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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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winkte ab. Sie war sich sicher, dass hier wieder einmal Miriam ihre Fäden zog.
    Am Nachmittag fasste sich Senta ein Herz und radelte bei Mo vorbei. Zuerst wollte sie es beim Bunker versuchen. Und sie hatte Glück. Schon von Weitem sah sie Mos Fahrrad an einen Baum gelehnt. An der Außenseite der schweren Tür steckte der Schlüssel. Senta klopfte an. Als niemand reagierte, drückte sie langsam die Klinke herunter und öffnete die Tür einen Spalt weit. Sofort drangen laute Schlagzeugtöne an ihr Ohr. Mo saß, den Rücken in ihre Richtung gewandt, vor seinem Schlagzeug und lauschte mit wippendem Körper einer CD, auf der nur Percussion zu hören war. Dann begann er mitzuspielen und Senta lauschte gebannt. Mo lieferte ein wirklich beeindruckendes Schlagzeugsolo ab. Sie blieb in der Tür stehen, starrte auf seinen breiten Rücken und stellte sich vor, wie er mit einer Band auf der Bühne stand und ihn kreischende Girls anhimmelten. Als Mo endete, kreischte sie zwar nicht, spendete aber begeisterten Applaus. Er zuckte zusammen und drehte sich mit finsterer Miene um. Aber als er Senta erkannte, hellte sich sein Gesicht sofort auf.
    »Na, das nenne ich eine Überraschung«, freute er sich und legte die Sticks aus den Händen.
    »Du spielst toll!«, sagte Senta voller Bewunderung und trat ganz in den Raum ein. Die schwere Tür fiel mit einem lauten Knall hinter ihr zu.
    »Bringst du meine Rohrnudeln?«, wollte Mo wissen, doch Senta schüttelte den Kopf.
    »Wegen gestern«, begann sie stockend. »Ich bin so schnell im Haus verschwunden, weil, äh, weil ich so dringend aufs Klo musste«, sagte sie und ärgerte sich im nächsten Moment, dass ihr nicht doch noch eine bessere Ausrede eingefallen war.
    »Das habe ich mir schon gedacht. Die meisten Mädchen rennen ständig aufs Klo«, lachte Mo und Senta lachte erleichtert mit.
    »Deine Rohrnudeln kriegst du bald«, knüpfte sie an seine Frage an. »Wie wäre es mit nächstem Wochenende?«
    »Bis dahin bin ich verhungert. Ich bin für morgen.«
    »Da bin ich in der Kletterhalle«, fiel Senta ein.
    »Echt? Du kletterst? Das ist ja toll.«
    »Ja, schon seit ich ein Kind bin…«, gab sie zögernd Auskunft. Mos Begeisterung für ihr Hobby machte Senta ganz verlegen.
    »Dann kannst du das bestimmt saugut. Willst du mich mal mit…« Ein jähes Klopfen unterbrach ihr Gespräch. Mo und Senta sahen sich erschrocken an.
    »Ich erwarte keinen Besuch…« Im selben Moment wurde die Tür mit einem Ruck von außen geöffnet.
    »Herr Koschel«, rief Mo erstaunt. »Was verschafft mir die Ehre?«
    »Ich muss mit dir reden«, brummte der ältere Herr, den Senta sofort wiedererkannte. Es war der Mann, der sie vor der Kletterhalle angerempelt und ihr Handy zerstört hatte. Falls er sie auch erkannte, ließ er sich das nicht anmerken. Er starrte sie nur kurz an und wandte sich dann wieder an Mo.
    »Du musst dir einen anderen Proberaum suchen. Ende der Woche musst du hier raus. Übergabe ist besenrein, versteht sich«, bellte er sein Anliegen heraus.
    »Aber…«, stammelte Mo perplex. »Sie hatten doch gesagt, kein Mensch braucht diesen Raum. Ich habe fest damit gerechnet…«
    »Dinge ändern sich«, fuhr der Herr grob dazwischen. »Also, Moritz. Wenn du ausgeräumt hast, bringst du mir den Schlüssel zurück«, ordnete er an und wandte sich zum Gehen. Offenbar war die Sache für ihn damit erledigt.
    »Das ist gegen die Abmachung«, rief Mo dem Kerl fassungslos hinterher.
    »So ein Vollidiot«, entfuhr es Senta, als die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fiel.
    Mo hatte sich auf seinen Hocker gesetzt und raufte sich die Haare. »Ich hätte es wissen müssen«, fluchte er. »Mit dieser Sippe hat man nichts als Scherereien. Mein Vater wird sich ins Fäustchen lachen.«
    »Wieso?«, wollte Senta wissen.
    »Der hat mich von Anfang an gewarnt. Wilhelm Koschel würde dir, sogar ohne mit der Wimper zu zucken, seinen Fingernageldreck verkaufen, hat er mich gewarnt. Er meint, Koschel war schon ein Arsch, als er Bürgermeister von Harting war.«
    »Der? So einer war mal Bürgermeister! Wer wählt denn so einen?« Senta war ehrlich erbost. Lebhaft berichtete sie von ihrer ersten unschönen Begegnung mit Koschel. Aber Mo hörte ihr gar nicht zu. Grimmig starrte er vor sich hin.
    »Ich verstehe überhaupt nicht, wozu Koschel den Bunker so plötzlich braucht«, brummelte er vor sich hin, während er lustlos begann, das hohe Metallregal, auf dem sich Berge von Noten stapelten, zu räumen.
    »Das bringt doch

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