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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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schlanker, muskulöser Körper war entspannt. Obwohl er so wie sie vollständig bekleidet war, erweckte er irgendwie den Eindruck, er wäre nackt. Wieso
er das schaffte, wusste Lou nicht. Und was sie von ihm hielt, schien ihn auch kein bisschen zu kümmern, mochte er nackt oder angezogen sein.
    »Eigentlich dachte ich, Mädchen von Ihrer Sorte wären mittlerweile ebenso ausgestorben wie Brausepulvertütchen«, bemerkte er.
    Wütend auf sich selber, ergriff sie ihre Tasche und begann, darin zu wühlen. »So? Dann habe ich Neuigkeiten für Sie. Wir existieren immer noch. Und Jungs wie Sie machen uns verdammt zornig.« Als sie fand, was sie suchte, seufzte sie erleichtert.
    »Wirklich?« Jack beobachtete sie interessiert, nicht im Mindesten gekränkt. »Und was nehmen Sie Jungs wie mir übel?«
    Lou öffnete ihr Aspirinröhrchen und schüttelte drei Tabletten heraus. »Das wissen Sie sehr gut.« Sie schaute sich nach einer Flüssigkeit um, mit der sie das Medikament hinunterspülen konnte. Doch sie entdeckte nichts außer der Cutty-Flasche, die nur mehr zu einem Drittel gefüllt war. Der Anblick allein verstärkte die Kopfschmerzen.
    »Auf leeren Magen sollten Sie kein Aspirin schlucken«, mahnte Jack. Die Hände unter dem Kopf verschränkt, musterte er sie so fasziniert, als wäre sie ein besonders skurriles Tier in einem Zoo – nämlich das einzige weibliche Wesen auf diesem Planeten, das in Jack Townsends Armen erwacht und nicht überglücklich gewesen war. »Essen Sie erst mal ein paar Kräcker.«
    »Danke, Mom.« Lou steckte die drei Tabletten in den Mund und schluckte sie. Wegen des bitteren Geschmacks würgte sie ein bisschen.

    »Hey, als jemand, der damit Erfahrung hat, wollte ich Ihnen nur einen vernünftigen Rat geben.« So relaxed, wie er aussah, hätte er genauso gut am Rand eines Swimmingpools liegen können. Jedenfalls brummte sein Schädel eindeutig nicht . »Versuchen Sie’s mit Whisky, um den Kater zu vertreiben.«
    Angewidert verdrehte sie die Augen. »Ganz sicher nicht.«
    »Wie Sie meinen.« Nun stand er auf, so lässig, als würde er aus einer Limousine steigen oder sich von einem Tisch im Spago erheben. Weil er überdurchschnittlich groß war, stieß sein Kopf beinahe gegen die Decke der Ranger-Station. Lou fragte sich, warum sie das am letzten Abend nicht bemerkt hatte. Und wieso ihr noch nie aufgefallen war, wie Jack einen Raum ausfüllte. Irgendwie unheimlich … Er schien seine Umgebung zu vereinnahmen wie sein Eigentum. »Jetzt schneit es nicht mehr«, verkündete er und spähte durch die schmutzige Fensterscheibe. »Sollen wir zum Hubschrauber zurückgehen? Mittlerweile müsste doch irgendwer nach uns suchen.«
    Da sie sich zusätzlich zu ihrem Brummschädel keine Magenschmerzen einhandeln wollte, aß sie verstohlen einige Kräcker, so wie er es ihr empfohlen hatte. Erstaunlich, dass simple Kräcker dermaßen gut schmeckten … Danach fühlte sie sich viel besser. Tatsächlich, sie hatten eine Nacht in der eisigen Wildnis von Alaska überlebt. Das würde ihnen niemand glauben. Und vielleicht würden sie sogar lebend hier rauskommen.
    »Okay.« Sie ergriff ihre Laptop- und die Handtasche. Ob es an den Kräckern oder am Aspirin lag, jedenfalls
ging es ihr mit jeder Minute besser. Es gab keinen Grund, Jack zu erzählen, dass er mit einer Hand auf ihrem Busen geschlafen hatte. Das brauchte niemand außer ihr zu wissen. Bald würde alles wieder in Ordnung sein.
    Zumindest dachte sie das, bis sie beide den Motor eines Schneemobils surren hörten. Jack hatte gerade die Falltür öffnen wollen. Nun hielt er inne und wandte sich zu Lou. »Hören Sie das?«, flüsterte er.
    Sie nickte. Seit der Blizzard verebbt war, herrschte in der kleinen Hütte eine gespenstische Stille. Umso lauter dröhnte der Motor, wie Donnergrollen. »Vielleicht … Leute, die uns suchen …?«
    »Ja, zweifellos. Aber sind es die guten Jungs oder Sams Kumpel?«
    Mühsam schluckte sie, nicht so sehr wegen seiner Frage, sondern weil der Motor des Schneemobils abrupt verstummt war.
    Und dann erklang ein Geräusch, das Lou schrecklicher erschien als alles, was sie in ihrem bisherigen Leben gehört hatte. Stiefel knarrten auf den Sprossen der Leiter, die zur Hütte heraufführte.
    Die Finger um den Griff der Falltür gekrallt, wisperte Jack: »Die Waffe!«
    Atemlos nickte sie und nahm den.38er aus der Tasche ihres Parkas. Nach einem kurzen Blick in den Ladungsraum hauchte sie: »Nur mehr eine Patrone!«
    Jacks Gesicht nahm einen

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