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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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nach dem Muster desjenigen, den der Konstrukt Konzil benutzt hatte, um mittels Isaacs Gehirnströmen den ersten Gierfalter in die Falle zu locken und zu töten. Schwarzpulver und Kugeln. Ein Paket Lochkarten. Ein Stapel Transformatoren und thaumaturgische Konverter. Kupfer- und Bleischaltkreise für rätselhafte Zwecke. Kleine Federmotoren und Dynamos.
    Alles sah arg mitgenommen aus. Verbeult, zerschrammt, schmutzig. Ein trauriger Haufen Altmetall.
    Isaac hockte sich hin und fing an zu basteln.
     
    Sein Kopf wackelte unter dem Gewicht des Helms. Er koppelte zwei der Rechner zu einem leistungsfähigen Netzwerk zusammen, danach begann er mit der erheblich kniffligeren Arbeit, nämlich den Rest der diversen Einzelteile zu einem funktionierenden Ganzen zu verbinden.
    Die Federmotoren wurden an Drähte angeklemmt und diese wiederum an den größeren der Arithmometer. Bei dessen kleinerem Gegenstück überprüfte er die subtilen Veränderungen, die er an den Schaltkreisen vorgenommen hatte. Sie waren jetzt sorgfältig und speziell auf das Undefinierbare und Fragwürdige eingestellt, auf die Grauzonen der Krisismathematik.
    Er stöpselte kleine Stecker in Empfänger und verdrahtete die Krisismaschine mit den Dynamos und Transformatoren, die eine wunderliche Form von Energie in eine andere umwandelten. Ein technisches Mixtum compositum lag und stand um ihn ausgebreitet.
    Der letzte Gegenstand, den er aus dem Sack holte und mit der Maschine verband, war ein grob zusammengeschweißter Kasten aus schwarzem Blech, ungefähr so groß wie ein Schuh. Er nahm das Ende des Kabels auf – staunenswertes Ergebnis illegaler Strippenzieherei über mehr als zwei Meilen bis zu der mächtigen, geheimen Intelligenz auf der Schrotthalde in Griss Twist. Isaac zwirbelte die Drähte auseinander, klemmte sie an den schwarzen Kasten. Er schaute zu Derkhan auf, die ihn beobachtete, während sie Andrej mit ihrer Pistole in Schach hielt.
    »Das ist ein Unterbrecher«, erklärte er, »ein Rückflusshemmer. Der Datenstrom läuft nur in eine Richtung. Ich schneide den Konstrukt Konzil von diesem kleinen Wunderwerk ab.« Er tätschelte die verschiedenen Komponenten seiner Krisismaschine. Derkhan nickte langsam. Mittlerweile war es fast völlig dunkel geworden. Isaac schaute zu ihr auf, seine Lippen wurden schmal.
    »Wir dürfen dem verdammten Ding nicht erlauben, sich in die Maschine einzuschleichen. Wir müssen uns von ihm fern halten.« Er fuhr fort, die ungleichen Einzelteile seiner Maschine miteinander zu verbinden. »Du erinnerst dich, was er uns weismachen wollte – der Avatar wäre ein Leichnam, den sie aus dem Fluss gezogen hätten. Blödsinn! Dieser Körper ist lebendig – ohne Hirn, richtig, aber das Herz schlägt und die Lungen atmen. Der Konstrukt Konzil musste seinem designierten Handlanger das Gehirn herausoperieren, während er am Leben war. Das ist der springende Punkt. Andernfalls würde er einfach verwesen.
    Ich weiß nicht – vielleicht war es ein Mitglied dieser spinnerten Gemeinde, das sich geopfert hat, freiwillig. Oder auch nicht. Egal, der Konzil macht sich kein Gewissen daraus, Menschen oder wen auch immer umzubringen, wenn es seinen Zwecken dient. Er besitzt keine Gefühle, keine Moral.« Isaac mühte sich mit einem störrischen Metallteil ab. »Er ist nichts weiter als eine im wahrsten Sinne des Wortes berechnende Intelligenz. Kosten und Nutzen. Er ist darauf aus, sich zu – zu maximieren. Er wird tun, was immer nötig ist – lügen, töten – um seine eigene Macht zu vergrößern.«
    Isaac verstummte für einen Moment und schaute Derkhan an. »Und weißt du was«, fuhr er leise fort: »Deshalb will er die Krisismaschine haben. Er hat immer wieder danach gefragt. Fand ich komisch. Deshalb das hier.« Er legte die Hand auf den schwarzen Kasten. »Wenn ich den Konzil einfach so anschließen würde, könnte er möglicherweise die Maschine unter seine Kontrolle bringen. Er hat keine Ahnung, dass ich vorhabe, ihm den Spaß zu verderben, deshalb war er so scharf darauf, mit der Maschine gekoppelt zu werden. Sie ist etwas, das er vorläufig noch nicht selbst bauen kann, und du kannst Jabbers Arsch wetten, dass er nur deshalb so interessiert an uns ist.
    Dee, Yag, habt ihr eine Vorstellung davon, wozu diese Maschine imstande ist? Ich meine, das hier ist ein Prototyp – aber wenn sie funktioniert wie sie soll, wenn man das Konzept überarbeitet, Überflüssiges eliminiert, die Macken ausbügelt – wisst ihr, was man damit tun

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