Percy Pumpkin 02 - Der Mumienspuk
sagte Onkel Adalbert. »Der Spion ist einer von uns. Es ist keiner vom Personal oder von unseren Verwandten und Freunden, die über Weihnachten zu Besuch gekommen sind. Es ist jemand aus dem engsten Familienkreis.
Ich
könnte es sein. Cedric könnte es sein. Caroline könnte es sein …«
»Ist das dein Ernst?«, erwiderte Claire aufgebracht. »Papa soll der Spion sein?«
Onkel Adalbert nickte.
»Aber das ist doch Blödsinn. Papa würde niemals …«
»Warum bist du dir da so sicher?«, fiel Onkel Adalbert ihr ins Wort. »Die Menschen tun oft die seltsamsten Dinge, nicht wahr, Percy?«
Percy verstand nicht recht, warum Onkel Adalbert ausgerechnet ihn ansprach, sah aber trotzdem schuldbewusst zu Boden und murmelte: »In meinen Büchern ist es tatsächlich oft so, dass diejenigen, die am unschuldigsten wirken, am Ende die Mörder sind.«
»Nun ja«, sagte Onkel Adalbert langsam, »mit einer Sache hat Claire allerdings recht.«
»Womit denn?«, fragten alle Kinder gleichzeitig.
»Dass es Blödsinn ist.« Onkel Adalbert trommelte mit seinen Fingern auf dem Blechleib der unheimlichen Maschine herum. »Lord Darkmoor ist nicht der Spion. Er hätte sich niemals in so ein albernes Bärenkostüm gezwängt.«
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Und ich werde Cedric
natürlich
von unserer Entdeckung erzählen. Ich wollte den, äh, Borger nur erst einmal hier nach oben bringen, bevor alle anfangen, daran herumzufummeln.«
»Ich weiß nicht genau, wie ich es sagen soll …«, begann Percy auf einmal. Obwohl es nichts mit dem Borger-Kraken und dem Spionagefall zu tun hatte, verspürte er plötzlich das dringende Bedürfnis, über die merkwürdigen Dinge zu sprechen, die ihm seit seiner Ankunft in Darkmoor Hall widerfahren waren. »… aber ich habe seit einiger Zeit das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein.« Er schaute unsicher in die Runde. »Da sind Räume, die mir bekannt vorkommen. Und dann die Tatsache, dass ich Allan Darkmoors Pferd reiten konnte, obwohl ich noch nie im Leben geritten bin …«
»Ah, ganz klar, eine Bewusstseinstäuschung«, unterbrach ihn Onkel Adalbert. »Ein interessantes und noch wenig erforschtes Phänomen. Es kommt häufig bei Menschen vor, die ein schreckliches Erlebnis hatten, so wie du, Percy. Das Verschwinden deiner Eltern und der Kampf mit dem Kraken- Roboter der McMurdochs haben dich sehr mitgenommen. « Er klopfte Percy mitfühlend auf die Schulter, bevor dieser etwas erwidern konnte. »Weißt du, was eine Mondtäuschung ist?«, fragte er ihn.
Percy erinnerte sich an den riesigen Mond, den er und die Zwillinge in seiner zweiten Nacht in Darkmoor Hall gesehen hatten, und nickte vorsichtig.
»Nun ja«, Onkel Adalbert räusperte sich. »Auch dieses Trugbild ist bis heute nicht geklärt. Vermutlich hängt es damit zusammen, dass der Mond, wenn er näher an die Horizontlinie rückt, in einem anderen Größenverhältnis zu beispielsweise Bäumen oder Häusern steht. Tatsache ist aber, dass der Mond einem plötzlich riesig vorkommt, obwohl er in Wahrheit nicht größer ist als sonst. Und genau so eine Wahrnehmungsverschiebung ist auch Percys Eindruck, bestimmte Räume hier im Schloss schon einmal gesehen zu haben. Es gibt sogar einen Namen für dieses Phänomen. Man nennt es den
Déjà-vu
-Effekt.«
»Tolles Wort«, fand Linda. »Wie geschaffen dafür, um von Onkel Toby zwischen seine ganzen
N’est-ce pas
gequetscht zu werden.«
»Ich weiß nicht«, sagte Percy langsam und kratzte sich an der Stirn. »Ich bin mir ganz sicher, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Irgendetwas ist in meinem Kopf, das nicht zu mir gehört … Manchmal habe ich auch so ein komisches Kribbeln in den Fingern, das sich fast elektrisch anfühlt, so als ob …«
»Psst! Ich glaube, wir werden belauscht«, zischte John wie aus heiterem Himmel und zeigte Richtung Treppe. Alle wandten die Köpfe. Für den Bruchteil einer Sekunde sah Percy einen Schatten.
»Hinterher!«, rief Claire und die Zwillinge rannten los, dicht gefolgt von John, Percy und Jim.
»Da!«, schrie Linda, kaum dass sie wieder im Labor angekommen waren, und zeigte auf eine Tür, die zwischen zwei Regalen verborgen war und die Percy zuvor nicht bemerkt hatte. »Jede Wette, dass das der Spion ist, der unser Saucengeheimnis stehlen will!«
»Hast du ihn gesehen?«, keuchte John, der als Letzter unten ankam.
»Wieder nur den Schatten«, sagte Linda.
»Das ist alles deine Schuld«, beschwerte sich Claire bei John. »Wenn du dich
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