Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Aus dem Augenwinkel erkannte er, dass es den Zwillingen nicht anders ging, und sogar Cyril und Jason sahen ziemlich bleich aus.
Als Percy auf die Stelle zuritt, an der John gestürzt war, erblickte er Mr Brumming. Er saß auf Little Darling und schaute ihnen wütend entgegen.
»Wer von Ihnen ist auf die verrückte Idee gekommen, bei dieser Kälte ein Wettreiten über das große Hindernis zu starten?!« Er fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum.»Das ist
Gift
für die Knochen und Gelenke der Pferde, verstehen Sie?
Gift!
Waren Sie das etwa, Lady Claire?«
Claire stemmte entrüstet die Hände in die Hüften, doch Percy sah ihr an, dass sie auch ein bisschen stolz darauf war, dass Mr Brumming ihr so einen wilden Ritt eher zutraute als Cyril. Sie wollte gerade etwas sagen, als sie erstaunt die Augen aufriss. Hinter Mr Brumming saß John. Er winkte ihnen mit einem gequälten Lächeln zu.
»Hab mir wohl den Fuß verknackst«, meinte er leise.
Linda musste auf einmal laut lachen und auch die anderen stimmten nach und nach mit ein.
»Was ist denn daran so komisch?«, wollte John beleidigt wissen.
»Wir dachten, du bist tot«, prustete Linda.
»Mindestens«, ergänzte Claire erleichtert.
»Schluss mit dem Theater!«, donnerte Mr Brumming. »So ein Reitunfall sieht oft schlimmer aus, als er ist. Und jetzt aufgesessen, aber etwas hurtig, wenn ich die Lords und Ladys bitten darf. Die Pferde müssen in ihre Boxen!«
Cyril und Jason hatten es plötzlich sehr eilig und ritten als Erste los.
»Diese Feiglinge«, zischte Claire Linda und Percy zu. »Die trauen sich nicht mal, sich bei John zu entschuldigen. Ich hätte Cyril bei Mr Brumming verpetzen sollen.«
»Aua«, sagte John und zog die Mundwinkel nach unten.
»Tja, mein lieber John, einmal muss ich noch ruckeln, damit wir wissen, ob dein Fuß gebrochen ist oder nicht.«
Onkel Adalbert strich sich eine seiner wirren weißen Haarlocken aus der Stirn und lächelte John durch seine kleine Nickelbrille aufmunternd zu.
»Ein Indianer kennt keinen Schmerz«, sagte er zerstreut und wandte sich dann wieder Johns Fuß zu, der auf einem roten Kissen vor ihm lag. John selbst saß in einem großen Ohrensessel, der wie das rote Samtkissen nicht so recht in die sehr modern eingerichteten Räume von Onkel Adalbert passte.
Sie befanden sich in einem der höchsten Türme des Schlosses, aus dessen Fenster man eine weite Aussicht über den Park, den Schwarzwald und das Darkmoor hatte. Auch das Meer konnte man in der Ferne blau leuchten sehen. Jim hatte seine Vorderpfoten auf die Fensterbank gestütztund bellte aufgeregt. Percy kraulte ihm den Kopf, während Claire und Linda um Johns Ohrensessel herumstanden und interessiert dabei zusahen, wie ihr Cousin von ihrem Onkel verarztet wurde.
»Dein Fuß sieht aus wie aus Madame Tussaud’s Wachsfigurenkabinett«, sagte Claire. »Und zwar aus den untersten Räumen, da, wo sie die abgetrennten Körperteile aufbewahren.«
»Woher weißt du eigentlich so viel über Verletzungen?«, fragte Linda ihren Onkel.
Er wackelte an Johns Zehen, befühlte das Fußgelenk und zwinkerte seiner Nichte zu. »Habe ich mir selbst beigebracht«, sagte er, während er mit einem Spatel eine grüne Salbe auf Johns Gelenk schmierte. Die Salbe war offenbar ziemlich kalt, denn sie sonderte einen feinen, durchsichtigen Dampf ab.
»Igittigitt, das stinkt ja wie Krötenkacke!«, rief Claire.
»Das ist eine Salbe aus Arnika und Kröten
blut
«, korrigierte Onkel Adalbert sie. »Sehr wirksam bei Schwellungen. Hat vor vielen Jahren einmal eurem Onkel Allan sehr geholfen.«
»Wobei?«, wollte Claire wissen.
»Er hatte sich wie John den Knöchel verstaucht«, sagte Onkel Adalbert und wickelte einen Verband um Johns Fuß. »Allerdings in Ägypten und nicht auf dem Reitplatz.«
»Das hört sich ja spannend an«, sagte Linda. »Was hattet ihr denn in Ägypten zu suchen?«
»Den Fluch des Pharao.« Onkel Adalbert lächelte versonnen und ließ offen, ob er sie auf den Arm nahm oder nicht.
Claire und Linda warfen Percy einen vielsagenden Blick zu. Bevor sie John zu ihrem Onkel ins Turmzimmer gebracht hatten, hatten sie ihm erzählt, dass Onkel Adalbert, der in Wirklichkeit eher so etwas wie ein Ur-Großonkel war, in der Familie als Spinner galt. Aber natürlich war er gerade deshalb ihr absoluter Liebling. Auch Percy mochte ihn auf Anhieb. Nur Onkel Adalberts Labor hatte er sich viel größer und spektakulärer vorgestellt. Es gab
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