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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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seinen normalen Teint.
    »Nichts, Madam«, erwiderte Lippincott hastig.
    »Können Sie nicht schneller fahren?« Offenbar teilte Townsend das Interesse seiner Begleiterin an Lippincotts Kommentar nicht. »Im Hotel warten einige Leute auf uns, und wir wollen endlich …«
    »Bald sind wir da«, lautete Walts lakonische Antwort. Der Polizei-Geländewagen fuhr mit fünfundvierzig Stundenkilometern dahin, was auf der schneebedeckten Straße ein erstaunlich hohes Tempo war.
    Aber er verstand die Ungeduld des Mannes. Der Komfort im Unterschlupf der beiden, wo immer sie sich verkrochen hatten, entsprach wohl kaum dem gewohnten Standard eines Megastars. Eine Ranger station? Eine Jagdhütte? Dachten sie wirklich, er würde diesen Unsinn glauben? Andererseits, überlegte er zum tausendsten Mal, warum sollten sie so etwas erfinden? Es sei denn, um irgendwas Verdächtiges zu vertuschen, das bei der Absturzstelle passiert ist …
    » Also haben Sie Mr. Kowalskis Waffe an sich genommen und einen der Schneemobilfahrer erschossen, Miss Calabrese?«, fragte er.
    »Was hat er vorhin gemeint?«, wollte Lou wissen. »Er hat irgendwas über Rösti gesagt«, beharrte sie. »Ich bin doch nicht blöd. Wer ist ein Rösti?«
    »Verzeihen Sie, Ma’am«, versuchte Walt, seinen Deputy zu retten. »Er meinte, vielleicht wäre Mr. Kowalskis Tod bei dem Hubschrauberabsturz vorteilhaft
für ihn gewesen. Nun muss er seinen Auftraggebern nicht gestehen, dass er versagt hat.«
    Ein paar Sekunden lang herrschte Stille im Geländewagen, bevor Townsend verkündete: »Kowalski ist nicht bei der Bruchlandung gestorben.«
    Mechanisch zückte Lippincott seinen Kugelschreiber, um diese Aussage zu notieren. Dann hielt er inne und drehte sich zum Rücksitz um. »Würden Sie das wiederholen, Sir?«
    Ein Blick in den Rückspiegel verriet, dass Townsend ziemlich wütend war. »Kowalski ist nicht bei der Bruchlandung gestorben. Als ich ihn aus dem Wrack zog, war er bewusstlos, aber er lebte.«
    »Was, Sie haben ihn rausgezogen?« Walt drosselte das Tempo. Nun musste er sich vergewissern, dass er richtig gehört hatte. »Aus dem Hubschrauber?«
    »Ja. Er war übel zugerichtet. Trotzdem lebte er, ohne jeden Zweifel.«
    »Bei unserer Ankunft an der Absturzstelle«, begann Walt vorsichtig, »fanden wir eine Leiche im Helikopter, die aufgrund eines zahnärztlichen Befundes als Samuel Kowalski identifiziert wurde.«
    Entsetzt schnappte Lou nach Luft und packte Townsends Ärmel. »O mein Gott, Jack, sie haben Sam umgebracht!«
    Walt beobachtete, wie Townsend einen Arm um ihre Schultern legte. »Als wir den Piloten zuletzt sahen, lebte er«, versicherte er in müdem, aber entschiedenem Ton. »Ich zerrte ihn von dem schwelenden Wrack weg, mindestens zehn Meter. Da atmete er, und er hatte keine Brandwunden erlitten.«
    Die ganze Zeit hatte Walt nicht gewusst, was er von
der Story des Paars halten sollte, von den maskierten Killern und der Flucht durch die arktische Wildnis. Nun richtete er sich abrupt auf. »Und Sie haben auf einen dieser Männer geschossen, Sir? Auf einen Schneemobilfahrer, und ihn getroffen?«
    »Nicht ich.« Townsend begegnete Walts Blick im Rückspiegel und wies mit dem Kinn auf Lous Kopf, der an seiner Schulter lehnte.
    »Aber wir haben nur die Leiche des Piloten gefunden. Sonst keine.«
    Die Augen voller Tränen, schaute Lou auf. »Unmöglich …« Beinahe brach ihre Stimme. »Dieser Mann prallte gegen einen Baum, und sein Schneemobil zerbarst in tausend Stücke, von ihm selber ganz zu schweigen. Und Sie wollen mir weismachen, davon hätten Sie keine Spuren gefunden?«
    Lippincott räusperte sich unbehaglich. Als unverheirateter Polizist war er nicht wie Walt an den Umgang mit Frauen gewöhnt. »Äh … vielleicht haben die Leute aufgeräumt, bevor sie weggefahren sind …«
    Dann verstummte er, weil der Sheriff bedeutungsvoll hüstelte.
    »Schätzungsweise«, begann Walt zögernd, »verdeckte der Schnee …«
    »Sie glauben uns nicht«, fiel Townsend ihm verblüfft ins Wort.
    »Nun …« Glücklicherweise sah Walt die ersten Lichter von Anchorage in der Nacht funkeln. Die Fahrt würde nicht mehr allzu lange dauern.
    Aber er fürchtete, mit diesem Fall würde er sich noch sehr lange befassen müssen. Genau das, was er brauchte. Als würde es nicht genügen, dass er sich mit
den verrückten Umweltschützern herumschlug, die wegen dieses verdammten Films aus den Wäldern gekommen waren! Jetzt musste er auch noch eine bezahlte Killerbande aufspüren, wenn

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