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Perdido - Das Amulett des Kartenmachers

Titel: Perdido - Das Amulett des Kartenmachers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Stevens
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kämpfte sich der Seemann unter dem Segel hervor und warf Hugo einen finsteren Blick zu. Dann griff er zur nächstenHarpune und wartete darauf, dass sich sein Opfer dem Schiff wieder näherte.
    »Wir müssen etwas unternehmen!«, wandte sich Hugo an seinen Onkel. »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie den armen Porpoisaurier umbringen.«
    »Da kann man nichts machen«, sagte Walter bekümmert. »An nichts glauben Seeleute fester als an ihren Aberglauben. Sie richten ihr ganzes Leben nach irgendwelchen Ammenmärchen über Engel und Teufel aus.«
    »Engel und Teufel?« Hugo hatte eine Eingebung. Er lief zu Oliver Muddel hinüber, stellte sich neben ihn an die Reling und beide sahen zu, wie der Porpoisaurier im Wasser umhertollte.
    »Schon komisch …«, sagte Hugo nachdenklich.
    »Was ist komisch?«, fragte Matrose Muddel.
    »Ach, nichts. Mir ist nur grade etwas eingefallen.«
    Es krachte, das Schiff schlingerte.
    »Was ist dir denn eingefallen?«, wollte Muddel ungeduldig wissen.
    »Es ist wahrscheinlich reiner Zufall«, sagte Hugo, »aber dieses Geschöpf sieht dem Engel der Weltmeere zum Verwechseln ähnlich – findest du nicht auch?«
    Schweigen.
    »Du hast doch schon vom Engel der Weltmeere gehört, oder?«
    »Klar doch!« Oliver Muddel zog die Stirn kraus.
    »Dann weißt du ja auch, dass ihn die Sage als stumpfnasiges Geschöpf mit Flossen wie riesige Ruder beschreibt, oder?«
    »Klar.«
    Rockford hielt im Ausholen inne.
    »Und dann weißt du ja auch, dass dieses Geschöpf allen Seeleuten Glück bringt und einem gar nichts Besseres passieren kann, als dass es auftaucht, oder?«
    »Das weiß doch der dümmste Seemann!«, bestätigte Muddel unwirsch.
    Rockford ließ die Harpune sinken.
    »Dann weißt du ja auch, dass jedes Schiff, das dem Engel der Weltmeere ein Leid zufügt, geradewegs zur Hölle fährt und bis zum Jüngsten Tag durch die ewige Verdammnis segeln muss, oder?«
    »Lass sofort die Harpune fallen!«, brüllte Oliver Muddel.
    Rockford sah ihn verdattert an.
    »Dieses Geschöpf ist der Engel der Weltmeere«, verkündete Muddel. »Wie könnt ihr auch nur dran denken, ihm ein Leid zuzufügen!«
    Der nächste Ruck. Die Matrosen brachen in Jubelrufe aus.
    »Was sind wir doch für Glückspilze!«, freute sich Rusty. »Uns ist der Engel der Weltmeere erschienen. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen!«
    Der Porpoisaurier begleitete das Schiff noch den ganzen Tag lang. Die Matrosen sahen zu, wie er untertauchte und wieder emporschnellte, wobei er sich mitten in der Luft auf den Rücken drehte. Im Eintauchen peitschte er mit der riesigen Schwanzflosse und ließ eimerweise Gischt über die Besatzung des Schiffes regnen. Etliche Seeleute schlossen Wetten ab, wie lange der willkommene Besucher jeweils unter Wasser bleiben würde. Nachts verriet ihnen ein gelegentlicher Schlag gegen den Schiffsrumpf, dass er ihnen immer noch Gesellschaft leistete.

9. Kapitel
    L
and in Sicht!«
    Hugo wurde von Hawkeyes Ruf aus dem Krähennest geweckt. Erst glaubte er, er hätte geträumt, doch da ertönte es noch einmal: »Land in Sicht!«
    Hugo warf die Decke ab und ließ Walter ruhig weiterschlafen, während er aufs Hauptdeck eilte. Aber als er ins Freie trat, war die Enttäuschung groß. Das Schiff segelte durch den dicksten Nebel, den Hugo je erlebt hatte. Der Bug war ganz und gar in milchig weißen Dunst gehüllt, und sogar jene Matrosen, die nur wenige Meter weit weg standen, waren nur als gespenstische Schemen zu erkennen. Es war ausgeschlossen, dass Hawkeye in der Ferne Land erblickt hatte. Er hatte sich offenbar einen Scherz mit ihnen erlaubt.
    In der kalten, feuchten Luft fröstelnd, gesellte sich Hugo zu ein paar Matrosen, die unter dem Großmast standen und zu Hawkeye hochriefen.
    »Wie willst du denn in der Brühe Land sehen?«, brüllte Bandit, der beim Handgemenge mit einem weißen Hai den rechten Arm eingebüßt hatte. »Ich kann noch nicht mal meinen Haken vor meiner Nase erkennen.«
    »Ich glaub, du hast was an den Augen«, rief Rockford.
    »Oder der Nebel hat dir’s Hirn vernebelt!«, setzte Swipe hinzu.
    Mit dumpfem Rums sprang Hawkeye die letzten anderthalb Meter aus der Takelage aufs Deck. Die Seeleute stellten ihre Hänseleien ein und umringten ihn. Hugo drängelte sich vor.
    »Ich hab überhaupt nix an den Augen«, widersprach Hawkeye und riss besagte Augen vor Aufregung weit auf. »Da vorn ist irgendwelches Land.«
    »Du spinnst doch«, brummte Bandit. »Wahrscheinlich hast du dir das Fernrohr vor die

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