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Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Titel: Perfect Copy - Die zweite Schöfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Mutter, während sie das Mittagessen vorbereitete. »In solchen Zeiten kann der Alltag wie eine Art Schutz sein, ein Nest, ein Zuhause. Verstehst du?«
    Mutter benahm sich, wie er es gewohnt war und als sei nichts gewesen. Den Vormittag hatte sie im Atelier verbracht und gemalt, um Punkt zwölf Uhr hatte sie den Pinsel beiseite gelegt und war in die Küche gegangen. Was immer sie am Tag zuvor zum Weinen und Schreien gebracht hatte, es war spurlos verschwunden. Wolfgang saß am Küchentisch, weil er ihr lieber geholfen hätte, lieber Kartoffeln geschält oder irgendetwas geschnitten hätte oder so, aber das wollte sie nicht. Er solle lieber üben gehen.
    »Ich kann nicht«, sagte er.
    »Dann tu es trotzdem.«
    Ihre übliche Antwort darauf, seit er denken konnte, und vorgebracht in einem Tonfall, der unmissverständlich andeutete, dass sie nicht gewillt war, sich auf Diskussionen einzulassen. Schließlich zog er ab und auf sein Zimmer, verriegelte die Tür hinter sich und ließ wieder alte Tonbänder laufen.
    Weil er aber irgendetwas tun musste, knobelte er weiter an dieser einen vertrackten Aufgabe herum, füllte Blatt um Blatt mit sinnlosen Rechnereien, blätterte das Buch mit den alten Lösungen von vorn nach hinten durch und dann von hinten nach vorn, probierte alles aus, auch die verrücktesten Ansätze, doch er kam und kam nicht einen Schritt weiter.
    So verging das Wochenende. Am Montagnachmittag, endlich, rief Cem an. »Du bist ja da«, wunderte er sich auch noch.
    »Klar bin ich da«, meinte Wolfgang sauer. »Seit Freitag warte ich, dass du dich meldest.«
    »Hey, jetzt mal langsam. Ich war bei euch, am Samstag, wollte dich besuchen kommen, stell dir vor. Aber die Gorillas, die euer Haus neuerdings bewachen, haben gesagt, ihr seid weggefahren, nach Bremen.«
    »Bremen?«, stutzte Wolfgang. »Was sollen wir denn in Bremen? Davon weiß ich nichts.«
    »Ach ja. Toll. Sag mir doch gleich, dass ich Blödmann auf einen Bodyguard-Trick hereingefallen bin. Klasse«, maulte Cem äußerst unbegeistert. »Hast du wenigstens ferngesehen am Wochenende?«
    »Nein«, sagte Wolfgang. Sie besaßen ohnehin nur einen kleinen tragbaren Apparat, und den hatte Vater wohlweislich weggeschlossen.
    »Da hast du was verpasst. Du warst nämlich Thema auf allen Kanälen. Ich schätze, außer mir und dir war jetzt jeder aus der Klasse mindestens einmal im Fernsehen. Die haben die Leute zu Hause aufgesucht, das musst du dir mal vorstellen. Weil ja Wochenende war. Bei uns waren sie auch, aber mein Alter hat sie weggescheucht. Du weißt ja, wie er sein kann.« Er kicherte. »Ich schätze, eine Menge Fernsehleute sind heute wesentlich türkenfeindlicher drauf als letzte Woche.«
    »Ich merke grade, dass ich wesentlich fernsehfeindlicher draufkomme als letzte Woche.«
    »Es ist nicht bloß das Fernsehen. In der ganzen Stadt ist die Klonhysterie ausgebrochen, du glaubst es nicht. Für Donnerstagabend ist ein Sonderelternabend anberaumt, in der Aula. Ob man es uns zumuten kann, mit einem möglichen Klon zusammen zur Schule zu gehen. Und rate mal, wer dazu einlädt?«
    »Der Glatz, oder?«
    »Genau. Hart, oder? Das Streifenhörnchen möchte die ganze Sache übrigens gern verbieten, hört man, aber da gibt es wohl irgendwelche Bestimmungen, dass sie es nicht kann. Nur der Kittel steht fest wie ein Fels, dass alle verrückt sind und du nie und nimmer der Klon deines Vaters bist, bei den Noten, die du hast in Bio.«
    »Ich muss erst nachdenken, ob ich mich darüber freuen soll.«
    Cem seufzte auf eine Art, dass man förmlich sein Mitgefühl durch die Telefonleitung fließen spürte. »Tja, mein Freund – und was die Sache mit Svenja anbelangt, war das natürlich falsches Timing. Ganz eindeutig. Sie hängt wieder an Marco dran. Und so wie es heute in den Pausen ausgesehen hat, hast du eher Chancen, ihm seinen Schatten auszuspannen als Svenja.«
    Wolfgang wollte irgendwas Cooles sagen, aber ihm fiel nichts ein. Aus irgendeinem Grund brachte er gerade überhaupt keinen Laut heraus. Stattdessen musste er sich setzen.
    »Mann, ich hasse es, dir das sagen zu müssen«, meinte Cem. »Und ich hasse es, wenn meine Vorhersagen nicht eintreffen. Ich hätte was gewettet, dass sie ihm den Laufpass gibt, Mann. Eine Menge hätte ich gewettet, und ohne Bedenken. Ich hasse das.«
    Die Fähigkeit zu sprechen fand in Wolfgangs Kehle zurück. Seltsamerweise war das erste Wort, das er wieder zu Wege brachte, eines der türkischen Schimpfwörter, die Cem ihm beigebracht

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