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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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die beiden da hinten die Wahrheit erzählten.
    »Wir haben keineswegs behauptet, wir würden Ihnen nicht glauben«, betonte er und hoffte, seine Stimme würde halbwegs vernünftig klingen. Hätten Townsend und Lou bloß das FBI angerufen … Wie gern würde er diesen Agenten den Fall übergeben … Er wollte einfach nur nach Hause fahren und ein Bad nehmen. Vielleicht würde das Badeöl, das die Mädchen immer ins Wasser schütteten, seiner trockenen Haut guttun. Ja, das brauchte er – ein heißes Bad, ein bisschen Badeöl, dazu eine dieser Luxuszigarren, die Mitch bei der Geburt von Shirls letztem Baby verteilt hatte …
    Im Rückspiegel sah er, wie Townsend die junge Frau anstieß. »Zeig sie ihnen.«
    Lou nickte und kramte in den Taschen ihres Parkas …
    »Hey!«, rief Walt und verlor beinahe die Kontrolle über den Geländewagen. Kein Wunder. Immerhin passierte es nicht jeden Tag, dass zwei Revolver auf ihn gerichtet wurden. Seit zwanzig Jahren war er bei der Polizei. Und kein einziges Mal hatte er seine eigene Waffe ziehen müssen.
    »Jesus Christus!«, schrie Lippincott beim Anblick der beiden Waffen und tastete hektisch nach seiner Dienstpistole. »Reden wir darüber, Ma’am. Glauben Sie mir, Sie wollen uns doch gar nicht niederknallen …«
    »Keine Bange«, entgegnete Lou lässig, »die Dinger
sind gesichert. Ich möchte Ihnen nur beweisen, dass wir nicht lügen. Den.38er haben wir dem Piloten abgenommen – der beim Absturz verbrannt ist, wie Sie sagen. Und die.44er stammt von dem Kerl, der uns in der Rangerstation attackieren wollte. Los, nehmen Sie die Waffen. Sie können doch bestimmt die Seriennummern rauskriegen und feststellen, wem sie gehören.«
    Mühsam brachte Walt das Lenkrad wieder in seine Gewalt – und sein Herz, das wie rasend pochte. »Deputy Lippincott, würden Sie Miss Calabrese bitte die Waffen abnehmen?«
    So vorsichtig wie nur möglich ergriff Lippincott die Revolver, die Lou ihm übergab. Dann legte er sie ebenso behutsam ins Handschuhfach des Geländewagens.
    »Glauben Sie uns jetzt?«, wollte Townsend wissen.
    Walt konnte nichts anderes sagen als: »Ja.«
    Doch so ganz stimmte das nicht. Was die beiden erzählt hatten, überzeugte ihn noch immer nicht. »Und Sie haben keine Ahnung, wer Sie töten möchte, Mr. Townsend?«
    »Nicht die leiseste.« Mit einem Seitenblick auf Lou fügte Townsend hinzu: »Wenn ich auch kein Engel bin … ich habe nichts verbrochen, was irgendwen zu einem Mord animieren müsste. Okay, vielleicht hat jemand den Wunsch verspürt, meine Hotelsuite zu verwüsten, aber mich zu erschießen? Nein.«
    »Wer hat Ihre Hotelsuite verwüstet?«, fragte Walt. »Womöglich besteht da ein Zusammenhang …«
    »Nein«, erwiderte Townsend kategorisch. »Sicher nicht.«
    Als Walt die Silhouette des Anchorage Four Seasons sah, eines der höchsten Gebäude der Stadt, umklammerte
er das Lenkrad noch fester. »Mr. Townsend, ich schlage Ihnen einen vierundzwanzigstündigen Polizeischutz vor, bis Sie den Staat verlassen …«
    »Ausgeschlossen«, protestierte der Filmstar.
    »Bitte, Mr. Townsend«, begann Walt in jenem beruhigenden Ton, den er anschlug, wenn sich eine seiner Töchter in den Kopf setzte, hautenges Lycra zu tragen. »Immerhin wurde Ihr Leben mehrmals bedroht.«
    »Da draußen. Nicht hier.«
    »Noch nicht«, warf Lou Calabrese ein. Wie Walt im Rückspiegel beobachtete, starrte Townsend sie an. Ernsthaft und eindringlich erwiderte sie seinen Blick.
    »Hör doch auf den Sheriff, Jack. Er weiß, wovon er redet. Wer immer hinter all dem steckt, er könnte dich in Anchorage genauso leicht angreifen wie in Myra. Und bevor wir herausfinden, wer dein Feind ist, bist du eine wandelnde Zielscheibe …«
    »Lou!« Obwohl Townsend seine Stimme zu einem ärgerlichen Flüsterton senkte, verstand Walt jedes Wort. »Ich will nicht auf Schritt und Tritt von einem Bullen verfolgt werden.«
    »Würde dir eine Kugel im Kopf besser gefallen?«
    Darauf gab Townsend keine Antwort. Jetzt bog der Geländewagen in die geschwungene Zufahrt des Four Seasons ein, und Walt sah im Rückspiegel, wie Lou Calabrese sich aufrichtete, sobald sie die Horden der Demonstranten in der West Third entdeckte.
    »O mein Gott!«, seufzte sie. »Sind die immer noch da?«
    »Ja, Ma’am«, entgegnete Walt fröhlich. »Und sie sind immer noch verdammt wütend, weil Mr. Lord diesen Minenschacht sprengen will.«

    Ärgerlich schüttelten einige Demonstranten ihre Fäuste in die Richtung des Geländewagens,

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