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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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haben. Warum auch nicht? Ich finde, das wäre geschmackvoll. Warum soll es denn nicht geschmackvoll sein?«
    Elijah ging zur Tür des Zimmers, das seine Stiefmutter mit seinem Vater teilte, und drückte die Klinke hinab. Immer noch versperrt. Doch das störte ihn nicht. Er bückte sich und schob die Zeichnung unter der Tür hindurch. »Für dich, Vicky!«, rief er. »Jetzt sind Onkel Jack und Tante Lou immer bei dir.«
    Dann ging er zufrieden ins Nebenzimmer zu seinen Geschwistern, die sich gerade ein Disney-Video ansahen und einander mit Hotelshampoo besprühten.

    Sehr verdächtig, dachte Sheriff Walt O’Malley beim Anblick der Absturzstelle.
    So was hatte er schon oft gesehen, meistens waren es Bruchlandungen kleiner Privatjets. Nur selten kamen Linienflugzeuge so weit in den Norden herauf.
    Warum alle seine inneren Alarmglocken läuteten, wusste er nicht genau. Das verbeulte Wrack lag im Schnee und qualmte nicht mehr. Während des Blizzards in der letzten Nacht war das Feuer erloschen, das den Metallhaufen verkohlt hatte.
    Alles, was nicht aus Metall bestand, war von den Flammen verzehrt worden. Vielleicht hing sein Argwohn damit zusammen. Denn abgesehen vom Brandschaden sah der R-44 gar nicht so übel aus.
    Klar, das Ding würde nie wieder fliegen. Aber es war mehr oder weniger in einem Stück hier unten gelandet. Gewiss, die platt gedrückte Nase … Zweifellos war der Pilot beim Absturz verletzt worden.
    Und die Passagiere? Walt konnte sich nicht vorstellen, dass sie überlebt hatten.
    Doch wo zum Teufel steckten sie? Seine Leute hatten nur die sterblichen Überreste einer einzigen Person gefunden, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. In der Pathologie von Anchorage würde man feststellen, ob es sich um eine männliche oder eine weibliche Leiche handelte. Walt nahm an, dass es der Pilot war. Die karierte Jacke des Mannes bestand aus feuerfestem Stoff. So was trugen alle Piloten in dieser Gegend. Und der Sheriff konnte sich nicht vorstellen, dass ein Star wie Jack Townsend so eine Jacke anziehen würde. Wahrscheinlich trug er dieses Designerzeug, von dem Walts
älteste Tochter dauernd schwärmte. Prada. Ja, so was zogen doch Filmstars an.
    Aber da war irgendwas faul. Der Pilot hieß Sam Kowalski, das hatte die Chartergesellschaft erklärt. Seine Leiche war nicht auf dem Pilotensitz gefunden worden. Dort hätte er aber nach dem Absturz sterben müssen. Doch Kowalski hatte auf dem Rücksitz gesessen.
    Was hatte der Pilot dieses verdammten Helikopters auf dem Rücksitz getrieben?
    »Walt!«
    Mit hochrotem Gesicht eilte Lippincott zu ihm. Aber Lippincott hatte immer rote Backen. Das war sein erster Winter in der Arktis. Und er hatte noch nicht rausgefunden, dass es völlig okay war – sogar männlich -, eine Feuchtigkeitscreme zu benutzen. Verdammt, daheim in seinem Badezimmer gab es eine ganze Kollektion solcher kleinen Flaschen. Den Mädchen machte es Spaß, im Einkaufszentrum diese Pröbchen zu sammeln und festzustellen, welche Marke ihrem Dad am besten gefiel. Derzeit bevorzugte er Oil of Olaz. Das verstopfte die Poren nicht. Zumindest hatte Lynn das behauptet.
    Jetzt könnte Lippincott so ein Olaz gebrauchen. Oder vielleicht dieses Burt’s-Bees-Zeug, mit dem die Mädchen ihre Füße einrieben. Das Gesicht des Kerls war eine einzige Katastrophe. Überall löste sich die Haut ab.
    »Da ist irgendetwas faul, Chief«, verkündete Lippincott.
    »Genau das habe ich mir auch schon gedacht«, sagte Walt langsam. Inzwischen war der Tag angebrochen. Man erkannte es nur am schwachen Licht in der östlichen
Hälfte des Himmels. Endlich hatte es zu schneien aufgehört, da der Sturm abgeflaut war. Innerhalb von sechzehn Stunden waren gut dreißig Zentimeter Schnee gefallen. Nach Alaska-Maßstäben war das kein schlimmer Blizzard. Aber auch keiner, den Walt hätte im Freien aushalten wollen, so wie anscheinend die beiden Opfer des Hubschrauberabsturzes.
    »Nur eine Leiche«, betonte Lippincott. »Keine Spur von den beiden anderen Passagieren. Glauben Sie, die haben sich verirrt? Weil sie von dem Absturz benommen waren oder was?«
    »Aber doch nicht alle beide.« Die Augen zusammengekniffen, spähte Walt zum bewölkten Himmel hinauf. »Vermutlich haben sie irgendwo einen Unterschlupf gesucht.«
    Lippincotts Blick schweifte den schneebedeckten Berghang hinauf. »Großer Gott«, murmelte er, »meinen Sie, die haben sich irgendwo hier draußen verkrochen? Müssten sie denn nicht erfroren sein?«
    »Doch, ich glaube schon«,

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