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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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gebunden.
    Lucky Gazid soll Ihnen diese Nachricht überbringen, da ich ihm für Ihre Einmischung in meine Geschäfte zu danken habe.
    Wie ich es verstehe, haben Sie versucht, sich in den Dreamshitmarkt hineinzudrängen. Zuerst nahm ich an, der ganze Batzen DS, den Sie Gazid abgekauft hatten, könnte für den Eigenbedarf bestimmt sein, aber in dem Gefasel dieses Unglückseligen tauchte schließlich Ihre Raupe in Brock Marsh auf, und ich erkannte das Ausmaß Ihres Vorhabens.
    Natürlich liefert ein mit Dreamshit für den menschlichen Bedarf aufgezogener Falter keinen erstklassigen Stoff, aber Sie hätten das minderwertige Produkt für einen geringeren Preis anbieten können. Es liegt in meinem Interesse, dass meine Abnehmer Feinschmecker bleiben. Ich dulde keine Konkurrenz.
    Wie ich in der Folge erfuhr, und wie von einem Amateur nicht anders zu erwarten, waren Sie nicht in der Lage, Ihren verdammten Lieferanten zu kontrollieren. Durch Ihre Inkompetenz ist es dem unterentwickelten Kretin gelungen, zu fliehen und seine Vettern zu befreien. Sie dummer Mensch.
    Hier sind meine Forderungen. (i) Dass Sie sich mir ausliefern, umgehend. (ii) Dass Sie den Rest von dem Dreamshit zurückgeben, den Sie über Gazid von mir gestohlen haben oder pekuniär Ersatz leisten (die Höhe der Summe bleibt festzusetzen). (iii) Dass Sie es sich angelegen sein lassen, sowohl meine Lieferanten wieder einzufangen als auch Ihr erbärmliches Exemplar, und sie mir stante pede übergeben. Nachdem das geschehen ist, werden wir die weitere Gestaltung Ihres Lebenswegs diskutieren.
    Während wir Ihrer geneigten Antwort entgegensehen, werde ich meine Gespräche mit Lin fortsetzen. Ich habe in den letzten Wochen große Freude an ihrer Gesellschaft gehabt und genieße die Gelegenheit, mich näher mit ihr zu befassen. Wir haben eine kleine Wette abgeschlossen. Sie behauptet, dass Sie auf diesen Brief reagieren werden, solange sie noch im Besitz einiger ihrer Kopfbeine ist. Ich halte dagegen. Die aktuelle Rate ist ein Bein jeden zweiten Tag nach dem heutigen, an dem wir nicht von Ihnen hören. Wer wird Recht behalten?
    Ich werde sie ihr ausreißen, während sie sich windet und Schmerzen speit, verstehen Sie? Und nach zwei Wochen werde ich ihr den Panzer vom Kopfkörper reißen und ihr lebendiges Fleisch an die Ratten verfüttern. Ich persönlich werde sie festhalten, während die Gäste speisen.
     
    Ich freue mich darauf, bald von Ihnen zu hören.
    Mit vorzüglicher Hochachtung,
     
    Vielgestalt.
     
    Als Derkhan, Yagharek und Lemuel das neunte Stockwerk erreichten, hörten sie Isaac reden. Er sprach langsam, mit gesenkter Stimme. Sie konnten nicht verstehen, was er sagte, aber es hörte sich an wie ein Monolog. Er ließ keine Pausen für die Antworten eines Gesprächspartners.
    Derkhan klopfte an, und als kein Herein ertönte, drückte sie die Tür vorsichtig auf und spähte ins Zimmer.
    Sie sah Isaac und noch einen zweiten Mann. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie Gazid, und dass er ermordet worden war. Sie schlug entsetzt die Hand vor den Mund und trat langsam ein, hinter ihr schoben sich Lemuel und Yagharek durch den Türspalt.
    Sie standen da und schauten Isaac an. Er saß auf dem Bett, in den Händen ein Paar Insektenflügel und ein Blatt Papier. Er hob den Blick zu ihnen und sein Selbstgespräch brach ab. Tränen liefen ihm über die Wangen. Er öffnete den Mund, und Derkhan ging zu ihm hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er verdeckte aufschluchzend die Augen, seine Züge waren hassverzerrt. Ohne ein Wort nahm sie den Brief und las.
    Ihr Mund zuckte vor Entsetzen. Sie stieß einen erstickten Laut des Mitleids für den Freund aus und reichte den Brief an Yagharek weiter.
    Der Garuda studierte ihn akribisch. Ihm war keine Reaktion anzumerken. Er wandte sich an Lemuel, der den toten Lucky Gazid untersuchte.
    »Der Gute hat’s schon eine Weile hinter sich«, urteilte er und nahm den Brief. Er las und seine Augen wurden groß.
    »Vielgestalt«, sagte er tonlos. »Lin hat mit Vielgestalt zu tun gehabt?«
    »Wer ist das?«, brüllte Isaac. »Wo finde ich diesen dreckigen Schweinehund …«
    Lemuel schaute ihn an, in seinen Augen glomm Mitgefühl beim Anblick von Isaacs Rotz und Wasser heulender ohnmächtiger Wut.
    »O Jabber – Vielgestalt ist die Nummer eins«, verkündete er schlicht. »Er ist der Boss. Er regiert den Osten der Stadt. Er beherrscht ihn. Er ist der König der Unterwelt.«
    »Ich töte das Schwein«, tobte Isaac. »Ich töte ihn,

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