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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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diesen. Aber er ist anscheinend sehr gut erzogen, und er benimmt sich tadellos.«
    Dafür hätte sie ihn küssen können. Und sie hätte es auch beinahe getan, doch sie wollte ihn nicht zu Tode erschrecken. Krampfhaft umklammerte er seine Armstützen, als erwartete er, dass der Sitz ihn jeden Moment in die Luft katapultieren würde.

    »Na also.« Eleanor schenkte der Stewardess ihr strahlendstes Lächeln, das Jack stets ihr »Du sollst leiden«-Lächeln nannte. »Da hören Sie’s. Mein Hund stört den Gentleman nicht. Und hier gibt es keine anderen Passagiere.« Sie sah sich in der ersten Klasse um. »Darf er nicht auf meinem Schoß sitzen und aus dem Fenster schauen?«
    Weniger aus Mitleid mit dem Yorkshireterrier als mit seiner Besitzerin, erwiderte die Stewardess: »Ich dürfte es eigentlich nicht gestatten. Aber gut, dieses eine Mal.«
    »Oh, herzlichen Dank!«, jubelte Eleanor. »Sie ahnen ja nicht, wie viel mir das bedeutet.«
    Während die Stewardess in die angrenzende Kabine ging, um den Zweite-Klasse-Passagieren das Abendessen zu servieren, wandte Eleanor sich wieder an den weißhaarigen Gentleman.
    »Auch Ihnen möchte ich danken, Sir, weil Sie so verständnisvoll sind.«
    Mechanisch lächelte er, mit seinen Gedanken offensichtlich ganz woanders. »Keine Ursache, Ma’am, gern geschehen.« Dann richtete er seinen Blick nach vorn, als müsste er die Maschine steuern, nicht der Pilot.
    Eleanor erkannte unschwer einen Mann, der gerne alles unter Kontrolle hatte. Zweifellos missfiel es ihm, wenn dies nicht möglich war, insbesondere auf einem Zehnstundenflug. Sie reichte ihm ihren Hund. »Möchten Sie Alessandro eine kleine Weile halten?«, schlug sie vor. Angesichts seiner Verwirrung fügte sie hinzu: »Ich finde es immer wieder beruhigend, ein Tier zu streicheln. Bedenken Sie bitte, es senkt sogar den Blutdruck. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Und wenn
ich mir die Bemerkung erlauben darf … Sie sehen ein wenig nervös aus.« Als er zögerte, betonte sie: »Das ist nur ein kleiner Hund. Und er hat noch nie jemanden gebissen.«
    Obwohl der weißhaarige Gentleman den Eindruck erweckte, er würde das Angebot lieber ablehnen, streckte er seine Hände aus, und sie legte Alessandro hinein. Zu ihrem Entzücken begann der Yorkshireterrier sofort, das freundliche, attraktive Gesicht des Mannes abzulecken.
    »Sehen Sie?«, gurrte sie zufrieden. »Er mag Sie! Das wusste ich. Alessandro ist sehr wählerisch. Dass er Sie so schnell akzeptiert, ist wirklich eine Ehre.«
    Der weißhaarige Gentleman grinste schüchtern. »Nun …«, begann er und wich Alessandros rosa Zunge aus. »Wie erfreulich… Und es war sehr nett von der Stewardess, das Hündchen nicht in die Tragetasche zu verbannen, sondern auf Ihrem Schoß sitzen zu lassen. In der Touristenklasse wäre das unmöglich.«
    Dankbar für die Konversation, die sie von der Sorge um ihren Sohn ablenkte, fragte sie interessiert: »Fliegen Sie normalerweise in der Touristenklasse?«
    »Ja …« Alessandro entschied, nun hätte er das Gesicht seines neuen Freundes lange genug abgeschleckt. Hechelnd schmiegte er sich an seine Brust. »Bei diesem Flug waren nur mehr Plätze in der ersten Klasse frei. Und ich muss so schnell wie möglich nach Anchorage.«
    »Oh, ich auch«, erklärte Eleanor erstaunt, »weil mein Sohn mit einem Hubschrauber abgestürzt ist.«
    Der weißhaarige Sitznachbar blinzelte sie an. Als Alessandro die innere Anspannung des Mannes spürte,
hörte er zu hecheln auf und winselte. »Genau wie meine Tochter …«
    »Mein Gott!« Aufgeregt umfasste sie die Hand des Gentlemans. »Ist sie eine Drehbuchautorin?«
    »Ja …« Als würde er sich plötzlich an etwas erinnern, beugte er sich vor, reichte ihr seine rechte Hand und erschreckte dabei Alessandro. »Frank Calabrese. Meine Tochter Lou wird vermisst.«
    »Eleanor Townsend«, stellte sie sich vor und schüttelte ihm die Hand. »Auch mein Sohn Jack wird vermisst. Und … sie sagen, vielleicht sind beide tot. An der Stelle, wo der Hubschrauber abgestürzt ist, soll ein Blizzard ausgebrochen sein. Vor morgen früh können keine Rettungsflugzeuge landen.«
    Frank Calabreses Finger fühlten sich warm und tröstlich an. Kein Wunder, dass Alessandro ihn mochte … »Mir hat man dasselbe erzählt. Und man fürchtet, falls es Überlebende gibt, werden sie in der Nacht erfrieren.«
    »Das habe ich auch gehört.«
    Eine Zeit lang schwiegen sie. Es gab nichts mehr zu sagen. Den Champagner, den ihnen die Stewardess

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