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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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deshalb, dachte Lou hoffnungsvoll, sondern weil sie sich um meinen seelischen Zustand sorgt. Dass ich nicht der Typ bin, der auf Gelegenheitssex steht, weiß sie. Wahrscheinlich fürchtet sie, Jack könnte meine Gefühle verletzen.

    Über das alles hatte sie in der letzten Nacht lange und gründlich nachgedacht. Währenddessen hatte Jack, offenbar erschöpft von seinen Bemühungen, tief und fest geschlafen, und dann war sie zu einem Entschluss gelangt: Sie würde es versuchen. Schauspieler hin, Schauspieler her, mit Jack fühlte sie sich einfach gut. Ihr Leben lang war sie zu zaghaft gewesen. Sie war ja sogar noch bei Barry geblieben, als sie erkannt hatte, dass er ein – na ja, eben ein Idiot war. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal machen. Ausnahmsweise würde sie ein Risiko eingehen, sich so verhalten wie ihre Filmheldinnen und die Chance zu ihrem Glück nutzen.
    Und wenn Jack letzten Endes ihr Herz brach – nun, dann hatte sie es zumindest versucht. Bis dahin würde sie auf jeden Fall eine rasante Achterbahnfahrt genießen.
    »Hör mal, Vicky …« Beschwörend ergriff sie die Hand ihrer Freundin. »Es tut mir so leid. Aber du sagtest, du hättest die Trennung von Jack überwunden und ein neues Leben begonnen.«
    Da schluchzte Vicky noch lauter, und Lou wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Irgendwie musste sie der Freundin erklären, was geschehen war.
    »Ich weiß, du sorgst dich um mich«, hörte sie sich hervorsprudeln. »Aber glaub mir, das ist überflüssig. Klar, Jack hat einen schlechten Ruf, und er war noch nie länger als zwei Monate mit einer Frau zusammen. Aber ich bin ein großes Mädchen. Und das Leben liegt noch vor mir. Daraus will ich das Beste machen. Bisher habe ich zu viel Zeit vor dem Computer verbracht. Im Ernst. Dauernd schreibe ich Geschichten über Leute,
die ungewöhnliche Dinge tun. Und was habe ich selber getan? Nichts. Jetzt habe ich es satt, immer nur auf Nummer sicher zu gehen. Und ich bin es leid, mein Herz zu schützen. Verdammt, Vicky, ich will leben . Verstehst du das? Ich will leben! «
    Verwirrt blinzelte Vicky sie an. Wahrscheinlich wegen dieser leidenschaftlichen Ansprache. Oder weil Lou aufgestanden war und auf den Tisch geschlagen hatte, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Dabei war eine Gabel voller Sirup zu Boden gefallen, und mehrere Kellner starrten zu ihnen herüber.
    Wie auch immer, Vicky blinzelte sie an und fragte tonlos: »Wovon redest du, Lou?«
    »Nun ja …« Zerknirscht sank Lou auf ihren Stuhl zurück. »Natürlich von Jack Townsend.«
    »Von dem rede ich auch …« Neue Tränen drohten Vickys Stimme zu ersticken. »Von Jack. Und dass mein Mann versucht, ihn zu töten.«
    Plötzlich wurde Lous Kehle so trocken wie die Wüste. Eine Zeit lang konnte sie Vicky nur anstarren, so als würde sie eine Person fixieren, die sie nie zuvor gesehen hatte. Die eitle, oberflächliche, unbezähmbare Vicky, die Lou lieben und schätzen gelernt hatte trotz ihrer allzu menschlichen Schwächen, sah wie eine Fremde aus – eine schöne, kühle Fremde. Die Vicky, die Lou darauf hingewiesen hatte, dass in ihrem Haar Ketchup klebte und die ihre Stiefkinder »Stepford-Kinder« nannte wie in dem Film, war ganz weit weg …
    » Was? « , war alles, was Lou hervorbrachte.
    »Ja, es war Tim«, schluchzte Vicky in die Papierserviette. »Er hat die Männer bezahlt, die euch verfolgt
haben – dich und Jack. Anfangs war ich mir nicht sicher, aber als heute die Bombe in Jacks Suite explodierte, da wusste ich es!«
    Normalerweise war Lou nicht schwer von Begriff. Aber das hier verstand sie einfach nicht. Genauso gut hätte Vicky ihr erzählen können, sie sei von Aliens entführt worden. Oder irgendwas über die Kabbala-Lehre. Für die hatte Vicky sich eine Zeit lang begeistert. Während dieser vier Wochen war Lou ihr aus dem Weg gegangen. Denn sie hatte kein einziges Wort von dem verstanden, was über die Lippen ihrer Freundin gekommen war.
    Jetzt fühlte sie sich genauso. Nur dass die Wörter »Licht« und »Wahrheit« durch »ermorden« und »Bombe« ersetzt wurden.
    »Bitte, Vicky …«, begann Lou ganz langsam. »Warum sollte Tim versuchen, Jack umzubringen? Die beiden sind Freunde. Sie haben sich schon immer großartig verstanden.«
    »Klar«, schnüffelte Vicky unglücklich. »Bis Tim und ich … nun, wir hatten einige Probleme. Deshalb schlug ich vor, wir sollten zu meinem Therapeuten gehen, der ist ein Spezialist für Vergangenheitsbewältigung. Ich dachte, das

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