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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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mütterliches Gesäusel war ja nicht zum Aushalten! Von wegen Mo macht sich etwas aus mir. In seinen Augen bin ich ein gefühlloses und rachsüchtiges Weibsbild. »Gequirlte Scheiße ist das alles«, seufzte Senta, zog sich eine bequeme Lümmelhose an und machte es sich vor dem Fernseher bequem. Ablenkung war jetzt dringend nötig.
    Lustlos zappte sie durch das Vormittagsprogramm und blieb bei einer Dokumentation über München hängen. Voller Sehnsucht saugte Senta die Bilder auf und träumte sich zurück in die Vergangenheit. Als die Sendung endete, folgten die Nachrichten. Reflexartig wollte sie wegzappen, doch dann flimmerte ein vertrautes Bild über den Schirm. Die Nachrichtensprecherin berichtete von der toten Lehrerin, Frau Polsterschmidt. Die Polizei suche fieberhaft nach einer brauchbaren Spur, hieß es, und man schließe nicht aus, dass das Verschwinden einer fünfzehnjährigen Schülerin mit dem gewaltsamen Tod der Lehrerin in Zusammenhang stehe. Einen verdächtigen Schüler habe man wieder freigelassen, nachdem sich die Verdachtsmomente gegen ihn nicht erhärtet hatten. Doch die Polizei verfolge bereits eine weitere Spur. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werde ein anderer Verdächtiger eingehend befragt. Die Bilder zum Bericht zeigten die Polizeihauptwache und Zehka, der, unter seiner speckigen Jeansjacke versteckt, aus dem Polizeigebäude geleitet wurde und in einem Auto verschwand. Dann wurde das alte Bauernhaus eingeblendet, in dessen Keller man Zuckerwattes Leiche gefunden hatte. Mit dem dringenden Appell an die Bevölkerung, sachdienliche Hinweise über den Verbleib des Mädchens zu melden, wurde zuletzt ein Foto von Bettina Horicek gezeigt.
    Senta schaltete den Fernseher aus. Ihr war schlecht. Mit dem weiteren Verdächtigen hatten sie wahrscheinlich Mo gemeint. Gerne hätte sie ihn angerufen und zusammen mit ihm die Fakten besprochen. Es musste doch einen Weg aus seiner Lage geben, der allen zeigte, dass er unschuldig war. Wenn sie nur mit ihm hätte reden können. Sie hätte ihn gefragt, was er alles über Zuckerwatte wusste und ob er sich vorstellen konnte, dass Miriam und die Hofdamen zu einem Mord fähig waren.
    Während sie fieberhaft nach Parallelen zwischen dem Mobbing an Mo und dem an Rebecca suchte, fiel Senta wieder etwas ein, was Rebecca gesagt hatte. Dass immer die Polsterschmidt die verantwortliche Lehrerin gewesen war, die bei den fiesen Mobbingattacken der Clique gegen Mo und Rebecca Entscheidungen getroffen hatte.
    Was, wenn Zuckerwatte irgendwann dahintergekommen war, dass Miriam und die Hofdamen sie und die anderen Lehrer schon jahrelang an der Nase herumführten. Sie hat die Clique zur Rede gestellt und dann… Senta lief ein Schauer über den Rücken. Wenn sie sich ausmalte, dass die Mitschülerinnen zu Mörderinnen geworden waren und den toten Körper ihrer Lehrerin eingemauert hatten, wurde ihr schon wieder übel.
    Und was hatten sie mit Bettina gemacht? Senta erschrak, als ihr klar wurde, dass es hier vielleicht um eine Sache ging, deren Gefährlichkeit sie unterschätzt hatte.
    »Ich muss Rebecca noch einmal warnen«, murmelte sie und schnappte sich das Telefon. Aber bei den Lobachs erreichte sie niemanden. Kurzerhand machte sie sich auf den Weg zu Rebecca.
    Als ihr dort niemand öffnete, beschloss sie, ein bisschen spazieren zu gehen. Vielleicht erledigten Rebecca und ihr Vater nur ein paar Samstagseinkäufe und kehrten bald wieder zurück.
    Senta ging die Straße hinunter zu dem Haus, in dem Zuckerwatte einst gelebt hatte. Neugierig schaute sie sich das kleine Einfamilienhaus an. Es schien bewohnt zu sein und eine rote Schaukel im kleinen Garten ließ darauf schließen, dass hier Leute mit Kindern eingezogen waren. Ob diese Familie wusste, in wessen Haus sie lebte? Mit einem unguten Gefühl kehrte Senta wieder um. Unweit vom Hauseingang fielen ihr zwei bekannte Gesichter auf. Rebeccas Vater unterhielt sich mit dem unsympathischen »Bürgermeister«, Herrn Koschel. Der schien aufgeregt auf Herrn Lobach einzureden und Senta verdrückte sich auf die andere Straßenseite. Der Moment schien ungünstig, um in die Unterhaltung zu platzen. Auf Höhe der beiden angekommen, drang die laute und unangenehme Stimme Koschels bis zu ihr: »Xenia würde sich im Grabe herumdrehen, wenn sie wüsste, wie das Museum mit ihrer Sammlung umgeht!«
    Senta beobachtete, wie Koschel mit ausgreifenden Schritten davonstürmte, während Rebeccas Vater dem Davoneilenden mit einem Kopfschütteln

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