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Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Titel: Perfect Copy - Die zweite Schöfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Augenbrauen. »Ich habe einfach behauptet, ich sei mit dir verabredet. Da haben sie mich durchgelassen.« Sie trat zur Seite. »Wenn es dir nicht recht ist, kann ich aber wieder gehen. Gar kein Problem.«
    »Nein, nein, entschuldige.« Wolfgang zog die Tür auf, in dem aussichtslosen Versuch, eine Panzerschranktür aus dickem schwarzem Holz, die in einen dunklen Flur führte, einladend wirken zu lassen. »Komm herein. Ich bin nur… ich war nur…«
    »Schon klar«, nickte Svenja und trat ein. »Ziemlich schräge Zeit gerade.«
    Aus der Küche war ein Klappern zu hören – wohl einer der Wachmänner, der das Haus über den Kücheneingang betreten hatte, um sich einen Kaffee zu holen oder so was. Die Erlaubnis dazu hatten sie, und Wolfgang dankte dem Mann im Stillen dafür, denn dadurch war ihm wieder eingefallen, wie man mit Besuch umging und was als Nächstes zu tun war.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte er also mit einer Stimme, die ihm fremd vorkam, und dirigierte Svenja erst mal ins Wohnzimmer.
    »Au ja«, sagte sie und ließ sich in einen der Sessel fallen.
    Erst in der Küche fiel ihm ein, dass er hätte fragen können, was. Noch mal zurückzugehen wäre aber nicht gut gekommen, also nahm er zwei große Gläser aus dem Schrank und holte einfach aus dem Kühlschrank, was an Sprudel, Limonade und Cola darin war. Das Tablett, auf dem er alles ins Wohnzimmer balancierte, war ziemlich schwer, und die Flaschen und Gläser schwankten und klapperten bedenklich, aber er brachte es ohne Katastrophe ans Ziel, stellte es vor Svenja ab, ließ sich erleichtert in den anderen Sessel plumpsen und sagte, ohne groß nachzudenken:
    »Ich kann's immer noch nicht glauben, dass du wirklich da bist.« Eine Sekunde später, als sein Hirn kapierte, was sein Mundwerk da von sich gegeben hatte, merkte er, dass ihm heiß wurde und er vermutlich rot anlief vor Scham, und weil der Erdboden ihm nicht den Gefallen tat, sich aufzutun und ihn zu verschlingen, schob er stammelnde Rettungsversuche nach:
    »Ich meine… ich find's wirklich, ähm, toll und so, und, ähm…«
    »Du hast mich doch eingeladen, oder?«, erwiderte Svenja und schenkte sich eine Cola ein. »Und ich hab gesagt, ich überleg's mir.«
    »Ach so.« Jetzt begriff er erst, was sie die ganze Zeit gemeint hatte. Ums Cellospielen ging es. Sie wollte hören, wie er Cello spielte. Ausgerechnet jetzt, nachdem er tagelang keinen Strich geübt hatte.
    »Außerdem musste ich einfach kommen. Ich hab mir überlegt, wenn der Glatz so sehr dagegen ist, dann muss man einfach dafür sein. Ich meine, das ist ja andersrum auch immer so.« Sie stellte das Glas ab. Ihr Blick glitt flüchtig über die Aquarelle an den Wänden.
    »Ich rede Unsinn, oder?«
    »Nein, ich… habe gehört, dass einiges los ist«, beeilte Wolfgang sich zu sagen.
     
    Svenja gab ein kurzes Auflachen von sich, das fast wie ein Husten klang. »Einiges ist gut. Ich würde sagen, die drehen alle durch!« Sie lehnte sich zurück, drückte sich in das Polster, als wolle sie darin verschwinden. »Ich hab mit Marco Schluss gemacht wegen dir. Wegen der Sache, meine ich.«
     
    »Ehrlich? Wegen welcher Sache?«
    »Ach, er hat bloß noch so nazimäßige Sprüche über Klone gebracht, einfach widerlich. Gestern Nachmittag habe ich mich schließlich gefragt, ob ich mir so was anhören muss, und bin zu dem Schluss gekommen, nein.«
    »Sprüche? Was denn für Sprüche?«
    Sie drückte sich noch tiefer in den Sessel. »Das willst du nicht wissen, glaub's mir.«
    »Oh«, machte Wolfgang benommen. »Ach solche Sprüche.« In Wirklichkeit hatte er keine Vorstellung, was Marco gesagt haben mochte, aber Svenja hatte Recht: Er wollte es nicht wirklich wissen.
    Einen Moment herrschte peinliche Stille. Wenn eine Stecknadel den Ehrgeiz gehabt hätte, einmal laut dröhnend zu Boden zu fallen, wäre das die Gelegenheit gewesen.
    Dann streckte Svenja sich, atmete vernehmbar aus, sah sich um und fragte: »Übst du hier Cello?«
    Wolfgang blinzelte. »Nein, in meinem Zimmer.« Klang das jetzt so, als wolle er sie gleich auf sein Zimmer locken, kaum dass sie mit Marco Schluss gemacht hatte? Konnte es jemanden auf diesem Planeten geben, der sich noch ungeschickter anstellte? »Aber hier ist die Akustik eigentlich viel besser«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Ich, ähm, also, wenn ich jemandem vorspiele, dann mache ich das immer hier.«
    Sie nickte, die Bilder an der Wand musternd. »Ich schätze, das ist immer fällig, wenn deine Großeltern

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