-Hütte. Einige mit Brand-
bomben bewaffnete Apollo-Camper flogen in einem von zwei Pe-
gasi gezogenen Wagen über die Ares-Hütte. Ich hatte den Wagen
noch nie gesehen, aber er sah ziemlich cool aus. Bald brannte das Dach der Ares-Hütte und vom Kanusee kamen Najaden angestürzt,
um Wasser darüberzuspritzen.
Dann belegten die Ares-Camper ihre Gegner mit einem Fluch
und alle Pfeile der Apollo-Leute verwandelten sich in Gummi. Sie
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