Percy Pumpkin (Bd.1) - Mord im Schloss
dem Kaminsims und betrachtete den grünen Schimmer, der über ihm schwebte.
»Geheimzimmer?«, fragte Percy.
»Onkel Adalbert meint, dass das Schloss so löchrig ist wie ein Schweizer Käse und dass es eine
Unmenge
von versteckten Zimmern gibt, von denen keiner weiß. Oder besser gesagt, keiner
mehr
weiß, denn früher soll es einmal eine Karte von diesen ganzen Geheimräumen gegeben haben. Onkel Allan soll übrigens in so einem Raum verschwunden sein …« Linda hielt inne.
»Hier riecht es irgendwie komisch«, sagte John mit einem Anflug von Panik in der Stimme. »So muffig und feucht. Mir ist das alles nicht ganz geheuer.« Er schüttelte sich.
»Dieses grüne Licht ist ganz eindeutig nicht geheuer.« Claire tauchte einen Finger hinein. John, Linda und Percy gaben einen erschreckten Laut von sich.
»Was ist denn?«, fragte Claire.
»Du bist ganz grün«, sagte Linda.
»Du siehst aus wie ein Gespenst«, ergänzte John.
Percy sprang zu ihr hinüber und zog sie von dem grünen Licht fort.
»Das ist sehr unvorsichtig«, sagte er. »Du weißt doch gar nicht, was passiert, wenn man da einfach so seine Finger hineintaucht.«
»Doch. Alle werden panisch.« Claire lachte, aber es hörte sich nicht besonders echt an.
»Das ist nicht witzig. Vielleicht ist das grüne Licht ja giftig!«, rief Percy.
»Was verstehst du denn schon von giftigem Licht?«, beschwerte sich Claire. »Licht kann doch gar nicht giftig sein, oder?«
»Hört jetzt auf«, sagte Linda und räusperte sich. »John und Jim sind verschwunden.«
»Was?«, riefen Claire und Percy.
»Gerade eben waren sie noch da, und als ich mich zu ihnen umgedreht habe, waren sie weg.« Linda zeigte auf das leere Podest.
»Das gibt es nicht!« Claire schaute sich nach allen Seiten um.
Plötzlich schlug sich Percy mit der flachen Hand vor die Stirn. »Ich hab’s!«, rief er und lief zum Podest. »Kommt mal her.«
Er winkelte seine Beine an und lehnte seinen Rücken gegen die hölzerne Wand. »Setzt euch einmal genauso hin wie ich«, sagte er.
»Und was jetzt?«, wollte Claire wissen. »Sprichst du eine geheime Beschwörungsformel und zauberst uns in den Schrank zurück?«
»Nicht nötig«, sagte Percy.
Er wartete, bis die Zwillinge sich gesetzt hatten, dann stemmte er sich mit aller Kraft gegen die Wand in seinem Rücken. Sekunden später stand John vor ihnen. Er sah ziemlich verdattert aus, freute sich aber sehr, dass er nicht mehr allein war.
»Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist«, stotterte er. »Mit einem Mal war ich einfach wieder im Schrank.«
Claire pfiff durch die Zähne. »Eine Drehtür. Und Percy hat das als Einziger von uns kapiert.« Anerkennend klopfte sie ihm auf die Schulter.
»Na ja, das war eher Zufall.« Percy kratzte sich verlegen am Kopf. »Als Cyril und Jason vorhin auf den Schrank zumarschiert sind, da habe ich mich vor Angst gegen die Rückwand gestemmt, und das hat dann wohl den Drehmechanismus ausgelöst.«
»Da sieht man mal, dass Furcht auch ihre guten Seiten hat«, meinte Linda. »Nicht wahr, Schwesterherz?«
»Allerdings.« Claire kletterte aus dem Schrank und strich ihren Morgenmantel glatt. »Wie dem auch sei, jetzt müssen wir erst einmal den Spion fangen und den Mord aufklären. Das Geheimzimmer kann warten.«
John und Claire nickten, Jim bellte zweimal laut und Percy wippte unruhig von einem Bein auf das andere, eine Geste, die Linda falsch verstand.
»Geht es euch nicht genauso wie Percy? Also, ich glaube, dass ich heute Nacht kein Auge zutun kann, bevor ich nichtdiesen Baumstamm untersucht habe, an dem sich der Bär zu schaffen gemacht hat.«
»Ich weiß nicht …«, meinte John. »Bei dem Unwetter? Und wenn wir in einer Schneewehe versinken?«
»Oder die Polizisten uns erwischen?«, gab Percy zu bedenken.
»Papperlapapp«, sagte Claire. »Jetzt wird nicht gekniffen. Nun sind wir schon so weit gekommen, da schaffen wir das letzte Stückchen auch noch. Stellt euch doch einmal vor, was Fortescue und seine Constables für Augen machen werden, wenn wir denen zum Frühstück den Mörder präsentieren. Oder vielmehr, den
vermeintlichen
Mörder, denn wenn man es genau nimmt, ist ja wohl Heinrichs Erdbeermarmelade an Brendas Tod schuld.«
»Wer ist eigentlich diese Annabel?«, fragte Percy, der sich plötzlich an das Gespräch mit Heinrich erinnerte.
»Warum willst du das wissen?«, fragte Claire. »Das hat doch mit dem Fall gar nichts zu tun.«
»Ach, nur so.« Percy zuckte mit den Schultern.
»Annabel ist
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