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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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schleppte sich Senta an diesem Abend ins Bett. Sie fühlte sich hundeelend. Mo würde bestimmt nie wieder ein Wort mit ihr wechseln. Und das Schlimmste war: Er hatte recht.
    Als sie gerade das Licht ausknipsen wollte, ließ ein Geräusch sie auffahren. Es kam von draußen. Was war das? Ihre Eltern konnten es noch nicht sein, sonst hätte sie das Auto in den Hof einfahren gehört. Machte sich da jemand auf dem Grundstück zu schaffen? Senta löschte das kleine Licht, schlich zum Fenster und schob den Vorhang einen Spalt auf. Das Hoflicht brannte und der Lichtkegel erhellte einen Teil des Eingangsbereichs. Regte sich da etwas? Senta blickte angestrengt nach unten. Vielleicht hatte die Rote den Weg zurückgefunden? Ihr Anblick hätte Senta jetzt tatsächlich gefreut. Vielleicht hätte sie ihr sogar ein Stückchen Wurst spendiert oder eine von den Rohrnudeln, die Mo jetzt wohl nie zu Gesicht bekäme.
    Wieder durchbrach ein Geräusch die Nachtstille. Es klang, als wenn jemand einen schweren Gegenstand beiseiteschob. Das war ganz bestimmt keine Katze. Die Vorstellung, dass es ein Mensch war, der diesen Lärm verursacht hatte, ließ Senta frösteln. Vorsichtig öffnete sie das Fenster, um nach draußen zu lauschen. Es regnete ein wenig und sofort strömte der typische Geruch von nasser Erde in ihr Zimmer. Außer dem Geräusch von Regentropfen, die die Blätter sachte rascheln ließen, bevor sie mit einem leisen Prasseln auf dem Boden auftrafen, war aber nichts mehr zu hören. Wie verdammt still und dunkel es hier auf dem Land in der Nacht ist!
    Senta wollte gerade wieder das Fenster schließen, als sie erneut etwas hörte. Jetzt war ihr klar, woher das Geräusch kam. Jemand machte sich im Schuppen zu schaffen. Dort war gerade eine der alten Milchkannen umgefallen – Senta kannte dieses Scheppern. Aber was sollte ein Einbrecher dort wollen? In dem alten Schuppen lagerten doch nur nutzlose Dinge und man konnte sich im Dunkeln den Kopf an aufgehängten rostigen Gartengeräten stoßen. Senta überlegte fieberhaft, was sie tun konnte, als ihr nicht nur das alte Tagebuch einfiel, das sie dort entdeckt hatte. Der Schreck jagte ihr durch alle Glieder. Plötzlich wurde ihr bewusst, was noch im Schuppen versteckt war. Im Schuppen lag der Ersatzschlüssel zum Haus!
    Einen kurzen Augenblick, der Senta wie eine Ewigkeit erschien, konnte sie sich nicht bewegen – nur weiter in die Nacht lauschen und mit immer größerem Entsetzen feststellen, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Im Schuppen suchte tatsächlich jemand nach etwas. Endlich kam wieder Leben in ihre Glieder. Sie musste etwas tun! Leise schloss sie das Fenster, fischte ihren Haustürschlüssel und das Handy aus der Schultasche und raste die Treppe herunter. Schnell steckte sie ihren Schlüssel von innen ins Schloss und drehte ihn dreimal herum. In der Münchner Wohnung hatte sie einmal aus Versehen die Tür zugezogen, als der Schlüssel innen noch gesteckt hatte. Dabei hatte sie feststellen müssen, dass man die Tür von außen nicht schließen konnte, wenn innen ein Schlüssel steckte. Hoffentlich funktioniert diese Tür genauso, dachte sie, als sich Schritte näherten. Von blanker Panik ergriffen, rannte sie die Treppe wieder hinauf und wählte die Handynummer ihres Vaters. Keine Sekunde später ertönte an der Haustür ein metallisches Schaben. Der Eindringling machte sich am Türschloss zu schaffen.
    »Der Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar«, meldete sich die künstliche Frauenstimme.
    »Scheiße«, zischte Senta und versuchte es mit zitternden Fingern auf dem Handy ihrer Mutter. In diesem Augenblick hörte sie, wie das Türschloss klickte, klickte und noch einmal klickte. Es machte gar nichts, dass der Schlüssel von innen steckte! Munter drehte er sich einfach im Schloss mit. Zeitgleich ertönte der vertraute Klingelton vom Handy ihrer Mutter. Senta konnte es nicht fassen: Mamas Handy lag im Haus herum! Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals.
    »Wieso ist hier dreimal abgeschlossen«, tönte da eine bekannte Stimme in der Dunkelheit. Jemand knipste das Licht an. In der geöffneten Haustür standen Sentas Eltern, und blickten überrascht auf ihre zur Salzsäule erstarrte Tochter, die auf der obersten Treppenstufe kauerte und sie mit riesigen Augen anblickte.
    »Senta!«, rief ihre Mutter und lief ihr entgegen.
    »Ich dachte, ihr seid Einbrecher«, schluchzte Senta auf und stellte fest, dass sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag heulte.
    »Manfred hat den

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