Perfekt
an?«
»Ich schlage vor, zuerst einmal erzählst du mir«, konterte er, »warum du ausgerechnet in diesem Moment die Bezeichnung >Moviestar< für angebracht hältst.«
»Die Antwort darauf wird dir nicht gefallen.«
»Lassen wir's drauf ankommen.«
Bei seinem barschen Ton wurden ihre Augen schmal. »Okay. Ich habe es gesagt, weil es etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann, und das ist Unaufrichtigkeit.«
Zack zog die Brauen zusammen. »Könntest du dich vielleicht etwas genauer ausdrücken?«
»Natürlich«, erwiderte Julie, die seinem Sarkasmus mit einer für sie völlig untypischen Unverblümtheit begegnete: »Ich habe es gesagt, weil du so getan hast, als seist du eifersüchtig, und dann hast du es noch schlimmer gemacht, indem du mir Vorspielen wolltest, daß du noch niemals vorher in deinem Leben etwas Derartiges empfunden hast. Und das ist meiner Ansicht nach kein dummer Scherz, sondern Unaufrichtigkeit, zumal wir beide wissen, daß ich bestimmt die am wenigsten attraktive Frau bin, mit der du dir je Mühe gegeben hast zu flirten! Und außerdem - da ich dich nicht mehr wie einen entflohenen Mörder behandle, würde ich mich außerordentlich freuen, wenn du jetzt nicht damit anfangen würdest, mich wie ... wie einen deiner dummen Fans zu behandeln, die dir auf ein paar Nettigkeiten hin ohnmächtig zu Füßen sinken.«
Als Julie seine grimmige Miene registrierte, war es bereits zu spät, und so riß sie ihren Blick von seinem los und starrte auf seine Schulter; es war ihr furchtbar peinlich, und sie schämte sich, daß sie sich von ihren verletzten Gefühlen zu einem solchen Ausbruch hatte hinreißen lassen. Als er drohend schwieg, fügte sie deshalb leise und reuig hinzu: »Ich nehme an, ich hätte mich nicht so deutlich ausdrücken sollen. Es tut mir leid. Jetzt bist du an der Reihe.«
»Mit was?« wollte er wissen.
»Ich denke, mir zu sagen, daß ich gerade eben ausgesprochen gemein und ekelhaft war.« »Gut. Du warst gemein und ekelhaft.«
Er hatte aufgehört zu tanzen, und Julie holte tief Luft, bevor sie ihren Blick zu seinem ausdruckslosen Gesicht hob. »Du bist verärgert, nicht wahr?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Was meinst du damit, du bist dir nicht sicher?«
»Ich meine, was dich angeht, kann ich seit heute mittag überhaupt nichts mehr mit absoluter Sicherheit sagen, und ich werde mit jeder Minute unsicherer.«
Das klang so fremd, so ... hilflos ..., daß Julie unbewußt leise lächeln mußte. Sie bezweifelte ernstlich, daß je eine andere Frau, ganz gleich wie schön sie war, ihn soweit gebracht hatte. Gleichgültig, wie es dazu gekommen war, sie war direkt stolz. »Ich glaube«, sagte sie, »das gefällt mir.«
Er fand das nicht komisch. »Mir gefällt das leider gar nicht.«
»Oh.«
»Ehrlich gesagt glaube ich, daß wir endlich einmal in aller Deutlichkeit klarstellen sollten, was zwischen uns vorgeht und was weiter mit uns passieren wird.« Im Hinterkopf wußte Zack, daß er vollkommen unlogisch argumentierte, aber fünf Jahre Gefangenschaft in Verbindung mit den qualvollen Erlebnissen der vergangenen Tage und dem emotionellen Auf und Ab, dem er die letzten vierundzwanzig Stunden durch sie ausgesetzt gewesen war, wirkten sich übel auf seine Stimmung, auf seine Gefühle und auf sein Urteilsvermögen aus. »Nun, stimmst du mir darin zu?«
»Ich - denke, ja.«
»Gut, willst du anfangen, oder soll ich?«
Sie schluckte und wußte nicht, ob sie sich fürchten oder lachen sollte. »Fang du an.«
»Die Hälfte der Zeit habe ich das verrückte Gefühl, daß du nicht wirklich bist ..., daß du für sechsundzwanzig viel zu naiv bist ..., daß du ein dreizehnjähriges Mädchen bist, das vorgibt, eine Frau zu sein.«
Sie lächelte, erleichtert, daß er nichts Schlimmeres gesagt hatte. »Und die andere Hälfte der Zeit?«
»Da gibst du mir das Gefühl, ich sei dreizehn.« An dem raschen, amüsierten Funkeln in ihren Augen merkte er, daß ihr das gefiel, und auf einmal fühlte Zack sich verpflichtet, ihr alle Illusionen zu nehmen, die sie, sowohl ihn als auch seine Absichten für den heutigen Abend betreffend, vielleicht noch haben mochte. »Trotz allem, was du nach dem, was heute am Fluß passiert ist, von mir zu glauben scheinst, bin ich kein Held in schimmernder Rüstung. Ich bin kein Filmstar, bin aber auch weit davon entfernt, ein naiver idealistischer Teenager zu sein! Was immer ich an Naivität und Idealismus besessen haben mag, habe ich lange vor meiner Unschuld verloren.
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