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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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hielt ihm ein Stück Krokant hin. »Wollen Sie kosten?«
    »Nein.« Jack setzte sich zu Lou und ignorierte ihren missbilligenden Blick. »Wie können Sie so was essen? Klebt es nicht an den Zähnen?«
    Einige Sekunden lang schien sie darüber nachzudenken. »Doch«, sagte sie schließlich. »Irgendwann löst es sich wieder. Und man hat sehr lange was von dem wundervollen Geschmack.«
    »Widerlich.« Jack warf die Kräcker und die Marmeladenpäckchen neben sie auf das Bett. Die Whiskyflasche behielt er in der Hand.
    »Oh, und was Sie machen, ist etwa nicht widerlich?«, konterte sie, während er den Stöpsel aus der Flasche zog und einen Schluck nahm. »Wissen Sie denn, wer zuletzt daraus getrunken hat?«
    »Nein, das weiß ich nicht.« Jack spürte, wie der Whisky brennend durch seine Kehle rann. »Und es interessiert mich auch nicht. Außerdem tötet der Alkohol alle Keime, die vielleicht in dem Kerl gesteckt haben. Falls die Kälte das nicht schon vorher erledigt hat.« Er reichte ihr die Flasche. »Gönnen Sie sich auch was.«
    »Äh … lieber nicht.« Lou öffnete die Packung mit den Kräckern und tauchte einen nach dem anderen in ein Marmeladenpäckchen. »Wie gesagt, ich trinke keinen Schnaps. Beim letzten Mal dachte ich am Morgen danach, mein Schädel würde platzen.«

    »So? Was haben Sie denn getrunken?«
    Im Halbdunkel war es schwer zu erkennen. Aber er glaubte, ihre Wangen würden sich röten, als sie etwas Undeutliches murmelte.
    »Wie bitte?«
    »Bailey’s Irish Cream.«
    »Oh, Sie armes naives Kind! Kein Wunder! Das ist ja kein richtiger Schnaps und somit auch kein guter Freund.«
    »Noch nie war Alkohol mein Freund.«
    »Unter normalen Umständen ist er es vermutlich nicht.« Jack nahm sich einen Kräcker. »Aber das ist wohl kaum eine normale Situation. Immerhin sind Sie mit einem Mann, den Sie verabscheuen, in der arktischen Wildnis gestrandet.«
    »Ich verabscheue Sie nicht«, protestierte sie und wischte mit einem Kräcker den letzten Marmeladenrest aus dem Päckchen.
    »Wie nett …« Erfolglos versuchte er, ein Triumphgefühl zu unterdrücken. Einfach lächerlich! Warum freute er sich, dass sie ihn nicht hasste? »Aber Sie mögen mich nicht.«
    »Nicht besonders«, bestätigte sie sachlich.
    Großartig. Er hatte es ja darauf angelegt. Warum konnte er es nicht dabei bewenden lassen? Okay, er würde es ihr heimzahlen. »Außerdem haben Sie einen Hubschrauberabsturz überlebt«, betonte er. »Und zwei Mordversuche.«
    »Erinnern Sie mich nicht daran«, seufzte sie und schob noch ein Stück Erdnusskrokant in den Mund.
    »Und Sie haben einen Mann erschossen«, fügte er hinzu.

    Erbost starrte sie ihn an. »Haben Sie noch einen letzten Wunsch, bevor ich Sie auch umbringe?«
    »Und gerade in diesem Moment …« Jack inspizierte die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. »Ja, ich nehme an, in diesem Moment steigen Ihr Exfreund und meine Exfreundin in einen herzförmigen Jacuzzi, trinken Dom Perignon und schlürfen Austern aus halben Schalen – und knabbern aneinander …«
    »Her damit!« Lou riss ihm den Cutty aus der Hand und setzte den Flaschenhals an die Lippen. Nachdem sie einen Schluck hinuntergewürgt hatte, gab sie ihm den Whisky zurück, die Augen wässrig, das Gesicht verzerrt. »Darauf haben Sie es angelegt.«
    »Klar, ich bin ein großer, böser Mann, der knackige junge Drehbuchautorinnen verführt …«
    »Ach, tatsächlich?«, schnaufte sie verächtlich. »Wenn das ein Beispiel für Ihre Verführungstechnik ist, verstehe ich nicht, warum Sie so viele Frauen flachlegen.«
    Jetzt musste Jack würgen. »W-was?«
    »Oh, bitte!« Stöhnend verdrehte sie die Augen. »Das haben Sie doch gehört. Gibt es irgendeine Frau in der Branche, mit der Sie noch nicht geschlafen haben?« Sie griff wieder nach der Flasche und wagte einen zweiten Schluck. »Mich natürlich ausgenommen«, fuhr sie fort, sobald sie zu husten aufgehört hatte.
    »Zufällig gibt es eine«, entgegnete er, in seiner Würde zutiefst verletzt.
    »So? Wer ist es denn?«
    »Mit Meryl Streep habe ich nicht geschlafen. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.«
    Sie lachte. Und wenn Lou Calabrese lachte, war es unmöglich, die Minusgrade der arktischen Temperatur
wahrzunehmen oder den eisigen Wind, der an der Hütte rüttelte. Dieses Gelächter wirkte wie Sonnenschein nach wochenlangem Regen, wie kühles Bier nach einer Wanderung durch die Mittagshitze, wie eine heiße Dusche, nachdem man den ganzen Tag gefroren hatte. Erstaunlich, dass ihm das

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