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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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würde man das Filmmaterial von der Explosion hinter Jacks Sturz montieren.
    »Also, was du jetzt tun musst …«, begann Tim, während die Mitglieder der Crew umhereilten. Ihre eisigen Atemwolken hingen in der Luft. Und ihren Gesichtern sah man deutlich an, dass sie lieber woanders wären. »Du gehst in die Mine. Wenn ich ›Action‹ rufe, läufst du heraus und springst in die Schneewehe. So wie wir’s Anfang der Woche geprobt haben. Erinnerst du dich?«
    »Ja.« Mit schmalen Augen musterte Jack den Eingang des Schachts. Da drin war es dunkel. Zwar wärmer als draußen. Aber ziemlich dunkel. Und das hatte ihm bei der Probe schon nicht gefallen.
    »Wir machen es genauso, wie wir es geprobt haben«, erläuterte Tim. »Aber diesmal wird natürlich gedreht. Du läufst und springst.«
    »Ich laufe und springe«, wiederholte Jack.
    »Genau. Und denk dran – hinter dir kracht eine gewaltige Explosion. Nicht wirklich«, fügte er mit einem kurzen Seitenblick auf Officer Mitchell hinzu, der die Aktivitäten ringsum verwirrt beobachtete. Wie er Jack vor einer Weile mitgeteilt hatte, war er noch nie am Set
eines Hollywood-Films gewesen. »Das schneiden wir später dazu. Also schau erschrocken drein, Jack.«
    »Okay. Erschrocken.« Jack dachte an die Proben. Fünf oder sechs Mal war er aus dem Minenschacht gestürmt und in die Schneewehe gesprungen. Sie hätten die Szene bereits abgedreht, wenn das Tageslicht etwas heller gewesen wäre.
    »Gut. Aber nicht zu erschrocken. Pete Logan lässt sich nicht so leicht Angst einjagen.«
    »Nein, nicht wahr?« Die Augen zusammengekniffen, fixierte Jack den Regisseur. »Also wirst du die Mine tatsächlich sprengen?«
    Tim hob sein Megafon und rief dem Ausstatter zu: »Der Schnee da drüben auf der rechten Seite sieht nicht frisch genug aus. Kümmert euch drum, okay?«
    Die Techniker lösten das Problem, indem sie weiße Spezialfarbe, die frischen Schneefall simulierte, auf die schmutzig-grauen Klumpen sprühten.
    Zu Jack gewandt, antwortete Tim: »Ja, natürlich. Nachdem das Studio den Behörden für den Fisch- und Wildbestand Unsummen bezahlt hat, musste mir die Regierung von Alaska wohl oder übel erlauben, ein bisschen was in die Luft zu jagen. Diese armselige kleine Mine wird man kaum vermissen.«
    Jack saugte an seiner Unterlippe. Trotz der Eiseskälte trug er keine Mütze. Das hatte die Kostümbildnerin verhindert. Natürlich setzte Detective Pete Logan niemals eine Kopfbedeckung auf. Allmählich wurden seine Ohren gefühllos. »Und die arktischen Füchse?«, wollte er wissen.
    »Zur Hölle mit den Füchsen!«, fluchte Tim.
    So redete er nur, wenn keine Frauen in seiner Nähe
waren. Das wusste Jack. Dann nahm der Mann kein Blatt vor den Mund. Manche Schauspieler fanden Tim Lords derbe Art erfrischend, verglichen mit dem großspurigen Getue vieler anderer Regisseure. Und es war nicht die unflätige Ausdrucksweise, die Jack störte.
    Etwas anderes irritierte ihn. Und zwar, dass Tim sich mit Lou zum Frühstück getroffen hatte. Tim hatte seine Debatte mit Lou sogar als Entschuldigung für sein verspätetes Erscheinen am Set benutzt. Und es irritierte ihn, dass Tim offensichtlich alles abgeschmettert hatte, was sie sagte. Jack hatte oft genug gehört, wie überzeugend sie argumentieren konnte. Warum war ihr Plädoyer für die arktischen Füchse wirkungslos verhallt? Das verstand er nicht.
    Wie auch immer, sie hatte ihr Ziel nicht erreicht, und Tim würde den stillgelegten alten Minenschacht sprengen, in dem angeblich diese Füchse hausten. Andererseits – Jack war mehrmals hineingegangen und hatte keine einzige Spur von den Tieren entdeckt. Allerdings – die Aktivitäten des Filmteams mochten sie auch verscheucht haben.
    So oder so, er fand es nicht richtig, den Lebensraum der arktischen Füchse zu zerstören. Nicht weil er sie besonders liebte – sie waren ihm völlig egal. Und er interessierte sich auch nicht sonderlich für den Umweltschutz. Ebenso wenig war er Vegetarier. Niemals würde er auf seine Steaks verzichten. Aber Lou setzte sich für die arktischen Füchse ein. Sie war eigens nach Alaska geflogen, um Tim Lord von der Explosion abzubringen. Und der blieb bei seinem Entschluss, so als würde ihre Meinung …
    … nicht zählen.

    Aus diesem Grund sagte Jack: »Nein.«
    Tim, der gerade durch eine Kameralinse spähte, schaute ihn nicht einmal an. »Nein – was? Keine Bange, die Matratze liegt an der richtigen Stelle. Okay, ich weiß, am Anfang der Woche war sie zu weit

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