Perfekte Manner gibt es nicht
ausgemalt hatte, sagte ich mir – ich muss mit Lou reden. Aber du warst in der Tundra gestrandet.«
»Im Wald.« Lou stand auf. »Ehrlich, Barry, eine großartige Idee für einen Film. Und weißt du, was das Beste daran ist? Wie du es erzählst. So fesselnd. Ich finde, du solltest das Drehbuch selber schreiben.«
Sie nahm seinen Arm und führte ihn zur Tür. Aber er riss sich los. »Moment mal, Lou, ich bin kein Schriftsteller. Deshalb bin ich zu dir gekommen. Du kriegst die ganze Story, darfst das Geld und die Lorbeeren für das Drehbuch einheimsen, solange ich der Star bin. Nach Hindenburg habe ich nur noch miserable Drehbücher angeboten bekommen. So à la Jim Carrey oder Robin Williams. Du musst unbedingt was für mich schreiben, noch so eine Starthilfe …«
Lächelnd schaute sie zu ihm auf und sagte etwas, das sie eigentlich nicht sagen wollte, denn sie schlug
ihn mit seinen eigenen Waffen. Aber er forderte es richtiggehend heraus.
»Weißt du noch, Barry …?«, begann sie, die Augen groß und unschuldig. »Du hast mir erzählt, ich sei so kalt und zynisch geworden, dass du in mir kaum noch das Mädchen erkannt hast, mit dem du nach Kalifornien gezogen bist.«
Unbehaglich erwiderte er ihren Blick. »Ja …«
»Da merkte ich, wie recht du hattest. Ja, ich bin viel zu kalt und zynisch geworden. Deshalb beschloss ich, auszusteigen – ich schreibe keine Drehbücher mehr.«
Völlig verblüfft starrte er sie an und vergaß, eine passende Miene aufzusetzen. »Was, du schreibst keine Drehbücher mehr?«
»Nie wieder.« Lou griff noch einmal nach seinem Arm und dirigierte ihn zur Tür. »Da siehst du, welch einen enormen Einfluss du auf mich ausgeübt hast, Barry. Dafür kann ich dir gar nicht genug danken.«
»Aber … aber … das geht nicht«, stotterte er. »Damit kannst du nicht einfach aufhören. Was willst du denn stattdessen tun?«
»Ich arbeite an einem Roman.«
»Oh, wirklich?« Barry schöpfte neue Hoffnung. »Kann man ein Drehbuch daraus machen? Ich wette, das Studio würde es hinkriegen. Und wenn du mich für die Hauptrolle empfiehlst …«
Da konnte sie sich nicht länger beherrschen und brach in Gelächter aus. »Ob’s die Hauptrolle wird, weiß ich nicht. Aber es ist sicher eine Rolle für dich drin, Barry.«
Sofort erhellte sich sein Gesicht. »Tatsächlich?«
»Nun, du kannst den Exfreund spielen, der die Heldin
benutzt und sie fallen lässt, sobald ein hübscheres Mädchen auftaucht.«
»Hey, Moment mal!« Abrupt erlosch das Lächeln. »Jetzt bist du unfair.«
»Tatsächlich?« Inzwischen hatten sie die Tür erreicht, und sie musste nur noch das Sicherheitsschloss zurückschieben, die Tür öffnen und ihn über die Schwelle schubsen.
Aber vorher musste sie noch etwas sagen.
» Hasta la vista, Barry.«
Wie sie es geplant hatte, schob sie das Schloss zurück, öffnete die Tür und wollte Barry hindurchsto ßen.
Doch das klappte nicht. Weil ein erschöpfter Jack Townsend davorstand, eine Flasche Dom Perignon in einer Hand und in der anderen eine rosa Schaumbadflasche.
26
»Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast«, klagte Jack etwas später. »Warum hast du mich mit dem wild gewordenen Betthasen allein gelassen?«
»Hey!«, rief Lou aus dem Badezimmer, wo sie gerade ihre Zähne putzte. »Das war dein Betthase. Nicht meiner.«
»Okay. Habe ich dich vorhin etwa nicht vor einer Attacke deines Betthasen gerettet?«
»Nur zu deiner Information – Barry war kein Betthase. Wir haben uns viele Jahre lang sehr geliebt.«
»Noch einmal zum Mitschreiben bitte«, bat Jack, der sich inzwischen auf dem Bett ausgestreckt hatte, die Flasche Dom Perignon auf dem muskulösen, flachen Bauch.
Lou spuckte die Zahnpasta ins Waschbecken und spülte den Mund aus. Dann trocknete sie ihr Gesicht ab und verließ das Bad. »Ich habe Barry geliebt. Viele Jahre lang.«
Stöhnend verdrehte er die Augen. »An deiner Stelle würde ich das nicht ständig wiederholen. Es wirft kein besonders günstiges Licht auf dich.«
»Oh, und was hat die Affäre mit Melanie Dupre aus dir gemacht? Einen zweiten Gandhi?«
Jack musterte sie vom Bett aus. »Was hast du unter dem Bademantel an?«, wollte er wissen.
Erbost spürte sie, wie ihre Wangen wieder einmal zu glühen anfingen. »Nichts. Und das keineswegs
aus dem Grund, den du vermutest. Zufällig stand ich unter der Dusche, als du zurückkamst. Ich habe dich heute Abend nicht mehr erwartet. Ich dachte, du würdest Barry zu seinem Zimmer begleiten und dann
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