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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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Durchtriebenheit der Hofdamen war eben Verlass. Vergnügt schickte sie die anonyme SMS an Miriams Lover ab.
    »Haben wir ein Rezept für Rohrnudeln?«, fragte Senta am späten Nachmittag, als ihre Mutter kurz in die Küche huschte.
    »Schau im Backbuch nach«, war die knappe Antwort. Ihre Eltern brezelten sich gerade für einen abendlichen Theaterbesuch auf.
    »So weit war ich auch schon«. Genervt schlug Senta das große Backbuch auf, das vor ihr auf dem Tisch lag.
    Stellen sie aus frischer Hefe, Zucker, lauwarmer Milch und drei Esslöffeln Mehl einen Vorteig her.
    Vergeblich suchte Senta im Kühlschrank nach Hefe.
    »Trockenhefe tut’s bestimmt auch«, fand sie und schüttete das braune Pulver in die Kuhle im Mehl, gab etwas Zucker und lauwarme Milch dazu, vermischte alles und deckte die Schüssel mit einem Geschirrtuch ab.
    »Seit wann interessierst du dich fürs Backen?«, wunderte sich Papa, als er samt Aftershave-Wolke in die Küche trat und sah, wie seine Tochter über und über von Mehl bestäubt, mit beiden Händen im Hefeteig knetete.
    »Ihr könnt mich ja nicht ewig durchfüttern«, entgegnete Senta, aber Papa war mit dieser Erklärung offenbar noch nicht zufrieden.
    »Sag schon, was wird das?«
    »Immer diese Ausfragerei. Ist ja wie in der Schule«, wehrte Senta ihren Vater ab und war froh, als die Mutter nach ihm rief und sie sich bei ihr verabschiedeten.
    »Beim Hefeteig musst du gut kneten, der braucht Handwärme und Herzensliebe«, erinnerte sich Senta an den Ratschlag ihrer Grundschullehrerin. In der vierten Klasse waren sie einmal im Monat zum Kochen oder Backen in die Großküche der Schule gegangen und hatten allerlei Leckereien ausprobiert. Folgsam knetete Senta den Teig wie eine Besessene. Gerade wollte sie sich die Finger waschen, da läutete es an der Tür. Da ihre Hände wie Teigklumpen aussahen, öffnete Senta sie mit dem Ellenbogen. Zu ihrer Überraschung wartete draußen Mo.
    »Hast du kurz Zeit?«, fragte er atemlos.
    »Komm rein«, nickte Senta und ihre Ohren liefen heiß an. Sie sah das Handy in seiner Hand und wusste sofort, was los war.
    »Ich muss nur schnell meine Hände waschen«, meinte sie und eilte ins Bad. Zurück im Flur merkte sie, wie aufgeregt Mo war.
    »Ich weiß gar nicht, ob du mir helfen kannst. Aber ich musste mit jemandem reden.«
    »Was ist denn passiert?«, fragte sie mitfühlend und bat ihn in die Küche.
    »Miriam hat mir eine SMS geschrieben. Ich bin völlig von der Rolle. Wahrscheinlich plant sie einen neuen Angriff auf mich«, berichtete er und seine Stimme klang tiefer als sonst. »Ich weiß nicht, ob ich das noch einmal durchstehe. All die schrecklichen Erinnerungen von damals kommen wieder hoch. Und das, wo grade sowieso wieder die Polizei auf der Matte steht.«
    »Die Polizei?«, erschrak Senta.
    »Wegen Bettina. Die verdächtigen mich, dass ich was mit ihrem Verschwinden zu tun hab. Völlig lächerlich ist das!«, presste Mo wütend heraus. Senta versuchte, seinen Blick aufzufangen, aber er wich ihr aus.
    »Lies das mal«, forderte er sie stattdessen auf und streckte ihr sein Handy entgegen. Senta schluckte. Sie hätte Mo von ihrer Aktion erzählen müssen, schoss es ihr durch den Kopf und ihr Herz klopfte wild.
    »Ich weiß, was da steht«, stotterte sie. Mo schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Wie…?!«
    »Ich weiß es, weil ich das geschrieben habe«, gestand sie und atmete schwer aus.
    »Du?« Mo trat einen Schritt zurück und Senta beeilte sich, von ihrem Plan zu erzählen.
    »Und ich bin euer Lockvogel, oder wie?«, rief Mo aufgebracht. »Vielen Dank auch! Ich habe schon genug Probleme am Hals. Da kann ich eure kleinen Mädchen-Spielchen wirklich nicht gebrauchen!«
    »Ich hätte dich vorwarnen müssen.« Senta war nun wirklich zerknirscht.
    »Nein Senta, so nicht. Du glaubst wohl, du kannst die Leute wie Schachfiguren in deinem kleinen Rachespiel herumschieben! Das ist total mies!«
    »Aber ich will mich nicht rächen«, versuchte sie zu erklären. »Ich will nur, dass Miriam endlich mit ihren Intrigen aufhört und sie mal dafür zahlt, was sie Leuten wie dir, Rebecca, Zehka und mir antut.«
    »Also ich finde deine Aktion völlig daneben. Vielleicht überlegst du mal, was du damit anrichtest!«, ereiferte sich Mo, und noch ehe Senta ihm antworten konnte, war er zur Tür hinausgestürmt.
    Senta lief ihm nicht nach.
    »Ich dumme Kuh!«, brach es aus ihr heraus und schluchzend wünschte sie sich, die Zeit zurückdrehen zu können.

16
    Nur mit Mühe

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