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Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin

Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin

Titel: Percy Jackson Bd. 5 Die letzte Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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nirgendwo
    mehr hin.«
    »Wir haben jetzt also ein bisschen Zwangsurlaub in Connectic-
    ut.« Ich starrte das weiße Haus an. »Was jetzt?«
    »Wir klingeln«, sagte Nico.
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    Wenn ich Lukes Mom gewesen wäre, hätte ich nicht mitten in der Nacht zwei fremden Jungs die Tür geöffnet. Aber ich war alles andere als Lukes Mom. Das wusste ich, noch ehe wir die Haustür erreicht hatten. Der Weg dahin war von so kleinen ausgestopften
    Knautschtieren gesäumt, wie man sie in Geschenkeläden kriegt. Es gab Minilöwen, Schweine, Drachen, Hydren, sogar einen winzigen Minotauros mit einer winzigen Minotauroswindel. So traurig schlaff, wie sie waren, mussten diese Knautschwesen hier schon lange sitzen – mindestens seit der Schneeschmelze im vergangenen
    Frühling. Einer Hydra wuchs sogar ein kleiner Baum zwischen den Hälsen.
    Die Terrasse vor dem Haus war verseucht von Windorgeln.
    Leuchtendes Glas und Metallstücke klirrten im Wind. Messing-
    streifen plätscherten wie Wasser, und ich merkte, dass ich zur Toilette musste. Ich begriff nicht, wie Ms Castellan diesen Lärm aushalten konnte.
    Die Vordertür war türkis gestrichen. Der Name Castellan stand
    dort auf Englisch und darunter auf Griechisch: Διοικητής φρουρίυ.
    Nico sah mich an. »Bist du so weit?«
    Er hatte die Tür kaum angetippt, als sie auch schon aufgerissen wurde.
    »Luke!«, rief die alte Dame glücklich.
    Sie sah aus, als steckte sie ihre Finger gern in Steckdosen. Ihre weißen Haare standen in Büscheln überall von ihrem Kopf ab und ihr weißes Hauskleid war von Brandspuren und Ascheflecken
    übersät. Als sie lächelte, sah ihr Gesicht unnatürlich gedehnt aus, und das Starkstrom-Licht in ihren Augen ließ mich überlegen, ob sie blind sein könnte.
    »Ach, mein lieber Junge!« Sie umarmte Nico. Ich versuchte noch zu verstehen, warum sie Nico für Luke hielt (sie hatten nicht die geringste Ähnlichkeit), als sie mich anlächelte und sagte: »Luke!«
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    Nico war total vergessen und sie drückte mich an sich. Sie roch nach verbrannten Plätzchen und war dünn wie eine Vogelsch-euche, aber dennoch hätte sie mich fast zerquetscht.
    »Komm rein!«, verlangte sie. »Das Essen ist fertig.«
    Sie schob uns ins Haus. Das Wohnzimmer war noch seltsamer
    als der Rasen vor dem Haus. Jede freie Stelle war mit Spiegeln und Kerzen vollgestellt und ich konnte nirgendwohin schauen, ohne
    mein Spiegelbild zu sehen. Über dem Kaminsims flog ein kleiner Bronzehermes als Sekundenzeiger einer tickenden Uhr im Kreis.
    Ich versuchte zu verstehen, wie der Gott der Boten sich jemals in diese alte Frau verlieben konnte, aber die Vorstellung war zu
    bizarr.
    Dann sah ich das gerahmte Bild auf dem Kaminsims und erstar-
    rte. Es sah genau aus wie Rachels Zeichnung – Luke mit etwa neun Jahren, mit blonden Haaren, einem strahlenden Lächeln und zwei Zahnlücken. Ohne die Narben in seinem Gesicht sah er aus wie ein ganz anderer – unbeschwert und glücklich. Wie konnte Rachel von diesem Bild gewusst haben?
    »Hier lang, mein Lieber!« Ms Castellan lotste mich in den
    hinteren Teil des Hauses. »Ich habe ihnen ja gesagt, dass du
    zurückkommen würdest. Ich habe es gewusst!«
    Wir setzten uns an den Küchentisch. Auf der Anrichte stapelten sich
    Hunderte –
    wirklich
    Hunderte –
    Plastikdosen
    mit
    Erdnussbutter-Marmelade-Sandwiches. Die untersten waren ganz
    grün und pelzig, als ob sie schon lange dort lägen. Der Geruch erinnerte mich an meinen Schrank in der sechsten Klasse – und das
    will wirklich was heißen.
    Oben auf dem Herd waren Backbleche aufgetürmt und auf je-
    dem lag ein Dutzend angebrannter Plätzchen. Im Spülbecken war
    ein Berg aus leeren Kool-Aid-Dosen. Eine Knautschmedusa saß
    neben dem Wasserhahn, als ob sie das Chaos bewachte.
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    Ms Castellan fing an zu summen, während sie Erdnussbutter
    und Marmelade aus dem Schrank nahm und noch ein Sandwich
    schmierte. Irgendetwas verbrannte im Ofen. Ich hatte das Gefühl, dass es sich um noch mehr Plätzchen handelte.
    Über dem Spülbecken, um das ganze Fenster herumgeklebt, gab
    es Dutzende von kleinen Bildern, die aus Zeitschriften und Zeitun-gen ausgeschnitten waren. Bilder des Hermes vom Blumenboten-
    Logo und vom Paketdienst, Bilder des Caduceus aus der
    Medikamentenwerbung.
    Mein Herz wurde schwer. Ich wollte weg aus diesem Raum, aber
    Ms Castellan lächelte mich weiter an, während sie das Brot
    schmierte, wie um sicherzustellen, dass ich nicht weglief.
    Nico hüstelte. »Äh,

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