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Perdido Street Station 01 - Die Falter

Perdido Street Station 01 - Die Falter

Titel: Perdido Street Station 01 - Die Falter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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dazu, alles herauszusprudeln, was ihm gerade in den Sinn kam, gelehrt, zwischenmenschlich, obszön. Seine Verschwiegenheit in diesem Fall war absolut untypisch für ihn. Er kannte sich selbst gut genug, um zu begreifen, was dieses Verhalten bedeutete: Er war zutiefst verstört und erregt von dem, was er herausgefunden hatte.
    Isaac dachte zurück an den Prozess der Entdeckung, der Formulierung. Seine Fortschritte, seine unglaublichen Erkenntnissprünge im letzten Monat, die die Arbeit der vorhergegangenen fünf Jahre in den Schatten stellten, waren allesamt Reaktionen auf akute, praktische Anforderungen. Er war an einem toten Punkt in seiner Krisisforschung angelangt gewesen, als Yagharek auftauchte. Die Möglichkeit einer nützlichen Anwendung schien – weshalb, wusste er nicht – seine abstraktesten Theorien voranzubringen. Dementsprechend beschloss er, sich nicht in theoretische Gefilde zu versteigen, sondern weiterhin konzentriert an Yaghareks Problem weiterzuarbeiten.
    Er gestattete sich nicht, über die Tragweite seiner Erkenntnisse nachdenken, nicht in diesem Stadium. Alles, was er entdeckte, jeder Fortschritt, jede Idee, sollten umgehend in seine praktische Arbeit einfließen. Er wollte seine ganze Arbeit dem Zweck unterordnen, Yagharek die Fähigkeit des Fliegens wiederzugeben. Es war schwer – pervers sogar –, sich ständig zügeln und kontrollieren zu müssen. Die rechte Hand nicht wissen zu lassen, was die linke tat, oder, anders ausgedrückt, mit Scheuklappen zu arbeiten. Doch so unmöglich es schien, unter dem Druck der selbst auferlegten strikten Disziplin machte Isaac Fortschritte in einem Tempo, von dem er vor sechs Monaten nicht zu träumen gewagt hätte.
    Es war ein extravaganter, verschlungener Weg zu einer wissenschaftlichen Sensation, dachte er manchmal bei sich – und erteilte sich sogleich einen Rüffel für sein Schielen nach den verlockenden Ausschweifungen der reinen Theorie. Zurück an die Arbeit, rief er sich streng zur Ordnung. Wir müssen einen Garuda das Fliegen lehren. Doch er konnte nicht verhindern, dass sein Herz aufgeregt klopfte und dass immer wieder ein fast hysterisches Grinsen über sein Gesicht flog.
    Gelegentlich gab er sich selbst Urlaub und besuchte Lin, wenn sie nicht gerade in ihrem geheimen Atelier an ihrem geheimen Opus Magnus arbeitete. Bei dieser Gelegenheit widmete er sich ihr mit einer zärtlichen, glutvollen Hingabe, die sie entzückte, trotz ihrer nicht zu übersehenden Erschöpfung. Dann wieder verbrachte er viele Tage nur in seiner eigenen Gesellschaft und vergrub sich in seine Arbeit.
    Allmählich war er so weit, dass er über die Konstruktion einer Maschine nachdachte, die helfen sollte, Yaghareks Problem zu lösen. Immer häufiger tauchte eine bestimmte Skizze in seinen Notizen auf. Zuerst war es nur ein gedankenloses Gekritzel, ein paar zaghafte Linien, versehen mit Pfeilen und Fragezeichen. Mit der Zeit wurde die Skizze konkreter. Die Linien waren mit Lineal und Tinte gezogen. Die Winkel waren exakt. Das Gekritzel entwickelte sich zu einem echten Entwurf.
    Hin und wieder erschien Yagharek, unfehlbar, wenn Isaac allein war. Irgendwann zu später Stunde knarrte die Tür, und wenn er nach unten schaute, sah er den Garuda dort stehen, regungslos, würdevoll, immer noch umwittert von düsterer Melancholie.
    Isaac stellte fest, dass es hilfreich war, Yagharek seine Arbeit zu erklären. Nicht die ganzen theoretischen Höhenflüge, natürlich, sondern die angewandten Formeln, die die darin angedeutete Theorie konkretisierten. Isaac brütete tagelang über tausend Ideen und deren Ableger, die zwischen seinen Synapsen wetterleuchteten. Die Notwendigkeit, diese Menkenke zu ordnen, in für einen Laien verständliche Sprache zu fassen, zwang ihn, abzuwägen und auszumerzen, dies zu verwerfen, anderes ernsthaft in Betracht zu ziehen.
    Er wurde abhängig von Yaghareks Besuchen. Wenn zu viele Tage vergingen, ohne dass der Garuda sich blicken ließ, wurde Isaac fahrig und unkonzentriert. In solchen Stunden widmete er sich seiner rätselhaften Raupe.
    Das Tier hatte sich gut zwei Wochen lang an Dreamshit gemästet und war gewachsen und gewachsen. Bei fast einem Meter Länge wurde Isaac nervös und stellte die Fütterung ein. Natürlich war auch der neue Käfig mittlerweile viel zu eng, größer durfte sie einfach nicht werden. Während der nächsten ein, zwei Tage war sie hoffnungsvoll herumgerobbt und hatte suchend mit dem erhobenen Vorderleib perpendikelt. Seither

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