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Perdido Street Station 01 - Die Falter

Perdido Street Station 01 - Die Falter

Titel: Perdido Street Station 01 - Die Falter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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kurzen Flurs.
    Während sie sich bemühte, wieder hochzukommen, trat er ins Haus.
    Die anderen drängten hinterher. Derkhan protestierte nicht gegen die Art, wie man Barbile behandelte. Lemuel hatte Recht. Ihnen lief die Zeit davon.
    Mr. X hatte sich der Frau bemächtigt. Er hielt sie geduldig fest, während sie zappelte und sich wand und hinter seiner Hand schreckliche stöhnende Laute ausstieß. Ihre Augen waren vor Angst riesengroß und weiß und stier.
    »Liebe Güte«, flüsterte Isaac. »Sie glaubt, dass wir sie umbringen wollen! Hört auf!«
    »Magesta«, – Derkhan stieß, ohne hinzuschauen, mit dem Fuß die Tür ins Schloss –, »Magesta, beruhigen Sie sich. Wir sind nicht die Miliz, falls Sie das befürchten. Ich bin eine Freundin von Benjamin Flex.«
    Barbile riss die Augen noch weiter auf und ihre Gegenwehr wurde schwächer.
    Derkhan sprach schnell weiter. »Benjamin ist verhaftet worden. Ich nehme an, Sie wissen Bescheid?«
    Barbile schaute sie an und nickte heftig. Lemuels Leibwächter nahm versuchsweise die Hand von ihrem Mund. Sie schrie nicht.
    »Wir haben nichts mit der Miliz zu tun«, wiederholte Derkhan langsam. »Wir wollen Sie nicht festnehmen, so wie Ben festgenommen wurde. Aber Sie müssen sich darüber im Klaren sein: Wenn wir Sie aufspüren konnten, wenn wir herausfinden konnten, wer Bens Informant war, dann können die es auch.«
    »Ich … Deshalb hatte ich …« Barbile wies mit dem Kopf auf die am Boden liegende Flinte.
    Derkhan nickte. »Schon gut. Hören Sie zu, Magesta.« Sie sprach mit großer Eindringlichkeit und schaute der Frau dabei fest in die Augen. »Wir sind in Eile … Lass sie los, du Arsch! Wir sind in Eile und müssen genau wissen, was hinter der ganzen Sache steckt. Irgendetwas verdammt Komisches ist neuerdings im Gange, und eine ganze Menge Fäden treffen sich bei Ihnen. Vorschlag: Weshalb gehen wir nicht alle nach oben, und Sie erklären uns die Zusammenhänge?«
     
    »Ich habe das mit Flex gerade erst erfahren«, sagte Barbile. Sie saß zusammengesunken auf ihrem Sofa und hielt sich an einer kalten Tasse Tee fest. Ein großer Spiegel nahm fast die ganze Wand hinter ihr ein. »Ich bin kein regelmäßiger Zeitungsleser. Als er vor ein paar Tagen nicht zu unserer Verabredung erschien, bekam ich Angst, er könnte – er könnte mich verpfiffen haben.« Das hat er vermutlich, dachte Derkhan, sprach es aber nicht aus. »Und dann hörte ich, was in Dog Fenn passiert war, bei der Niederschlagung dieses Aufstands durch die Miliz…«
    Aufstand! Blödsinn! Wieder schluckte Derkhan herunter, was ihr auf die Zunge kam. Welche Gründe Magesta Barbile auch gehabt haben mochte, Ben gegenüber aus der Schule zu plaudern, politisch motiviert waren sie nicht.
    »Diese Gerüchte…«, fuhr Barbile fort. »Ich zählte zwei und zwei zusammen, versteht ihr? Und dann …«
    »Sind Sie hier untergetaucht«, sagte Derkhan. Barbile nickte.
    »Gottschiet!« Isaac hatte sich bis jetzt damit begnügt, nur zuzuhören, mit wachsender Anspannung. »Spüren Sie es nicht? Können Sie es nicht schmecken?« Er fuchtelte mit den gekrümmten Fingern vor seinem Gesicht herum, als wäre da etwas Greifbares, das er packen und womit er ringen konnte. »Es ist, als wäre die verdammte Nachtluft ranzig geworden, wie saure Milch. Vielleicht ist es bloß blinder Zufall, aber mir persönlich scheinen alle Vorfälle des letzten Monats Teil einer beschissenen Verschwörung zu sein, und ich wette, das hier ist keine Ausnahme.«
    Er beugte sich zu Barbile hinüber. Sie duckte sich noch tiefer und schaute ängstlich zu ihm auf.
    »Doktor Barbile«, sagte er ruhig. »Etwas, das Seelen trinkt, darunter die Seele eines Freundes von mir, dazu eine Razzia auf das Lauffeuer, nicht zu vergessen, dass man neuerdings das Gefühl hat, durch die Nacht zu waten wie durch eine Kloake … Was hat das zu bedeuten? Wie hängt das mit Dreamshit zusammen?«
    Magesta Barbile brach in Tränen aus. Isaac hätte am liebsten laut aufgeheult, wandte sich ab und warf verzweifelt die Hände in die Luft. Dann aber hörte er sie sprechen und drehte sich schnell wieder zu ihr herum.
    »Ich wusste, es war eine schlechte Idee«, sagte sie zwischen Schniefen und Schnüffeln. »Ich habe sie gewarnt, wir dürften die Kontrolle über das Experiment nicht aus der Hand geben …« Ihre Worte waren kaum zu verstehen, immer wieder von Schluchzern erstickt. »Der Beobachtungszeitraum war nicht ausreichend … Sie hätten es nicht tun sollen …«
    »Was

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