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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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grün. Lou stieß die Tür auf, stürmte über die Schwelle, warf die Tür hinter sich zu und betätigte das Sicherheitsschloss, für alle Fälle.
    Als sie sich zum Telefon wandte, um den Wachdienst anzurufen, merkte sie, dass sie nicht allein im Zimmer war. Auf ihrem Bett saß ein Mann. Ein Mann in einem Kaschmirpullover, einer Wildlederjacke und Jeans. Ein Mann, der beängstigend vertraut aussah. Ein Mann, den sie unglücklicherweise wiedererkannte …
    »Hi, Lou«, sagte Bruno di Blase alias Barry Kimmel.

25
    Entgeistert starrte sie ihn an. Was machte Barry hier, in Anchorage? Barry, der erst vor ein paar Tagen mit Greta Woolston durchgebrannt war und jetzt die Flitterwochen genießen müsste.
    »Äh … Lou«, stammelte er, »deine … ähm … Bluse ist irgendwie …«
    Lou schaute nach unten. Da die Knöpfe davongeflogen waren, hing die Bluse weit offen hinab. Und jeder konnte den weißen BH sehen.
    Blitzschnell fuhr sie herum, ergriff den Hotelbademantel, den sie nach der Dusche über einen Stuhl gelegt hatte, und schlüpfte hinein. »Was machst du hier?«, fragte sie und wandte sich wieder zu Barry.
    »Nun …« Er zögerte und blinzelte. »Also, ich habe jemandem an der Rezeption einen Fünfziger zugesteckt, damit er mir einen dieser Kartenschlüssel gibt, weißt du … Für dein Zimmer.«
    »Nein.« Lou verknotete den Gürtel des voluminösen Bademantels. »Ich meine nicht, was du in meinem Zimmer machst. Was machst du in Anchorage?«
    Barrys Gesicht, von Natur aus ebenmäßig schön, sah noch schöner aus, wenn er irgendetwas nicht glaubte, so wie jetzt.
    »Wie kannst du das fragen, Lou?«, rief er und stand auf. »Ich dachte, du wärst tot. Natürlich bin ich hierhergekommen!«
    Um das zu verdauen, brauchte sie ein paar Sekunden.
»Barry …«, begann sie langsam. »Ich erwähne es nur ungern, aber wir haben Schluss gemacht. Erinnerst du dich?«
    »Und deshalb darf ich mich nicht um dich sorgen? Immerhin warst du da draußen …« Er zeigte auf das riesige Panoramafenster, durch das man die Gebirgskette sehen würde, wenn der neue Tag anbrach. »Gestrandet in der Tundra!«
    »Im Wald«, verbesserte sie ihn.
    Mit seinen schläfrigen braunen Augen schaute er sie an. Schon immer hatte er sich ziemlich schlaftrunken durchs Leben bewegt, als wartete er auf die richtige Frau, die ihn wecken würde. Offensichtlich war Lou nicht diese Frau gewesen. Und Greta anscheinend auch nicht, denn er wirkte so schlaftrunken wie eh und je.
    »Wie auch immer, ich musste einfach hierherkommen«, erklärte er. »Sicher, kurz vor dem Ende hatten wir unsere Probleme. Aber ganz egal was passiert – du bist und bleibst mein bestes Mädchen.«
    »Also wirklich …« Lou musterte seine linke Hand, an der keine Spur von Gold glänzte. »Solltest du nicht in deinen Flitterwochen schwelgen?«
    Gekränkt runzelte er die Stirn. Diese Miene hatte er stets aufgesetzt, wenn sie so taktlos gewesen war, seine Verfehlungen zu erwähnen. Vermutlich fand er so einen Hinweis schlimmer als seine Missetaten. »Glaubst du allen Ernstes, ich könnte mich amüsieren, während du in Lebensgefahr schwebst? Sobald ich davon erfuhr, nahm ich den nächsten Flieger hierher.«
    »Ach, tatsächlich? Wahnsinnig nett von dir.« Das war richtig unheimlich. Nicht nur unheimlich. Irreal.
Sie hatten sich nicht gerade freundschaftlich getrennt. Was machte er wirklich in Anchorage? »Und Greta? Hat sie dich begleitet?« Lou warf einen Blick zur Badezimmertür. »Versteckt sie sich in der Duschkabine? Ich habe es dir oft genug gesagt, Barry. Ich halte nichts von Dreiecksbeziehungen.«
    Da verdüsterte sich sein hübsches Gesicht noch heftiger. Wieder einmal grollte er ihr, weil sie ein heikles Thema anschnitt. »Bitte, Lou, das ist deiner nicht würdig. Natürlich versteckt Greta sich nicht in der Duschkabine, und sie ist auch nicht mit mir nach Alaska geflogen.«
    Eine nähere Erklärung gab er nicht ab. Trotzdem bimmelten Alarmglocken in Lous Kopf. Aha – Ärger im Paradies.
    »Lou«, fuhr er fort und schenkte ihr, was sie seinen »schmelzenden Blick« nannte. So hatte er Greta in Hindenburg angeschaut, kurz bevor sie aus dem todgeweihten Luftschiff in Sicherheit gesprungen waren. Von diesem Blick hatte Cosmopolitan behauptet, er könne einen Gletscher in Fließwasser verwandeln. »O Lou, du ahnst nicht, wie glücklich ich bin, weil du diese Tortur lebend überstanden hast.«
    In ihrem Kopf klingelten die Alarmglocken noch lauter. Als würde seine Anwesenheit

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