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Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss

Titel: Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Loeffelbein
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keine Unmengen von Reagenzgläsern, in denen merkwürdige Flüssigkeiten blubberten, keine elektrischen Batterien, die funkten und blitzten, und keine Maschinen, die wie Menschen aussahen und die durch ihre Augen Hitzestrahlen verschießen konnten. Das einzig Aufregende im Labor des Erfinders war das große Panoramafenster.
    Nachdem Onkel Adalbert Johns Fuß verbunden hatte, brachte er die Krötensalbe zurück zu einem Kühlschrank, der zwischen zwei Bücherregalen stand. Dann öffnete er eine Schublade und zog einen hölzernen Stock daraus hervor.
    Percy, John und die Zwillinge staunten. Es war ein alter Spazierstock, wie man ihn im letzten Jahrhundert getragen hatte. Seine Spitze war mit blankem Eisen besetzt, und das Holz sah so dick und robust aus, als ob man damit allerhand kaputt schlagen konnte. Am eindrucksvollsten aber war derGriff, der einen Adlerkopf darstellte und dessen silberne Oberfläche von innen heraus schimmerte, als ob sie von einer Lampe erleuchtet würde.
    »Was ist das denn für ein Zauberstab?«, wollte Claire wissen. Sie schielte etwas neidisch zu ihrem fußkranken Cousin, weil sie natürlich ahnte, dass der Spazierstock für ihn gedacht war.
    »Er hat Allan gehört«, erklärte Onkel Adalbert und blinzelte Claire durch seine Brille zu.
    Bevor er John den Stock gab, durfte ihn jeder einmal in die Hand nehmen. Als Percy an der Reihe war, durchzuckte ihn erneut ein merkwürdiges Kribbeln. Es war noch stärker als am gestrigen Abend und sogar noch intensiver als beim Reitunterricht. Als ob ihn Hunderte von kleinen Nadeln gleichzeitig in den Körper stechen würden.
    »He, jetzt gib schon her!«, sagte John und streckte die Hand nach dem Stock aus.
    »Ja, gleich. Einen Moment noch«, murmelte Percy. Er hielt den Griff ganz nah an sein Gesicht und entdeckte eine feine Gravur.
    »Hier steht etwas«, erklärte er. » Hast du eine Lupe, Onkel Adalbert?«
    Der alte Mann lächelte.
    »Du bist sehr aufmerksam«, sagte er, während er zum Schreibtisch hinüberging und ein altes, schweres Vergrößerungsglas hervorholte. Percy und die anderen blickten hindurch.
    »Tatsächlich, eine Inschrift«, stellte John fest. »Und da ist auch noch ein kleines Flügelpaar eingraviert.« Er zeigte auf die Stelle. Sein Finger sah unter der Lupe aus wie ein dicker Wurm.
    »
Scentia potentia est
– das ist doch Lateinisch, oder?«, fragte Claire.
    Bevor Onkel Adalbert antworten konnte, ertönte ein furchtbarer Schrei. Alle zuckten zusammen, und Percy ließ vor Schreck die Lupe fallen, die Johns verbundenen Fuß traf. Doch John zuckte nicht einmal mit der Wimper, er schien in eine Art Schockstarre gefallen zu sein.
    »Das kam aus dem Keller«, meinten Claire und Linda. »Los, wir sehen nach!«
    Sie rannten zur Tür. Percy folgte ihnen.
    »Jetzt wartet doch mal!«, rief John. Allerdings hörte ihn niemand, weil erneut ein lauter Schrei durch das Schloss hallte. Er klang noch unheilvoller als der erste.
    Claire nahm Percy bei der Hand und zog ihn den kurzen Flur entlang auf einen kleinen Fahrstuhl zu. Sie schob das Eisengitter zur Seite und öffnete die Tür. Inzwischen war auch John mit dem Spazierstock des geheimnisvollen Onkel Allan herangehumpelt. Percy wurde in die enge Fahrstuhlkabine gedrängt.
    »Wollen wir nicht auf Onkel Adalbert warten?«, fragte er atemlos.
    »Das dauert viel zu lange«, entschied Claire und legte einen Hebel um, der den Fahrstuhl in Bewegung setzte.
    »Was wohl passiert ist?«, überlegte Linda.
    »Bestimmt etwas ganz besonders Schlimmes.« Claires Augen funkelten im Dämmerlicht des Aufzugs mit dem Spazierstockgriff um die Wette.
    »Vielleicht ein Mord?«, mutmaßte Linda.
    »Oder jemand ist die Kellertreppe hinuntergefallen und hat sich den Hals gebrochen«, meinte Claire und trommelte mit den Fingern gegen die Aufzugwand. »Lahme Kiste!«, sagte sie ungeduldig.
    Plötzlich kniff sie Percy aufgeregt in den Arm. »Vielleicht hat jemand auch das Monster von heute Nacht gesehen! Stellt euch vor, es treibt jetzt hier im Schloss sein Unwesen und hat sich ein neues Opfer gesucht, nachdem es bei den Pumpkins und Wallace leer ausgegangen ist.«
    Percy erschauderte. Die Fahrstuhlkabine fuhr an immer dunkler werdenden, verlassenen Stockwerken vorbei. Darkmoor Hall musste noch viel größer sein, als er bislang vermutet hatte. Das Schloss hatte eher die Ausmaße einer
Stadt
als die eines
Gebäudes
.
    »Monster gibt es nur in Büchern«, sagte er, allerdings ohne besonders viel Nachdruck.
    »Genau«,

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