Perlentod
gewesen sein, als Mo Miriam auf der Schultoilette belästigt hat?!«, Sentas Puls schlug schneller.
»Wenn du mich fragst, hätte Bettina es gar nicht gewagt, etwas anderes zu behaupten. Vielleicht hat sie damals auch einfach nur eine Chance gesehen, dass Miriam sie endlich in Ruhe lässt!« Rebecca hörte mit großen Augen zu. Es machte alles Sinn.
»Woher kennst du eigentlich diesen Moritz so gut, dass du behauptest, er sei hundertprozentig unschuldig? Ich wäre mir da nicht so sicher. Immerhin hat damals sogar die Polizei ermittelt«, meinte Rebecca.
»Die Polizei?«, fragte Senta erstaunt und wiegelte dann ab. »So gut kenne ich Mo auch nicht. Aber ich kann mir einfach gut vorstellen, dass Miriam ihn damals gelinkt hat. Der Typ hat es gar nicht nötig, Mädchen zu etwas zu zwingen«, fügte sie hinzu und erntete dafür ein breites Grinsen von Rebecca.
»Ach, daher weht der Wind. Du findest Moritz süß!«, stellte Rebecca schmunzelnd fest.
»Das ist doch jetzt egal«, beeilte sich Senta, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Lass uns lieber überlegen, wie wir an die Handynummer von Miriams Freund kommen, damit wir unseren Plan so schnell wie möglich in die Tat umsetzen können.«
Während der restlichen Mittagspause entwickelte sich dieser Plan immer mehr zu einer komplexen Intrige.
Die Zeit war rasend schnell vergangen und es hatte bereits zum ersten Mal geläutet, als die Mädchen endlich die Schule erreichten. Miriam und ihre Hofdamen standen in der Aula und tuschelten auffällig miteinander.
Zehka fehlte schon den ganzen Tag und Senta fragte sich, ob sein Fernbleiben etwas mit dem gestrigen Verhör zu tun hatte. Schon wieder war heute die Polizei an der Schule erschienen. Und seit den Morgenstunden hingen an einigen Türen große Plakate mit der Aufschrift »Stoppt Mobbing in der Schule. Dein täglicher Horror kann besiegt werden«. Darunter standen Telefonnummern und Internetadressen von Beratungsstellen.
Als Senta sich eins der Plakate näher anschaute, flüsterte ihr jemand zu: »Schon gewusst, Senta. Ich bin dein neuestes Mobbingopfer!«
Senta drehte sich blitzschnell um, doch der Junge, der von hinten wie ein Fünftklässler aussah, verschwand bereits zwischen einer Horde von Schülern. Sentas Blick blieb an zwei blitzenden Augen hängen. Miriam stand lässig am Treppenaufgang und nickte ihr zu. Senta ärgerte sich, als ihr Herz unter Miriams eiskalten Blick unwillkürlich stark zu klopfen begann. Die wird mich nicht bezwingen, machte sie sich selbst Mut und hielt dem triumphierenden Blick stand.
Seit Zuckerwattes Leiche gefunden worden und Bettina verschwunden war, durchblätterte Senta täglich die Zeitung nach aktuellen Meldungen zu dem Geschehen. Aber seit Tagen wurde nichts mehr über den Leichenfund geschrieben und über die Suche nach Bettina erfuhr man nur das, was sowieso schon bekannt war. Entweder verfolgte die Polizei eine wirklich heiße Spur oder die Ermittlungen waren ins Stocken geraten.
Senta ließ die Zeitung sinken und blickte nachdenklich aus dem Küchenfenster. Wie so oft in letzter Zeit, drängte sich Mo in ihre Gedanken. Er hatte so enttäuscht ausgesehen, als dieser blöde Koschel ihn aus seinem Proberaum geworfen hatte!
»Mama, kennst du eigentlich den alten Bürgermeister von Harting?«
»Wie kommst du denn jetzt darauf«, wunderte sich ihre Mutter, die ihr gegenüber am Küchentisch saß und einen Apfel schälte. Dennoch begann sie, bereitwillig von ihrer Kindheit und Jugend im Dorf zu erzählen.
»Den Koschel konnte keiner leiden. Der ist auch wegen irgend so einer faulen Sache aus dem Bürgermeisteramt geflogen. Aber das hat dem gar nicht viel ausgemacht. Der hat schon als relativ junger Mann im Lotto gewonnen und von dem Gewinn hat er sich ein super Haus gebaut. Du kennst es. Es ist die Villa am Waldrand.«
»Der alte Kasten, der in der Nähe von Okkultas Anwesen steht?«
»Senta!«, ermahnte sie ihre Mutter. »Die alte Dame heißt Frau Koschel und sie ist nur ein bisschen eigen, sonst nichts. Ich finde ihren Spitznamen kindisch.«
»Koschel heißt die?« Senta war überrascht.
»Ja, das ist die Schwester von Koschel. Die zwei reden aber schon lange nicht mehr miteinander.«
»Warum denn das?«, wollte Senta wissen.
»Keine Ahnung. Ich habe gehört, ihr Verlobter sei sehr jung gestorben. Man sagt, von diesem Schock habe sie sich nie mehr erholt.«
Senta horchte ihre Mutter noch eine ganze Weile aus. Fragte nach der alten Sägemühle und
Weitere Kostenlose Bücher