Perfekt! Der überlegene Weg zum Erfolg (German Edition)
Fachmann auf diesem Gebiet die entscheidenden Grundkenntnisse der chemischen Analyse vermittelt. Seine Verantwortung im Labor wuchs, und er erhielt die Erlaubnis, seine eigenen Experimente durchzuführen. Tag und Nacht war er damit beschäftigt, im Labor und seinen Regalen die dringend notwendige Ordnung aufrecht zu erhalten. Das Verhältnis zwischen Schüler und Mentor vertiefte sich immer mehr, und mit der Zeit konnte Davy in Faraday ganz deutlich eine jüngere Version seiner selbst erkennen.
In diesem Sommer bereitete sich Davy gerade auf eine längere Tour durch Europa vor, und er bat Faraday, ihn als Laborgehilfe und Diener zu begleiten. Faraday war nicht gerade begeistert von dem Gedanken, als persönlicher Bediensteter aufzutreten, aber die Chance, einige der führenden Wissenschaftler Europas kennenzulernen und die sehr enge Zusammenarbeit mit Davy bei der Durchführung seiner Experimente (er reiste mit einer Art tragbarem Labor) waren zu verlockend. Faraday schien es das Beste, so viel wie möglich um Davy herum zu sein und so sein Wissen und seine gesamte Art zu denken zu verinnerlichen.
Im Verlauf der Reise assistierte Faraday Davy einmal bei einem Experiment, das einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterließ. Schon lange war die exakte chemische Zusammensetzung von Diamanten Thema wissenschaftlicher Diskussionen: Sie schienen zwar aus Kohlenstoff zu bestehen, wie aber war es möglich, dass etwas so Schönes aus demselben Material war wie gewöhnliche Kohle? Es musste in ihrer chemischen Zusammensetzung noch etwas anderes geben, bislang aber hatte man noch keine Methode gefunden, um einen Diamanten in seine Bestandteile aufzulösen. Das Problem beschäftigte viele Wissenschaftler. Davy vertrat schon seit Längerem die radikale Ansicht, dass es nicht die chemischen Elemente selbst sind, die die Eigenschaften der Dinge bestimmen: Diamanten und Kohle hatten zwar genau dieselbe chemische Zusammensetzung, verantwortlich für ihre Form waren aber Unterschiede in der darunterliegenden Molekularstruktur. Diese Auffassung brachte eine sehr viel dynamischere Sichtweise auf die Natur zum Ausdruck, als sie bisher üblich war. Davy hatte aber noch keine Möglichkeit gefunden, sie auch zu beweisen. Auf der Reise durch Frankreich kam ihm dann eine Idee für das perfekte Experiment.
Nachdem man Davy daran erinnert hatte, dass sich eine der stärksten Linsen der damaligen Zeit in Florenz, an der Accademia del Cimento , befand, machte er einen kleinen Umweg dorthin. Er holte die Erlaubnis zur Benutzung der Linse ein, legte einen Diamanten in eine kleine, mit reinem Sauerstoff gefüllte Glaskugel und benutzte dann die Linse, um so lange intensives Sonnenlicht auf die Kugel zu richten, bis der Diamant vollständig verdampft war. Alles, was vom Diamanten in der Kugel übrig blieb, war Kohlensäure, und dies wiederum war der Beweis, dass er tatsächlich aus reinem Kohlenstoff bestand. Die Ursache dafür, ob Kohlenstoff zu Kohle oder zu Diamant wurde, war also zwangsläufig in einer Veränderung der darunterliegenden Molekularstruktur zu suchen. Eine andere Erklärung konnte es für das Ergebnis des Experiments nicht geben. Faraday beeindruckte besonders der Gedankengang hinter diesem Versuch. Ausgehend von einer einfachen Spekulation, schaffte es Davy, zu diesem einen Experiment zu gelangen, das als physikalischer Beweis für seine Idee funktionierte und somit alle anderen möglichen Erklärungen ausschloss. Es war eine extrem kreative Art zu denken und der Schlüssel zu Davys Erfolg als Chemiker.
Nachdem sie an die Royal Institution zurückgekehrt waren, erhielt Faraday eine Gehaltserhöhung und einen neuen Titel. Er war jetzt Assistent und oberster Aufseher der mineralogischen Sammlung. Bald zeichneten sich feste Strukturen ab. Davy verbrachte seine Zeit am liebsten auf Reisen, und da er großes Vertrauen in Faradays wachsende Fähigkeiten hatte, schickte er ihm die verschiedensten mineralischen Proben zur Analyse nach London. Nach und nach war er abhängig geworden von seinem Gehilfen. In Briefen an Faraday lobte er ihn als einen der besten analytischen Chemiker, die er kannte – er hatte ihn gut ausgebildet. Im Jahr 1821 musste Faraday jedoch auf unangenehme Weise erkennen, wie sehr er unter Davys Fuchtel stand. Nach acht Jahren intensiver Ausbildung war er inzwischen selbst zu einem fähigen Chemiker geworden, der auch auf anderen Gebieten ein ständig größer werdendes Wissen aufzuweisen hatte. Schon längst stellte
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