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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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ging auch Yagharek, um irgendetwas zu erledigen.
    Derkhan gab sich Erinnerungen hin. Sie warf sich selbst vor, sie wäre eine alberne Heulsuse, sie würde alles nur noch schlimmer machen, aber sie konnte nicht aufhören. Sie erzählte Isaac von ihren nächtlichen Gesprächen mit Lin, den Diskussionen über das Wesen der Kunst.
    Isaac trauerte still. Er hantierte wahllos mit Teilen seiner Krisismaschine und ließ Derkhan reden, nur gelegentlich steuerte er eine eigene Erinnerung bei. Seine Augen schauten ins Leere. Er hockte gedankenverloren, in sich versunken, an der krummen Bretterwand.
     
    Vor Lin war Bellis Isaacs Liebschaft gewesen, eine Menschenfrau, wie alle seine vorhergegangenen Bettgenossinnen. Bellis war sehr groß und sehr blass. Sie malte ihre Lippen blutergussrot. Sie war eine brillante Linguistin, die sich nach einer Weile von Isaacs Vulgarität gelangweilt fühlte und ihm das Herz brach.
    Zwischen Bellis und Lin lagen vier Jahre käuflicher Liebe und flüchtiger Abenteuer. Auch das fand ein Jahr vor seiner Begegnung mit Lin ein abruptes Ende. Eines Nachts führte er in Ma Tollmecks Etablissement eine bestürzende Unterhaltung mit der jungen Dirne, die man ihm aufs Zimmer geschickt hatte. Er hatte sich beiläufig lobend über die joviale, matronenhafte Madame geäußert, die ihre Mädchen gut behandelte, und musste bestürzt erfahren, dass seine Ansicht nicht geteilt wurde. Irgendwann war der übermüdeten Dirne der Geduldsfaden gerissen. Sie vergaß sich und ließ Isaac wissen, was sie wirklich von der Frau hielt, die ihre Körperöffnungen vermietete und ihr großzügig von jedem Schekel, den sie anschaffte, drei Heller überließ.
    Erschüttert und beschämt war Isaac gegangen, ohne auch nur die Schuhe ausgezogen zu haben und nach Entrichtung des doppelten Liebeslohns.
    Danach war er lange Zeit keusch gewesen, hatte sich in die Arbeit vergraben. Irgendwann lud ein Freund ihn zur Eröffnung der Ausstellung einer jungen Khepri-Ekkrinistin ein. In einer kleinen Galerie, einem höhlenartigen Raum im falschen Teil von Sobek Croix mit Blick auf die wetterzerzausten Hügel und Haine am Rand des Parks, fand die erste Begegnung zwischen Lin und Isaac statt.
    Er fand ihre Skulpturen faszinierend und hatte sich auf die Suche nach der Künstlerin gemacht, um es ihr zu sagen. Es entspann sich eine langwierige, mühsame Unterhaltung – sie schrieb ihre Antworten auf den Block, den sie stets bei sich führte –, aber die hinkende Kommunikation verhinderte nicht das Aufkeimen eines erregenden Gefühl gegenseitiger Sympathie. Sie lösten sich vom Rest der kleinen Gesellschaft, um jedes Stück einzeln zu begutachten, die verzerrten Formen, die tordierte Geometrie.
    Danach trafen sie sich oft. In der Zeit zwischen den Verabredungen vergrößerte Isaac nach und nach seine Kenntnisse der Zeichensprache, sodass ihre Gespräche sich von Woche zu Woche flüssiger gestalteten. Eines Abends, als er aus Angabe mit den Fingern einen schmutzigen Witz zu erzählen versuchte, ergab es sich, dass er – sturzbetrunken – anfing, sie zu begrapschen, und irgendwie hatten sie sich gegenseitig zum Bett gezogen.
    Ihr erstes Mal war ungeschickt und kompliziert gewesen. Zum einen konnten sie sich nicht küssen: Lins Mundwerkzeuge hätten Isaac den Kiefer abgerissen. Im ersten klaren Moment nach dem Höhepunkt hätte Isaac sich vor Ekel beinahe übergeben beim Anblick der borstigen Kopfbeine und wedelnden Fühler. Lin ihrerseits zeigte Scheu vor seinem Körper und verkrampfte sich in den ungeeignetsten Momenten.
    Beim Erwachen am nächsten Morgen empfand er Schreck und Bestürzung, doch mehr wegen der Tatsache, dass er die Transgression begangen hatte, als wegen der Transgression an sich.
    Und bei einem schüchternen Frühstück hatte Isaac erkannt, dass er genau das haben wollte.
    Geschlechtliche Beziehungen zwischen verschiedenen Rassen kamen nicht eben selten vor, aber Isaac war kein angesäuselter Jüngling, der als Mutprobe ein xenianisches Bordell besuchte.
    Vielmehr war er, ging ihm auf, im Begriff, sich zu verlieben.
    Und nun, nachdem das Schuldgefühl und die Unsicherheit vergangen waren, der atavistische Ekel abgeebbt, und nur eine nervöse, sehr tiefe Zuneigung übrig blieb, hatte man ihm seine Liebe weggenommen. Und sie würde niemals mehr wiederkommen.
     
    Immer wieder sah er vor seinem inneren Auge (er konnte sich gegen die Bilder nicht wehren) Lin zittern und sich winden, während Vielgestalt, dieser Schattenmann, den

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